Schuhe, Bekleidung, Trailrucksack, ­Stöcke und Co.: Was es im Trailrunning braucht und ­worauf es bei der Auswahl ankommt – ­nachgefragt bei vieren aus der heimischen Trailrunning-Elite.

Christof Domenig
Christof Domenig

Wo auch immer man auf der Welt gerade ist – Laufschuhe und Laufkleidung können immer dabei sein, passen sie doch ins kleinste Gepäck. Beim Trailrunning ist das Ausrüstungspaket zwar ein wenig umfangreicher als beim Straßenlauf – aber dennoch ist auch das Benötigte beim Laufen im Gelände (verglichen mit anderen Sportarten) überschaubar. Wie halten es eigentlich die Könner auf den Trails mit ihrem Equipment – und was raten sie Hobby-Athleten oder gar Einsteigern bezüglich Ausrüstung zu beachten? Wir haben bei vier Topathleten nachgefragt – bei Hans-Peter und Manuel Innerhofer aus dem Salomon-Team, Asics-Läuferin Esther Fellhofer und dem Brooks-Athleten Alexander Hutter. Alle waren sie übrigens im Vorjahr bei der Trailrunning-WM 2023 in Innsbruck-Stubai im Einsatz, ebenso wie bei der heurigen Berglauf- und Trailrunning-­EM Ende Mai, Anfang Juni in Annecy in Frankreich.

Die Schuhwahl
Grip und Schutz auf allen Wegen – das ist die Aufgabe von Trailschuhen. Entsprechend kommt die Schuhwahl an erster Stelle. Mittlerweile gibt es ein richtig breites Angebot an Traillaufschuhen am Markt – von superleicht bis stark gedämpft; mit und ohne Schutzplatten aus unterschiedlichen Materialien und teils mit Carbon in Wettkampfvarianten; mit Sohlen für unterschiedliche Untergründe oder manchmal auch optional mit wasserdichter Membran. „Wir verwenden stets unterschiedliche Paar Schuhe“, sagen Hans-Peter und Manuel Innerhofer und empfehlen auch Hobbyläufern, je nach Streckenlänge und Untergrund zu variieren: Die wechselnde Belastung hilft auch der Fußmuskulatur und die Schuhe halten auch länger, wenn man ihnen nach einem Lauf eine Erholungspause gönnt. Hans-Peter Innerhofers Schuhportfolio schaut übrigens so aus: „ein Paar mit viel Dämpfung und Komfort für die langen Läufe, ein mittel­ gedämpftes für die Dauerläufe und ein Wettkampfmodell, das ich auch für die schnellen Trainingseinheiten und Intervalle hernehme“. Der aktuelle Wettkampfschuh beider Innerhofers, die tendenziell kürzere Trail-Rennen bevorzugen, ist der Salomon S/LAB Pulsar 3, während für ihre längeren Läufe der S/LAB Genesis ihre erste Wahl ist.

Esther Fellhofer: „Ich habe meine zwei Modelle, die mir perfekt passen und die ich im Training ebenso wie im Wettkampf verwende: den Asics Trabuco 12 für technisches Gelände und, wenn es nicht so technisch ist, den Trabuco Max, mit noch einmal mehr Dämpfung.“ Ihr Rat an Hobbyathleten? „Ist man eher auf kurzen Strecken unterwegs, ist man recht flexibel: Einen Schuh mit viel Dämpfung kann man auch gut auf kurzen Distanzen verwenden – umgekehrt geht das nicht. Für mich ist der Grip auf felsigem Gelände das Um und Auf.“ Blasen an den Füßen sind für die Oberösterreicherin – die auch schon Läufe jenseits der 200 Kilometer bestritten hat – interessanterweise gar kein Thema. Einzige Ausnahme: „Als ich einmal einen Carbon-Trailschuh verwendet habe. Es gibt genug Athleten, die sehr gut damit laufen können – für mich ist ein Carbonschuh nicht ideal.“

Alex Hutter hat einen aktuellen Favoriten, den er für alle nicht zu technischen Läufe ab 50 Kilometer verwendet: „den Brooks Caldera 7. Der ist mit seiner starken Dämpfung richtig cool auf den langen Distanzen. Die Sohle ist dabei natürlich weicher und man hat im schwierigen Gelände nicht so viel Gefühl für den Untergrund – wer ein direkteres Gefühl mag, greift zum Beispiel zum Catamount Agil 3. Das ist ein bisschen Typsache.“

„Nass und schlammig“ sind für den Tiroler die Bedingungen, wo sich bezüglich Grip die Spreu vom Weizen trennt und es wirklich auf die passende Sohle ankommt. Apropos nass: Braucht es eine wasserdichte Membran? „Ich selbst bin kein Freund davon, man schwitzt dann eher innen – und irgendwann kommt auch von oben das Wasser rein. Aber auch das ist ein bisschen eine Sache der persönlichen Vorliebe.“

