Von Turns und Trails, Menschen und Möglichkeiten: Kaum einer versteht es so gut, die Wünsche von Mountainbikern in allseits respektierte Angebote umzusetzen, wie Karl Morgenbesser.

Michael Forster

Bei Turns im Powder oder am Trail sind nicht nur Ausdauer und Athletik gefragt – es braucht auch eine gehörige Portion Ästhetik und den richtigen Flow. Egal ob auf zwei ­Rädern oder auf den unterschiedlichsten Brettern – hier fühlt sich der Multisportler und Gründer der Wexl Trails in Niederösterreich, Karl Morgenbesser, ­zu Hause.
Seine Leidenschaft für Zweiräder begleitet den studierten Sportwissenschafter schon seit Jahrzehnten. Den Grund dafür sieht er selbst in der Vielseitigkeit und Abwechslung, die sich mit den unterschiedlichen Bikes ergeben: „Das Rad macht auf kleinstem Raum, zum Beispiel im Park oder Flat-BMX Spaß, kann für lässige MTB-Touren mit der Community eingesetzt werden und ist vor allem auch ein Alltags-Verkehrsmittel, das entspannt.“ Darum ist das Mountainbike für Morgenbesser weit mehr als ein Sportgerät – es ist ein Lebensgefühl.

Vom Rowdy-Image zur naturnahen Bewegung
Lange haftete dem Downhill-Sport das Image des rücksichtslosen Draufgängers an. Adrenalin und Action regierten die Wahrnehmung – und verdeckten dabei das, was das Mountainbiken im Innersten ausmacht: Technik, Gefühl und ein tiefes Naturverständnis. Der leidenschaftliche Mountainbiker Morgenbesser sieht hier die Fehler auf mehreren Seiten: „Zum einen sind wir vermutlich als Betreiber und Industrie hier selbst verantwortlich, da wir spektakuläre Bilder einsetzen, um unsere Leistungen zu bewerben. Das führt automatisch zu einem entsprechenden Image.“

Doch das Bild des typischen Mountainbikers hat sich gewandelt. Heute steht nicht mehr der Draufgänger im Fokus, sondern der naturverbundene Entdecker, der seine Freiheit auf zwei Rädern sucht. Die Szene ist breiter, vielfältiger und inklusiver geworden. Mit dem Boom des E-Bikes hat eine neue Generation den Reiz der Trails entdeckt – Menschen, die nicht nur das Tempo, sondern auch die Weite der Natur zu schätzen wissen.

Grundeigentümer, Jäger, Forstwirtschaft – sie alle brauchen einen seriösen Kümmerer, der sich ernsthaft mit ihren Themen auseinandersetzt.

Karl Morgenbesser

Eine Berufung, die Wurzeln schlägt
Mit dem steigenden Interesse an Forstwegen und Schotterpisten wächst auch die Verantwortung. Dabei findet Morgenbesser auch beruflich seine Rolle im MTB-Kosmos. So hat er geschafft, wovon viele träumen: Seine Leidenschaft ist zum Beruf geworden. „Endgültig ein lebensbegleitender Faktor ist das Mountainbiken mit meinen Projekten rund um die Wexl­Trails geworden. Also als Verantwortlicher für die Entwicklungen am Wechsel.“

Auch in der Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen kann er mit seinem Flow-Gefühl punkten: „Grundeigner, Jäger, Forstbewirtschafter und andere Partner brauchen einen seriösen Ansprechpartner und Kümmerer, der sich professionell mit deren Themen auseinandersetzt.“ Er ist überzeugt: Es braucht Möglichkeiten, die Natur zu erleben und sich zu bewegen. Doch Morgenbesser denkt hier über den reinen Sport hinaus: „Grundsätzlich braucht die Gesellschaft Möglichkeiten, ihren Sportarten und Gesundheitsförderung nachgehen zu können. Regionen brauchen attraktive Rahmenbedingungen, um als Tourismusraum aber auch als Lebensraum attraktiv zu sein. Kinder brauchen einfache, nahe Möglichkeiten, sich in der Natur bewegen zu können.“

Verständnis als Schlüssel zur Zukunft
Ob flowiger Trail, geschotterter Forstweg oder asphaltierte Strecke – alle Spielarten des Radsports haben ihre Berechtigung. Umso wichtiger ist ein respektvolles Miteinander. Denn, so Morgenbesser: „Radfahren macht glücklich und es besteht nicht das Interesse an Provokation.“

Das erfordert Einsicht auf beiden Seiten. Radfahrer müssen wissen, warum bestimmte Wege gesperrt sind oder sensible Zonen – wie Biotope oder Rückzugsräume für Wildtiere – gemieden werden sollten, so der Experte: „Radfahrer müssen verstehen, warum es Sperrzeiten gibt und warum diese eingehalten werden müssen. Warum man nicht quer durch das Gemüse bzw. Unterholz gasen sollte, Stichwort Unterstände und Wildrückzugsgebiete. Warum es Hahnenbiotope gibt und diese großräumig umfahren werden sollten.“ Auf der anderen Seite sollten Forst und Jagd erkennen, dass der Sport ein positives Lebensgefühl vermittelt – und dass es gemeinsame Lösungen braucht.

Radfahrer müssen verstehen, warum es Sperrzeiten gibt und warum diese eingehalten werden müssen.

Karl Morgenbesser

Neue Perspektiven
Mit den Wexl Trails hat Morgenbesser sein Flow-Gefühl dauerhaft in die Realität überführt – und ein Vorzeigeprojekt geschaffen, wie Tourismus und Lebensraum gemeinsam wachsen können: „Projekte müssen rund um Menschen entwickelt werden, die in der Region was weiterbringen wollen.“ Dabei betont er: Nachhaltiger Erfolg kann nicht „von außen“ kommen. „Von extern ein paar Trails hineinbauen lassen, ohne dass Einheimische das Thema leben und ihm ihren eigenen Stempel aufdrücken, wird eher schiefgehen.“ Stattdessen setzt er auf lokale Identität und Authentizität.

Wie der Wechsel stehen viele klassische, vor allem kleinere Winterregionen heute unter Druck. Ein flexibler, ganzjähriger Tourismus wird essenziell – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für das gesellschaftliche Gefüge vor Ort. Hier steht Karl Morgenbesser für eine neue Generation im Outdoorsport – leidenschaftlich, reflektiert, lösungsorientiert: „Ich plädiere an alle Interessensgruppen, kein Dogma aus der jeweiligen Perspektive zu machen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei vernünftigen Projekten langfristig meist alle Partner zufriedener sind, auch wenn man seinen Schädel nicht zu 100 Prozent durchsetzt.“

Denn damit das Naturerlebnis für alle nachhaltig möglich bleibt, ohne seinen Reiz zu verlieren, braucht es Abstimmung, Dialog – und den richtigen Flow. 

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Karl Morgenbesser

Geb. 1982, baute  nach dem Abbau der alten Skilifte in St. Corona am Wechsel (NÖ) die Wexl Arena als Ganzjahres-­Erlebnisberg auf (mit Skischule, Outdoor Erlebnisschule, Motorik Park ...), und entwickelte als wesentlichen Teil davon die Wexl Trails. Motto dort: Mountain­bike-Trails for Everybody – inkl. Panorama Trails, Mini Bikepark u. v. m. „Von 0 auf 60.000 Eintritte“ von 2017 bis 2024.

Morgenbesser ist verheiratet und hat 2 Kinder.

Web: morgen-besser.com, wexl-trails.at