Mit Fitnessstudios ist es ja so eine Sache: Die Auswahl ist inzwischen immens groß geworden. Doch die große Qual der Wahl hat die Suche nach dem perfekten Studio eher noch schwieriger gemacht.
Von Linda Freutel
„Dabei ist es extrem wichtig, ein Sportstudio zu finden, das perfekt zu einem passt. Denn nur, wer sich wohlfühlt, kommt auch regelmäßig wieder", weiß Michael Holzer.
Doch welches Studio das perfekte ist, kann selbst der Experte nicht pauschal beantworten. Das kommt nämlich fast ausschließlich auf das persönliche Trainingsziel und die eigenen Ansprüche an. Nur so viel kann er vorwegnehmen: „Die modernen Studios sind eigentlich alle auf einem guten Niveau. Selbst bei den günstigen Diskont-Studios ist die Qualität in aller Regel gut." Wer dennoch ob der teilweise unterirdisch günstigen Preis stutzig wird, der muss wissen: „Diese Konditionen ergeben sich oft durch die kleinere Nutzfläche bei einer größeren Anzahl von Mitgliedern und durch Sparmaßnahmen beim Personal. Natürlich ist auch ein fehlender Wellnessbereich ein enormer Sparfaktor, der sich an den Kunden weitergeben lässt", erklärt der Experte. Dass mit dem Preis auch die Qualität sinkt, sei hingegen ein Gerücht. Holzer: „Man muss manchmal vielleicht längere Wartezeiten an den Geräten in Kauf nehmen und darf sich nicht wundern, wenn das Studio zu Kernzeiten besonderes voll ist; für die reine Trainingsqualität spielt das aber keine Rolle." Natürlich aber für das persönliche Wohlgefühl und die eigene Motivation. „Jedes Studios bietet andere Vorteile für seine Mitglieder – und jeder entscheidet selbst, was er braucht, um sein Ziel zu erreichen. Wenn es mehr Platz, eine größere Auswahl an Geräten, ein Saunabereich oder Ähnliches ist, muss man eben auch einen höheren Kostenfaktor in Kauf nehmen."
Tipp für Studio-Neulinge | Wer nicht viel oder keine Erfahrung mit dem Training im Fitnessstudio besitzt, sollte bei der Wahl des Clubs auch darauf achten, dass er ausreichend Unterstützung durch einen Profi bekommen kann. Dafür sollte nicht nur ein breites Angebot an Personal Trainern vorhanden sein, sondern auch stets ausreichend qualifiziertes Personal auf der Trainingsfläche für Rückfragen und Anleitungen zur Verfügung stehen. Frage gezielt nach Ausbildung der Betreuer und auch, wie oft deren Wissen in Fortbildungen aufgefrischt wird. |
PROBIEREN ÜBER STUDIEREN
Bevor man eine Mitgliedschaft eingeht, empfiehlt unser Experte in jedem Fall ein Probetraining zu absolvieren. Dabei kann man nicht nur prüfen, wie wohl man sich fühlt, sondern auch einen kritischen Blick auf den Zustand des Studios werfen. „Am besten sollte man sich den Club zu der Zeit anschauen, in der man selbst am häufigsten trainieren will. So kann man sehen, wie aus- oder eben überlastet das Studio in dieser Zeit ist." Zustand und Qualität der Trainingsgeräte? „Aus meiner Sicht gibt es praktisch keine schlechten Geräte. Alle erfüllen ihren Zweck. Und der hängt davon ab, welches sportliche Ziel man erreichen will. Aber klar, Mängel an einzelnen Geräten können in jedem Studio vorkommen – egal, ob Diskonter oder Premiumclub."
Bei der Besichtigung ist der Laie bereits gut beraten, wenn er einen kritischen Blick auf den optischen Zustand der Geräte wirft, und wie viele der Geräte momentan nicht benützbar sind, beispielsweise weil sie defekt sind. Und das Wichtigste: Sind überhaupt all jene Geräte vorhanden, die du für dein gewünschtes Training brauchst? Mit einem Wort: Mach dir unbedingt dein eigenes Bild, bevor du eine Mitgliedschaft eingehst!
FITNESS MEETS WELLNESS
Sport hin, Disziplin her – der schnellste Weg aus dem öden Winter-Blues führt noch immer über die Haut: Massagen, Kosmetik und Saunagänge überzeugen sogar Sportmuffel zu einer Mitgliedschaft in einem Fitnessclub. „Die Ansprüche dürfen dabei ruhig hoch sein", sagt Holzer, „eine breite Auswahl an Saunen, Dampfbädern und Behandlungen sind in vielen Studios längst Programm."
Oft gehen die Angebote sogar über reine Wohlfühlanwendungen hinaus. In speziellen Medical-SPAs gibt es neben klassischer Wellness auch medizinische Angebote: (Sport-)Ärzte offerieren Vorsorgeuntersuchungen, Hormon-Kuren und sogar Traditionelle Chinesische Medizin. Auch hier gilt wieder: „Es gibt eigentlich keine guten oder schlechten Zusatzangebote", sagt der Trainer, „es gibt nur Angebote, die einem persönlich passen oder eben nicht."
