Auf die inneren Werte kommt es an? Stimmt! Das gilt auch für die Skimode, denn hier muss vor allem die unterste Bekleidungsschicht für eine optimale Passform und Klimaregulierung sorgen. Dennoch: Wer beim Skifahren­ eine gute Figur machen möchte, sollte auch den „Dresscode" auf der Piste beachten. Hier kommen die (knalligen) Farb- und Funktionstrends für den ­Skiwinter 2016/17.


Wenn der Skibetrieb in diesen Tagen und Wochen in allen Wintersportregionen voll einsetzt, ist es allerhöchste Zeit, sich über die richtigen Ski, den maßgeschneiderten Skischuh und die wärmenden Handschuhe Gedanken zu machen. Neben diesem Materialcheck sollten modisch Bewusste aber auch einen Seitenblick riskieren, was man heuer so fährt und trägt auf der Piste. Denn einmal abgesehen von der notwendigen Funktionalität: Unsere Skiberge und vor allem die Après-Ski-Hütten sind immer auch ein vielbeachteter Catwalk.

Wir haben bei einer Expertin aus dem Sportfachhandel nachgefragt, welche Modetrends uns im kommenden Skiwinter erwarten – und wie moderne Materialien heute beim Skifahren für uns „mitdenken".

MACH'S WIE DIE ZWIEBEL
Wir starten mit der Funktion: Das Zwiebelschalenprinzip gilt nach wie vor als großes Vorbild, wenn es darum geht, sich bestens für einen Skitag zu kleiden. Dieses Prinzip besagt bekanntlich, dass deine (Ski-)Kleidung aus mehreren Lagen bestehen soll, deren Funktionen aufeinander abgestimmt sind.

Zur Erinnerung: Der hautnahe Base-Layer, also im Grunde die Funktionsunterwäsche, soll den Schweiß möglichst rasch von der Haut abtransportieren und nicht aufsaugen. Die Aufgabe des Mid-Layers (Isolationsschicht) ist etwas kniffliger: Dieser soll uns auf dem Gipfel oder im windigen Sessellift vor Kälte schützen, auf der Talabfahrt aber nicht zu stark wärmen, damit wir möglichst wenig schwitzen. Dünne Fleecejacken oder Isolationsjacken aus Primaloft oder ­einer anderen Kunstfaser sind dafür geeignet. Bei der äußersten Schicht unterscheidet man zwischen Hardshell- und Softshell-Modellen, die sich beide durch Winddichtheit und Atmungsaktivität auszeichnen. Hardshelljacken lassen zusätzlich kein Wasser durch.

Textil-Profi Claudia Gleirscher von SPORT 2000 Hofer in Neustift im Stubaital hat einige Pflegetipps für die Funktionskleidung parat: „Für alle Bekleidungsschichten gibt es spezielle Waschmittel, die man im Sportfachhandel kaufen kann. Nach dem Waschen der Funktionsmaterialien nicht auf das Imprägnieren vergessen! Und noch ein Tipp: Daunenprodukte sollte man nach dem Waschen im Trockner gemeinsam mit Tennisbällen trocknen."

ES KOMMT FARBE REIN
Die Skimode von heute ist aber nicht nur funktionell und strapazierfähig, sondern folgt auch bestimmten modischen Trends. Womit wir bei der Frage wären, welche Farben im kommenden Skimodenwinter angesagt sind. Unsere Expertin von SPORT 2000 weiß auch da Bescheid: „Wie bereits im vorherigen Winter ist auch heuer die Skibekleidung sehr farbenfroh. Alle Varianten von kräftigen Farben wie Grün, Orange, Gelb und Rot sowie verschiedenste Blautöne wie Petrol, Navy oder Türkis dominieren in der Herren- wie in der Damenabteilung." Basics in Schwarz oder Weiß sind – speziell bei den Hosen – aber nach wie vor gefragt und werden vom modebewussten Skifahrer auch gerne mit Jacken in kräftigen Tönen kombiniert. Erlaubt ist letztendlich, was gefällt – und was die Farb­palette hergibt.

Genderunterschiede gibt es hinsichtlich der Skibekleidung nur einige wenige: Die Schnitte der Damenmodelle sind körperbetonter, die Wattierung in den Jacken meist etwas stärker ausgeprägt, da Frauen leichter frieren als Männer. „Die Männer beziehen den modischen Aspekt zwar auch mit ein, trotzdem darf's bei ­ihnen vor allem funktionell und praktisch sein", verrät uns Claudia ­Gleirscher. „Tiefergesetzte, leicht erreichbare Taschen, ein integriertes Brillenputztuch und eingepackte Kapuzen stehen auf der Wunschliste der Herren ganz oben."

