Gut geplant ist halb gewonnen – Tipps und Tricks, damit deine nächste Tages- oder Mehrtagestour zum vollen Erfolg wird.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Biken hat unglaublich viele schöne Aspekte – einer davon ist der, neue Gebiete, neue Berge, neue Almen, Gipfel und natürlich Trails zu entdecken. Touren in fremden Gegenden bedürfen aber nicht nur einer gesunden Portion Abenteuerhunger, sondern, egal ob als Tages- oder Mehrtagestour angedacht, guter Planung. Wie und wo man solch eine Tourenplanung am besten anlegt und umsetzt, dazu haben wir uns bei Konrad Rainer, Standortkoordinator und MTB-­Guide der Bike School Pekoll im steirischen Schladming, sowie Ernst Kainz, Tourenguide und höchstpersönlich an der Routenführung des Stoneman Taurista im Salzburger Land beteiligt, ausführlich unterhalten.
 

Vom Finden und Planen
Ernst Kainz hat als Guide wie auch privat als begeisterter Biker schon viele Touren geplant und vieles ausprobiert. Worauf er sich 2024 verlässt, mag manchen überraschen. Weder studiert der Profi stundenlang Kartenmaterial, noch stöbert er in einschlägigen Portalen. Seine klare Empfehlung zur Tourenfindung lautet: komoot. Dafür gibt es gute Gründe: Die Plattform bietet einerseits eine große Auswahl an fertigen Touren in so gut wie jeder touristisch einigermaßen erschlossenen Region, ermöglicht aber auch das individuelle Planen, wobei Wegbeschaffenheit, Gefälle und Steigung, Kilometer und Höhenmeter sowie auf Fahrradtyp und Fitness-Level abgestimmt auch die zu erwartende Fahrzeit direkt angezeigt werden. 

„Sehr wohl sehe ich mir die Tour und Schlüsselstellen aber ganz genau an“, mahnt er dazu, sich nicht blind auf die digitale Planung zu verlassen. Denn lokale Fahrverbote oder die eine oder andere technisch (zu) schwierige Stelle können dennoch dabei sein. Solche neuralgischen Punkte gilt es durch Recherche zu erkennen, das Umzeichnen auf komoot ist dann wieder ein Kinderspiel. Ein weiterer von Ernst Kainz gern genutzter Tipp: Vielfach haben Regionen Tourenkarten mit vielen Tourenvarianten. Wohnt man in einem Hotel, von dem aus man auf Tagestour, im Plural auch Sternfahrten genannt, geht, findet man hier oft ebenfalls sehr gut ausgewiesene und unterwegs auch ausgeschilderte Inspiration.

Überhaupt lohnt es sich, für seine Planung auf lokale TVB-Infos zurückzugreifen, wie auch Konrad Rainer betont: „Legale Touren und Trails sind auf den jeweiligen Tourismus-Webseiten ausgewiesen. Dort sind auch etwaige Sperren von Routen und Trails vermerkt. Gerade in fremden Gegenden sollte man sich nicht nur auf Planungs-Apps verlassen, sondern den Routenverlauf mit Tourismusportalen prüfen.“ Und bitte: Forstlich befristete Sperrgebiete (gelbe Tafeln mit Start und Enddatum versehen) sind nicht aus Willkür aufgestellt, deren Missachtung ist kein Kavaliersdelikt. Harvester, Seilkräne und Prozessoren bergen, von fallenden Bäumen ganz abgesehen, tatsächlich Lebensgefahr!