Unstrittig ist hingegen die Beurteilung der hygienischen Standards: Werft bei der Erstbesichtigung unbedingt einen kritischen Blick auf die Sauberkeit! Der Tipp von Michael Holzer: „Studios mit TÜV-Gütesiegel erfüllen höchste Standards. Und das nicht nur in Sachen Hygiene, sondern auch, was Ausbildung der Trainier und Therapeuten sowie Ausstattung des Studios angeht."
Tipp für Sparmeister | Nicht nur in Diskontclubs, sondern auch in Nobelstudios kann man sparen. In vielen Studios werden beispielsweise sogenannte „Mitarbeiter-Trainings" angeboten, bei denen Firmen über Sonderkonditionen einen Beitrag zur körperlichen Gesundheit ihrer Mitarbeiter leisten können. In vielen Studios kann man auch sparen, wenn man den Beitrag nicht monatlich leistet, sondern im Voraus für ein Jahr bezahlt. Frage auf jeden Fall gezielt nach, welche Rabatte dein Wunschstudio bietet. |
STUDIOS OHNE GERÄTE
Aber während wir bei der Wahl des perfekten Studios noch über Anzahl und Qualität der Trainingsgeräte sinnieren, stellt der Fitnessexperte eine ganz andere Prognose auf: „Sämtliche Gerätschaften werden mehr und mehr aus den Studios verschwinden!"
Auch wenn er zwar keinen gänzlichen Verzicht auf Trainingsgeräte kommen sieht, glaubt Holzer daran, dass Fitnessclubs immer mehr Wert auf Freiflächen und sogenannte „Functional-Training-Zonen" legen. „Der Trend zum Geräteverzicht zugunsten eines funktionellen Trainings macht sich seit rund zwei Jahren immer stärker bemerkbar und ist sicher nicht nur eine kurzzeitige Mode-Erscheinung."
Studios sind immer öfter so konzipiert, dass man dort ohne Gerätschaft, allein mit dem eigenen Körpergewicht trainiert. Dabei kommen lediglich Hilfsmittel wie Medizinball, Kettlebell, TRX oder Bosu zum Einsatz. „Im Unterschied zu herkömmlichen Kraftmaschinen geben diese Geräte keinen starren Bewegungsablauf vor, sondern unterstützen ein Training der ganzheitlichen Art, bei dem der Körper sämtliche Bewegungen allein koordinieren und muskulär kontrollieren muss." Was das bringt? „Ein intensiveres Training, weil nicht nur isolierte Muskeln angesprochen werden, sondern ganze muskuläre Verkettungen arbeiten müssen. Und zugleich wird neben der Motorik auch die Balance geschult. Perfekter Nutzen also."
Tipp für sportliche Damen | Für Frauen, die lieber unter sich trainieren, könnten spezielle Ladys-Studios das Richtige sein. Aber auch manche gemischten Studios nehmen Rücksicht und richten separate Damen-Trainingszonen ein. Junge Mütter achten bei der Wahl ihres Studios unbedingt auch auf die angebotene Kinderbetreuung. |
MASCHINE ERSETZT MENSCH?
Wenn es nach den Trendforschungen unseres Experten geht, sind Kraftmaschinen aber nicht das Einzige, auf das künftig verzichtet werden wird. Auch vom Trainingspartner „Mensch" scheinen sich mehr und mehr Studios lösen zu wollen. Statt Trainern aus Fleisch und Blut sollen virtuelle Coaches die Kunden anleiten und anfeuern, Kurse halten und sogar Trainingspläne erstellen. „Man muss sich das so vorstellen: In einem Übungsraum hängt dann vorn eine große Leinwand, auf der ein bekannter Trainer die Übungen vormacht – und die Fitnessklasse im Studio macht diese bestmöglich nach", erklärt Holzer, der sich aber diesem Trend gegenüber skeptisch zeigt: „Ob sich dieses Konzept in den Studios durchsetzen wird, muss man erst mal abwarten." Letztlich gehe es beim Sport doch auch um soziale Kontakte und Gemeinschaft.
Solange in den Fitnessclubs des Landes aber noch mit Fleisch und Herzblut trainiert wird, sollte sich auch für jeden das passende Studio finden lassen. Trends hin, Gerätetraining her. Letztlich ist es oft auch genau die Vielzahl an Möglichkeiten und Abwechslung, die das Training im Studio interessant, aber vor allem auch effektiv machen.
Der Experte | MICHAEL HOLZER ist diplomierter und zertifizierter Fitness- und Wellnesstrainer in Wien, arbeitet nach Jahren in großen Fitnessstudios nun seit 2010 als selbstständiger Personal Trainer. Web: fitnessforlife.at |
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