Wie schnell kommt man als Anfänger mit Langlaufskiern zurecht? Und lieber im Klassik- als im Skatingstil einsteigen? SPORTaktiv-Redakteur Christof Domenig machte den Selbstversuch – mit überraschendem Ergebnis.
Geländeunebenheiten nehmen Langläufer manchmal eher akustisch als optisch wahr. „Merke: Wenn sich das Schnaufen des Anfängers vor dir zum Stakkato steigert, geht’s eventuell leicht bergauf ...“ So kommentiert es der nette deutsche Kollege leicht hämisch, der auf der ersten Langlaufrunde meines Lebens die Ehre hat, hinter mir durch die Loipe zu gleiten. Mein Pulsmesser bestätigt ihn: 170 weist der gleich einmal als Höchstwert aus – und diese Zahl hab ich an meinem Premierentag noch locker getoppt.
TAG 1: KLASSISCH LANGLAUFEN
Dass ich mich fürs Erste mit klassischen Langlaufskiern in die Loipe begab, hatte übrigens einen ganz profanen Grund: Beim Skatingkurs herrschte bei dieser Schnuppereinladung für Journalisten so ein Andrang, dass der schon überfüllt war, als ich zum Eintragen drankam. Richtig begeistert war ich davon ehrlich gesagt nicht: ,Wenn schon, dann ordentlich, und nicht im faden Klassikstil‘, so meine vorgefasste (Irr-)Meinung. Meine Vorurteile gegen das klassische „Dahinzockeln“ in der Loipe muss ich nach dem kurzen Schnuppererlebnis ganz ordentlich revidieren. Und kann hier guten Gewissens unseren Langlauftrainer Roli Lentner zitieren: „Klassisches Langlaufen ist schwieriger – aber wenn man es beherrscht, auch schöner als Skaten. Vorausgesetzt, man versteht es als Langlaufen und nicht bloß Wandern in der Loipe.“ Und das stimmt mit meiner Kurzzeiterfahrung zu 100 Prozent überein. Ökonomischer Krafteinsatz im Diagonalschritt ist für einen reinen Anfänger nämlich koordinativ schlicht ein Wahnsinn! Über die eingangs erwähnten Pulswerte darf man sich daher nicht wundern.
ABDRUCK UND BALANCEGEFÜHL
Um es zu präzisieren: Die für den Abdruck eingesetzte Kraft in Vortrieb umzusetzen und diesen in der Gleitphase auszunutzen, benötigt konkret zwei Dinge: Timing und Balancegefühl! Zum Timing: Als Loipenneuling tritt man immer wieder gnadenlos nach hinten durch! Überhaupt sorgt nach meiner Erkenntnis genau dieser „Abdruck“ zu einem hohen Maß für den (guten wie schlechten) Eindruck, den wenig geübte Langläufer in der Loipe machen.
Trost gab’s von unserer zweiten Trainerin Simone Adelwart, die es als Profi bis in den deutschen C-Nationalkader geschafft hat: „Wissenschaftlich wurde errechnet, dass der Punkt für den Abdruck in einer Zeitspanne von 0,2 Sekunden getroffen werden muss. Selbst Leistungssportler müssen das ständig üben.“
Natürlich bekamen wir dafür die passenden Übungen mit auf den Weg. Zum Beispiel: Ohne Stöcke laufen und sich dabei bewusst auf den Abdruck (mit übertriebener Be- und Entlastung durch Auf-/Abbewegung) und die Gleitphase konzentrieren. Für zweitere – und überhaupt zur ersten Gewöhnung ans Gerät – ist es auch eine gute Übung, nur einen Ski anzuschnallen. Denn wem es anfangs noch an Balancegefühl mangelt, der läuft Gefahr, in Hektik zu verfallen, den „Motor“ in rote Bereiche zu drehen – und damit noch mehr vom Vortrieb zu vernichten. Ist mir auf meinen Übungsrunden in der Seefelder Loipe des Öfteren passiert. Aber genau darin liegt auch die Herausforderung und Würze. Und mit der Zeit – und eingebremst durch die Ein-Ski-Technik – wurde es spürbar besser.
TAG 2: SKATING
Gern hätte ich am zweiten Tag gleich das am Vortag Gelernte weitergeübt. Aber da stand schon das Skating-Schnuppern auf dem Programm. Also die schwierigere Aufgabe, wie ich ursprünglich gedacht hatte. Aber zu meiner Überraschung gestaltete sich dieser Einstieg vergleichsweise sogar einfach. Zumindest gefühlsmäßig.
Freilich konzentrierten wir Skaterneulinge uns lediglich auf die „Zwei-Einser“-Technik. Und als Anfänger macht man natürlich elementare Fehler, wie etwa den Ski auf der Innenkante aufzusetzen. Bergauf würdest du zu Beginn sowieso am liebsten die Latten abschnallen und rauftragen, weil du skatend so gar nicht vom Fleck kommst. Aber obwohl für meine Skating-Einheit bei dieser Schnuppertour noch weniger Zeit zur Verfügung war als für die klassische Einführung, hatte ich diesmal trotzdem viel schneller das Gefühl: „Wow, jetzt geht’s richtig dahin“.Mein Fazit nach zwei (viel zu kurzen) Tagen? Langlaufen ist ein echt geiler Sport! In der Skating-, aber vor allem in der klassischen Variante! Gut, kann schon sein, dass mich auch der Imagefilm von Kursveranstalter Madshus beeinflusst hat, in dem norwegische Spitzenathleten im Diagonalstil eine Steigung „hinauffliegen“. Muss ein irres Gefühl sein. Auch wenn ich solche Anmut auf Langlauflatten mein Lebtag nie erreichen werde – träumen wird man wohl noch dürfen ...
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