Mitte Mai traf SPORTaktiv-Redakteur Christoph Lamprecht den dreifachen Race Across America-Sieger und 24-Stunden-Weltrekordhalter Christoph Strasser zum Interview. Wie die gemeinsame Ausfahrt verlaufen ist, liest du im aktuellen SPORTaktiv Magazin (ab 4. Juni erhältlich).
Wie verbringst du deine Zeit nach dem RAAM?
Da bin ich nicht mehr Profi sondern Mensch und genieße das Leben. Ich gehe auf Partys oder Konzerte, und bin zum Teil auch relativ faul. Sicher gibt es regenerationsfördernde Maßnahmen, aber ich bin nicht so getrieben, dass ich nicht ohne Bike leben kann.
Wann ist der Physiotherpeut wichtiger - in der Vorbereitung oder beim Rennen?
Während der Trainingsphase habe ich eigentlich kaum Bedarf und gehe nur ein- bis zweimal im Monat zur Physiotherapie. Außer ich habe irgendwo Schmerzen, dann natürlich sofort. Beim RAAM ist der Physiotherpeut ungemein wichtig. Vor dem Start werde ich getapt, während den Pausen je nach Bedarf behandelt.
Brauchst du noch mentale Betreuung oder schaffst du alles aus eigenem Willen?
Mein Mentaltrainer ist nach wie vor sehr wichtig für mich. Um Ultra-Rennen erfolgreich zu bestreiten, muss man sich seiner Ziele immer bewusst sein. Bedingungsloser Fokus schafft einen freien Kopf. Wenn im Rennen die Sinnfrage aufkommen würde, scheitert man garantiert.
Außerhalb der Rennen stehst du auch auf der Bühne. Worum geht es bei deinen Vorträgen?
Bei meinen Vorträgen geht es prinzipiell um Zielsetzung, Motivation und den Umgang mit Niederlagen. Da kann man sich auch im Beruf viel abschauen vom Sport. Zeitweise bin ich mehr Profi-Vortragender als Sportler und versuche in den Lücken so gut es geht zu trainieren. Naja, Motivation ist eben alles.
Trotz deinem Team bist du es, der Strampeln muss. Deine Leistung ist wahrscheinlich auf für deine Begleiter nicht vorstellbar. Wie einsam ist man während eines Langdistanz-Rennens?
Nicht wirklich. Beim RAAM habe ich elf Betreuer, die mit drei Autos quasi einen Schichtbetrieb fahren. Es ist schon richtig, dass ich am Rad sitze, mein Team ermöglicht mir aber erst das Strampeln. An den ersten drei Tagen des RAAM ist ein Betreuung nur vom Straßenrand erlaubt. Ab dem vierten Tag habe ich nie das Gefühl, dass ich alleine bin. Das ist dann vom Spaßfaktor her so, als ob ich im Auto sitzen würde. Meine Begleiter sind für mich der springende Punkt für den Erfolg. Andere Fahrer sind eher Einzelkämpfer und bekommen deshalb schneller mentale Probleme. Kurz: Ein Team hat jeder, aber nicht jeder hat Freunde dabei so wie ich.
Hat man als Weltrekordhalter eigentlich noch Vorbilder?
Ich habe viele Vorbilder - sportlich und menschlich. Egal wer man ist, es gibt immer Menschen, von denen man sich etwas abschauen kann. Auf die Schnelle fallen mir das Wolfgang Fasching, Roger Federer und Rafael Nadal ein. Ich glaube, wer keine Vorbilder mehr hat, ist schon zu abgehoben.
Welche Ziele hast du noch? Was treibt dich an?
Gute Frage. Es ist wichtig, dass man sie sich immer wieder selber stellt. 2015 will ich das RAAM zum dritten Mal in Folge gewinnen (Zum Weiterlesen: RAAM 2015: Christoph Strasser will dritten Sieg in Folge). Das hat noch niemand geschafft. Außerdem möchte ich meinen 24-Stunden-Rekord verbessern, da gehen sich über 900 km aus. Mein wichtigstes Ziel ist es aber, auch in Zukunft nachhaltig vom Radfahren leben zu können. Und dazu gehört durch meine Vorträge eben auch das Sprechen vor Publikum. Da sind wir wieder bei den Vorbildern. Wolfgang Fasching lebt das seit Jahren eindrucksvoll vor.
DER WELTREKORDLER
Christoph Strasser ist u. a. dreifacher Sieger und Streckenrekordhalter des Race Across America (rund 4.800 km in 7 Tagen, 15 Std. und 56 Min.). Im März erstrampelte er mit 896,173 km in 24 Stunden einen weiteren Weltrekord.
Aktuelle News über den Weltrekord-Mann findest du auf www.christophstrasser.at.