VON ALTEN UND NEUEN TRENDS
Zwei textile Trends, die wir bereits aus dem Skitourenbereich kennen, sind einerseits die Nachhaltigkeit und andererseits die „Hybride". Wir haben bei unserer Expertin nachgefragt, ob diese Trends auch Eingang in die heimischen Skibekleidungsabteilungen gefunden haben.
„Hybridmodelle sind bei uns im Geschäft vor allem bei Langläufern und Tourengehern gefragt. Im Skimodensektor spielen Hybridjacken und -hosen eher noch eine untergeordnete Rolle. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir in einem Gletscherskigebiet angesiedelt sind und die Skifahrer richtig warme und wasserdichte Jacken brauchen", erklärt uns Claudia Gleirscher. Nochmal zur Erinnerung: Hybridmodelle kombinieren verschiedenste Materialien wie diverse Stretch-Materialien, Daune, Primaloft, Merino oder Fleece miteinander und setzen sie dort ein, wo ihre Funktionen gebraucht werden.


Das sensible Thema der Nachhaltigkeit, das sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Outdoor-Industrie zieht, ist auch im Skimodensektor bereits Thema, wenn auch noch kein so großes. „Aber ein Bewusstsein für faire Produktionsbedingungen hinsichtlich der Skibekleidung ist unter den Kunden durchaus vorhanden." Vor allem der Tierschutz wird laut Gleirscher großgeschrieben: „Skijacken, gefüllt mit Daunen aus Lebendrupf, oder Echtpelzapplikationen an Mützen und Kapuzen werden von unseren Kunden oft abgelehnt." Hinsichtlich der Materialien hat sich für die kommende Skimodensaison zwar noch keine bahnbrechende Neuentwicklung angekündigt, jedoch lohnt sich ein Blick auf die diesjährige Fachmesse ISPO in München, wo vor allem jene Materialien im Vordergrund standen, die Skifahrer und Outdoor-Sportler in der Wintersaison 2016/17 trocken halten sollen.

Zu den Pionieren in Sachen Materialentwicklung gehören dieses Jahr etwa die Firmen Gore, PrimaLoft, Sympatex, Toray und viele mehr. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Sympatex stellte erstmals die Neuentwicklung „MoiSture-Tech® Apparel" vor. Diese PTFE-/PFC-freien 3-Lagen-Laminate sorgen für ein gutes Feuchtigkeitsmanagement, indem durch eine vertikale Sogwirkung Feuchtigkeit rasch von der Hautoberfläche in das Innere der Funktionsschicht geleitet, dort zwischengespeichert und großflächig verteilt wird. Das Tolle an der Entwicklung: Je mehr du schwitzt, desto mehr Feuchtigkeit kann die Membran nach außen transportieren.

WAS KOMMT DRUNTER?
Da wir gerade vom Schweißabtransport sprechen: Diese wichtige Aufgabe übernimmt auch bei der Skibekleidung die Funktionsunterwäsche. Neben Produkten aus Naturfasern und Kunstfasern hält sich nun schon seit Längerem eine weitere Underwear-Kategorie auf dem Markt: die Kompressionskleidung. Laut den Herstellern soll diese die sportliche Leistungsfähigkeit steigern, weil Blutzirkulation und Regeneration verbessert sowie Ermüdungserscheinungen verzögert werden. Und warum die Kompressionskleidung tatsächlich hält, was sie alles verspricht, kann auch unsere Expertin Claudia Gleirscher erklären: „Die Kompressionskleidung übt nämlich Druck von außen aus, sodass Muskulatur und Bindegewebe besser durchblutet werden und das Blut schneller zum Herzen zurückfließt. Die Leistungssteigerung und die verbesserte Blutzirkulation durch Kompressionsunterwäsche sind also kein Verkaufsgag, sondern positive Wirkungen, die wissenschaftlich erwiesen sind."

Claudia Gleirscher / Bild: Hasibeder

Die Expertin
CLAUDIA GLEIRSCHER ist Geschäftsführerin von SPORT 2000 Hofer in Neustift im Stubaital. Sie sorgt für ein umfangreiches und sorgfältig ausgesuchtes Textilsortiment bei Sport Hofer. In der Freizeit findet man Claudia beim Joggen, Langlaufen und beim Skifahren.

Kontakt: hofer@sport2000.at
Web: www.hofer-sport-2000.at



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