Schanzen, Rampen, Geländer: Ein Grazer Unternehmen baut für Skigebiete Hindernis-Parks in die Landschaft. Für all jene, denen es auf normalen Pisten zu langweilig ist.
Von Klaus Höfler
Für Ü30-Pistenveteranen klingt es wie eine Fremdsprache. Da gibt es Jib-Möglichkeiten, Rails- und Boxen-Variationen, eine Pro Line und Kicker-Tables, eine „Industry Pipe Up" und Picknick-Transferjumps. Aha! Gut, dass in der Chillout-Area ausreichend coole Freaks abhängen, die einem das alles übersetzen und erklären können. Willkommen in einem Supersnow- alias Funpark!
Fast jedes mittelgroße Skigebiet hat mittlerweile einen. Die Größe variiert stark, das Publikum ist immer dasselbe. Es sind die Spielplätze des Nachwuchses, der dem Waldwegerlrallye-Alter entwachsen, aber für das Genusspistenschwingen noch zu jung ist. In diesen Parks mit ihren im Szeneslang Obstacles genannten Hindernissen geht es nicht um Carvingradius und Stockeinsatz, sondern um Geschicklichkeit, Gleichgewicht, Sprungtechnik und Mut. Mit einem Mix aus allem katapultieren sich die Snowboarder oder Skifahrer mit Saltos, Schrauben und Drehungen in atemberaubende Luftstände oder raspeln geschickt über Geländer, Kanten oder Rampen.
GRAZER KNOW-HOW
Die Kulisse dafür stammt in den Alpen nicht selten von „QParks". Hinter diesem Namen steckt ein kleines Grazer Unternehmen, das sich auf die Gestaltung von Funparks in Skigebieten spezialisiert hat. Vor fünfzehn Jahren in einem Kreis junger Snowboarder entstanden, betreibt man heute Zweigstellen in Innsbruck und in der Schweiz und insgesamt 70 Anlagen in sechs Ländern. Die Referenz- und Einsatzliste klingt wie die Hitparade der Skiresorts in den Alpen: Kitzbühel, Sölden, St. Anton, Alta Badia, Gstaad, Planai, Dachstein ...
„QParks" war auch schon in der Türkei aktiv. In Uludag, rund drei Stunden von Istanbul entfernt, hat man auf 2.500 m Seehöhe in einem schneereichen Gebiet auf einem erloschenen Vulkan einen Funpark errichtet. „Aber in der Türkei sind die Dinge aufgrund der politischen Turbulenzen leider etwas ins Stocken geraten", erzählen die beiden QParks-Gründer Jan und Paul Zach. Deshalb hat man sich zuletzt bei der Erschließung neuer Märkte auf Frankreich konzentriert – und gleich in La Plagne die weltweit längste Funslope errichtet.
24 METER HOHER TABLE
Hierzulande baut „QParks" beispielsweise traditionell in Sölden seit 14 Jahren am Ende jeder Wintersaison ein riesiges Obstacle für geladene Pro-Rider. Im vergangenen Jahr kam der Schnee dafür von drei Lawinen. Daraus wurde ein Schanzenungetüm mit einem 24-Meter-Table, einer Höhe von 9,2 Metern und einem 40-Grad-Take-off geschnitzt, der den Snowboardern alles abverlangte.
Aber egal wo: Es geht überall um die Bespaßung der Skifahrer und Snowboarderabseits des konventionellen Pistenbetriebs. Auf eigens abgegrenzten Flächen werden Schanzen, Wellenbahnen und Hindernisse in der Landschaft verteilt – in der Chill-Variante mit Liegestuhl-Reservat plus Musikboxen. Die Gestaltung der Spielplätze passiert jedenfalls nicht zufällig, sondern nach ausgetüftelten Plänen. Bereits im Sommer wird das Areal vermessen, im besten Fall (wie etwa auf der Planai hoch über Schladming) die Topografie mittels Erdbewegungen schon vorgeformt. „Das spart Geld, weil wir so deutlich weniger des meist teuer maschinell erzeugten Schnees benötigen", rechnen die Zachs vor.
ERST KOMMT DER BAGGER
„Wir brauchen so für unseren drei Hektar großen Park rund 30.000 Kubikmeter Kunstschnee – das ist nur ein Viertel der Menge, die wir brauchen würden, wenn wir die Hindernisse nur aus Schnee bauen würden", bestätigt auch Karl Höflehner, erfahrener Betriebsleiter der Planaibahnen. Schon 2008 hat man dort den ersten Park errichtet. Bereits ein Jahr später hat man begonnen, das Gelände im Sommer mit dem Bagger vorzuformen. Heuer wurde nochmals großzügig umgebaggert und neue Attraktionen wurden eingebaut.
FEINJUSTIERUNG PER HAND
Sobald der erste Schnee fällt – vom Himmel oder aus einer der zig Schneekanonen – rücken die Teams aus. Es reicht eine durchschnittliche Schneeauflage von 70 Zentimetern. Dann lässt man die Schneeberge anfrieren, später wird mit Schaufeln und Schabern die Grob- und Feinadjustierung der Objekte vorgenommen. Da wird von den international zusammengewürfelten Teams geshapt und geshreddert, bis jedes Hindernis eine glatt geschmirgelte Oberfläche hat und genau den Vorstellungen der Parkdesigner entspricht.
Je nach Platzangebot werden „Lines" für verschiedene Leistungsklassen errichtet – von Schanzen mit kindertauglichen Sprungweiten um die fünf Meter bis zu professionellen Kickern, bei denen man bis zu 25 Meter segelt. Woher die QParks-Mitarbeiter das so genau wissen? Weil nach getaner Arbeit der beste Part des Jobs kommt: das Selbst-Ausprobieren der Rails- und Boxenvariationen, Kicker-Tables und Picknick-Transferjumps.
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