Trailrucksack und Kleidung
Bei den Langdistanz-Spezialisten unseres Experten-Teams kommt der Trailrucksack in der persönlichen Wertigkeit gleich unmittelbar nach den Schuhen: „Bei Läufen unter zwei Stunden komme ich ohne aus, man findet immer eine Wasserquelle, um die Flask nachzufüllen“, erklärt Esther Fellhofer, „wird es länger, kommt der Laufrucksack aber immer mit.“ Wichtig: Dass er wirklich passt, nicht zu locker ist, „wenn sich der Rucksack bewegt, kann man nicht gescheit damit laufen.“ Auch wenn die Flasks, die vorne an den breiten Gurten der westenartigen Trailrucksäcke ihren Platz haben, leerer werden, soll alles noch fest sitzen, so ihr Tipp.  
 „Die Stockbefestigung ist wichtig“, ergänzt Alex Hutter, „und dass die gut funktioniert“. Welches Volumen passt? „Beim 5-Liter-Modell bekommt man in der Regel alles rein, ich bin fast immer damit unterwegs“ – lediglich bei Rennen mit umfangreicher Pflichtausrüstung brauche es ein gößeres Modell.

Einen Schuh mit viel Dämpfung kann man auch gut für kurze Distanzen verwenden. Das Um und Auf ist der Grip.

Esther Fellhofer

„Es gibt Hosen mit integriertem Gurt, da kriegt man Gels und auch eine Regenjacke unter“, empfiehlt Manuel Innerhofer für kürzere Strecken. Genereller Tipp der Salzburger Brüder: „Hose, Shirt und Rucksack soll man vor einem Rennen schon oft genug getragen haben, um sicherzugehen, dass nichts reibt. Das kann man nämlich oft erst nach Stunden beurteilen.“ Selbiges betont auch Fellhofer: „Auf langen Distanzen ist eine enge Innenhose fein, die so weit die Oberschenkel bedeckt, dass es zu keinen Reibestellen kommt.“ Fellhofer wie Hutter bevorzugen 2-in-1-Hosen. Beim Shirt ist eng oder weit Geschmackssacke, meint unser Expertenquartett, weit ist eher luftiger, für Esther Fellhofer sollte es auf langen Distanzen nicht gerade ärmellos sein, damit keine Reibestellen entstehen.

Immer im Gepäck, wenn es in die Berge geht: eine leichte, klein packbare Wind- oder Regenjacke. „Wenn am Berg Wind weht, ist es schon angenehm, etwas drüberziehen zu können. Oder auch, falls man einmal stürzt und sich verletzt“, sagt Hutter. „Wenn ich weiß, dass es regnen wird, nehme ich eine wasserdichte Jacke – sonst ist möglichst leicht das Kriterium.“ Ein Ratschlag unserer Experten: Alles, was im Trailrucksack ist, in ein Plastiksackerl stecken, weil der Schweiß durch das Mesh des Rucksacks nach außen transportiert wird.

Stöcke und weitere Ausrüstungsteile
„Bergauf“, weiß Esther Fellhofer, „sind Stöcke auf langen Distanzen eine große Entlastung für die Beine.“ Ihr Ratschlag zu den Stöcken deckt sich mit denen Alex Hutters: Carbon („den Gewichtsvorteil von Carbon im Vergleich zu Alu spürt man weniger in der Hand als vielmehr beim langen Tragen am Rucksack“, sagt Hutter) und dazu Fixlängen-Faltstöcke: „Das Falten geht auch im Lauf, auseinanderziehen und fertig: Vor allem im Wettkampf ist das eine große Erleichterung und da versucht man, Zeit zu sparen, wo immer es geht“, so Esther Fellhofer. 

Auch fein auf Trails: eine GPS-Uhr. „Das ist auf jeden Fall ein wichtiges Ausrüstungsteil – auch weil die Markierungen in den Rennen mitunter nicht so gut sind und man sich dann auf den Track auf der Uhr verlassen kann“, so Alex Hutter. Hans-Peter Innerhofer: „Eine Kopfbedeckung, die die Stirn bedeckt – die Sonne in der Höhe unterschätzen viele und es ist auch angenehm, wenn man sie zur Kühlung in einem Bach nass machen kann.“ Für Esther Fellhofer ist die Brille ein unverzichtbares Ausrüstungsteil auf den Trails. Worauf kommt es da an? „Erstens auf den Kontrast beim Sonne-Schatten-­Wechsel und zweitens, dass sie richtig gut sitzt: Vor allem beim Bergablaufen ist das entscheidend.“

Im Anschluss findet ihr unsere „Top 12“-Trail Ausrüstung – da ist bestimmt noch die eine oder andere weitere nützliche Anregung mit dabei.