„Egal ob Tages- oder Mehrtages­tour, eine Tour mit dem Mountainbike sollte immer sorgfältig geplant und vorbereitet sein. Dadurch kann man unangenehme Überraschungen vermeiden und potenzielle Gefahren schon vorab erkennen“, ist für Konrad Rainer die Planung mit der Routenfindung allein nicht abgetan. Vor der finalen Auswahl einer Route, so sein dringlicher Rat, sind die Fitness und das Fahrkönnen aller Tourenteilnehmer realistisch einzuschätzen – dabei richtet man sich stets nach dem schwächsten Mitglied der Gruppe. Damit in direktem Zusammenhang steht auch das Zeitmanagement samt Puffer für Pausen, mögliche Pannen oder Umwege. „Der DAV hat dafür eine Faustformel zur Berechnung der Tourenlänge. Dabei wird davon ausgegangen, dass man auf MTB-Tour in einer Stunde etwa 12 Kilometer, respektive 500 bis 600 Höhenmeter schafft. Bei 50 Kilometern und 1200 Höhenmetern sähe die Rechnung wie folgt aus: Zeit für die Streckenlänge: 50 km / 12 = 4,1 Stunden; Zeit für die Höhenmeter: 1200 hm / 600 = 2. Der kleinere Wert, wird in der Rechnung dann halbiert. Die Gesamt- fahrzeit: 4,1 + 1 = 5,1 Stunden“, erklärt Rainer die händische Berechnung der Fahrzeit. 

Durch eine sorgfältige Tourenplanung lassen sich unangenehme Überraschungen und potenzielle Gefahren schon vorab erkennen.

Mehrtagestouren, so Rainer, bedürfen neben einer ausreichenden Fitness auch noch zusätzlicher Überlegungen. Bei der Tagesdistanz gibt es, analog zur Tagestour, keine echte Faustregel, da jede Gruppe andere Voraussetzungen mitbringt. Einen leichteren Plan B für jeden Tag im Hemdsärmel zu haben, ist jedoch empfehlenswert. Auf jeden Fall sollten die Tourentage an das Niveau der Gruppe sowie an geeignete Unterkünfte angepasst sein. Plant man auf Hütten zu nächtigen, empfiehlt Kainz zumindest ein halbes Jahr im Voraus zu reservieren. Was das Thema Verpflegung betrifft, empfehlen sich unterwegs Sportgetränke, Müsliriegel, Trockenfrüchte, Gels und Co. – wer gut plant, kommt auch an bewirtschafteten Hütten vorbei. 
Rund um den Stoneman Taurista beispielsweise bieten Nächtigungsbetriebe für Biker, die früh in den Tage starten, auch Lunchpakete als Frühstücks-Ersatz. Weiterer Hüttentipp von Rainer: unbedingt Hüttenschlafsack und genügend Bargeld mitnehmen. Kartenzahlung ist im alpinen Raum kein Standard!

Die Sache mit dem Wetter
Einen genauen Blick sollte man vor und auch während der Tour auch aufs Wetter legen. Wind- und Regenschutz sowie wärmende Isolationsschichten gehören auf Tour ohnehin in den Rucksack, gerade in hohen Lagen kann es aber selbst im Sommer schnell ungemütlich werden. Regen macht Trails rutschig, kalte Finger sind wenig gefühlvoll auf der Bremse und haben ihre Schwierigkeiten bei Pannen – und (oft sehr schnell aufziehende) Gewitter in den Bergen wollen wir wenigstens kurz erwähnt haben. Unsere Experten wie der Hausverstand sind sich einig: Ein umfassender Wettercheck vor der Tour ist Pflicht, je nach Lage sollte man Touren oder einzelne Etappen verschieben, abändern oder – etwa mit Bahn oder Taxi – abkürzen. „Lokale Warnzeichen wie aufziehende Gewitter, starker Temperaturabfall oder aufziehende Regenfronten sollten auf jeden Fall ernst genommen werden“, gibt Rainer abschließend mit auf den Weg. 

Ernst Kainz

Langjähriger MTB-Guide aus Radstadt (S), war auch bei der Streckenführung des Stoneman Taurista federführend.

WEB: www.stoneman-taurista.com; www.radstadt.com
 

Konrad Rainer

Standortkoordinator und MTB-Guide der BIKE SCHOOL PEKOLL in Schladming (St).

WEB: www.bikeschoolpekoll.com; www.schladming-dachstein.at