Von der Nichtläuferin zur international erfolgreichen Trailrunnerin in wenigen Jahren – Esther Fellhofer aus dem ASICS-Trail-Team schaffte dieses Kunststück.

Christof Domenig
Christof Domenig


Die Story stimmt so, bestätigt die in Kufstein lebende gebürtige Oberösterreicherin. 2016 hat sie, nachdem sie zu einem Lauftreff mitgenommen wurde, diesen bald wieder verlassen, weil sie erstens nicht der Bremsklotz für die anderen sein wollte und ihr zweitens Laufen eigentlich keinen Spaß machte. Sechs Jahre vorgespult: 2022 gewann Esther Fellhofer mit Maximilian Kopf und Friedrich Putz die Mixed-Team- Wertung und wurde overall Zweite beim „Eiger250“ – einem selbst für Ultratrail-Belange extremen Bewerb über 250 km/18.000 hm. Sportlich nicht weniger wertvoll: Platz 3 beim stets sehr gut besetzten Lavaredo-Ultratrail (121 km, 5800 hm) in den Dolomiten. Tritt sie in Österreich an, gewinnt sie meist oder ist am Stockerl, so hat sie in den Jahren 2021 und 2022 etwa beim „Großglockner-Ultra­trail“ (GGUT), KAT100 oder Hochkönigman als Siegerin die Ziellinine überquert.
 

Was zwischen Laufmuffel und Ultratrail-Siegerin passiert ist? Da war ein „Wien Rundumadum“ (130 km), den sie „nur gehend“ bewältigen wollte und nach 42 km aufgeben musste. Daraufhin hat sie sich im Fitnessstudio angemeldet, hauptsächlich Kraftausdauer trainiert; ein Jahr später hat sie den „Rundumadum“ dann abwechselnd gehend und laufend schon beendet (und 2020 schließlich gewonnen). 2018 war ein „Burgenland Extrem“ mit 120 km, bei dem sie die erste Hälfte, über 60 km, bereits durchlief und die zweite Hälfte ging. Es folgte ein sie völlig überraschender zweiter Platz bei ihrer Straßen-Marathonpremiere (ja – nach dem über 60-km-Lauf im Burgenland) beim südsteirischen Welsch­lauf 2018 mit ordentlichen Höhenmetern. Und darauf ihre Ultra­traillauf-Premiere beim Traunsee-Bergmarathon (63 km, 4500 hm), den sie auf Anhieb als Siegerin beendete. So ward die Top-Trailrunnerin ­Esther Fellhofer geboren.

Auf die WM freue ich mich riesig, es motiviert extrem, wenn die ganze Familie und die Freunde vor Ort sind.

Esther Fellhofer

Schließlich wurde sie beim damals neuen europäischen ASICS-Trail-Team aufgenommen – was am Vollzeitjob als Leiterin des Qualitätsmanagements bei „Berglandmilch“ in Wörgl nichts änderte. Ihre Hausstrecke auf die „Möslalm“ startet fast bei der Arbeit, vor Dienstbeginn und nach Dienstschluss verbringt sie 15 bis 20 Stunden pro Woche auf den Trails.

„Ich habe Ehrgeiz und Disziplin – wenn ich mir etwas in den Kopf setze, ziehe ich es auch durch“, sagt die 33-Jährige, ohne selbst eine eindeutige Erklärung für ihren Werdegang und ihr unglaubliches Talent, extrem weite Strecken laufend zurückzulegen, zu haben. Je technischer, länger und schwieriger, desto mehr kann sie ihre Stärken ausspielen. „Ich war auch immer schon gern in den Bergen, nur das lange Runtergehen mochte ich nicht“, lacht sie – jetzt liebt sie vor allem den Downhill-Lauf. Bekannt ist sie in der Szene auch für ihre Regenerationsfähigkeiten. Rund um ihre drei bis vier jährlichen Laufhighlights nimmt sie gerne mal andere Ultratrailläufe mit, zu denen sie sich auch kurzfristig anmeldet, „je nachdem, was die Beine sagen“, mitunter im Wochentakt. Meist beendet sie die Läufe ganz vorn. 

Ein nahes Highlight ist die Heim-WM, die World Mountain & Trail Running Championships (WMTRC 2023) von 6. bis 10. Juni in Innsbruck-Stubai, wo sie für den „Trail long“ (85 km, 5454 hm bergauf, 5966 hm bergab) nominiert ist und Österreichs Farben vertritt. „Es motiviert extrem, wenn die ganze Familie und die Freunde vor Ort sind, ich freu mich riesig darauf“, sagt sie, will aber die Erwartungen angesichts weltweiter Top-Besetzung nicht zu hoch schrauben. Von der Strecke her noch besser liegen dürfte ihr ein anderes Jahreshighlight 2023, der „TDS“ (145 km/9100 hm) im Rahmen des „Ultratrail du Mont Blanc“ (UTMB) Anfang September. Den hat sie im Vorjahr nicht gefinisht, also noch eine Rechnung offen. Und wenn sich Esther Fellhofer etwas in den den Kopf gesetzt hat ... 

In den Kopf gesetzt: Esther Fellhofers Weg von der Nichtläuferin in die Ultratrail-Elite
Esther Fellhofer

Geb. am 15.10.1989 in Rohrbach (OÖ), wohnt in Kufstein (T), läuft für das internationale ASICS-Trail-Team. Erfolge u. a.: Siege beim Wien Rundumadum, Traunsee-Bergmarathon, GGUT, Hochkönigman, Platz 3 beim ­Lavaredo-Ultratrail, Sieg Mixed Team und 2. Platz overall beim Eiger 250.

Instagram: @esther_fellh