Was man zum Laufen 2021 alles braucht? Na logisch: Ein paar Schuhe, eine GPS-Uhr und eine App. Was für eine Frage!
Von Christof Domenig und Klaus Molidor
Nur sprechen soll sie nicht...
Nach Top-Smartphones kommen nun also auch GPS-Uhren aus China. Wir haben uns mit der HUAWEI GT 2 PRO in der „Sport Edition“ (heißt: Kunststoffarmband) gleich das Topmodell zum Ausprobieren schicken lassen – das mit UVP € 299,– zugleich preislich voll im Rahmen ist. Und: Man ist es von den Handys ja schon gewohnt – aber Huawei macht wirklich keine halben Sachen. Schon der Ersteindruck: Titangehäuse, Saphirglas, Keramikrückseite. Dass die Uhr etwas schwerer ausfällt als manch „metallverzierte“ Plastikwatch, stört das jemanden? Ich spür es beim Tragen nicht. Das coole, „anzugtaugliche“ Design setzt sich beim Display (454 x 454 Pixel) fort, das manches Konkurrenzprodukt der gleichen Preiskategorie alt aussehen lässt.
Installation und Koppeln mit der Huawei-Health-App: problemlos. Bedienung mit zwei Tasten und Touch-Display: Selbsterklärend. Etwas peinlich war mir beim ersten Training aber die Computerstimme, die Trainingsdaten permanent bekanntgibt und zwar so, dass die ganze Umgebung mithört: „Your Pace is 7:39!“ in einem enthusiastischen Tonfall, der für „3:30“ passen würde. Die Ansage kann man zum Glück leiser bis ganz stumm schalten. Die Aufzeichnung und Auswertung aller denkbaren Trainingsdaten passt dann aber wieder. Die Akkulaufzeit ist offensichtlich hervorragend, zumindest wenn man auf das „Always on Display“ verzichtet, also die Anzeige nur bei Bedarf aktiviert.
Lob verdient auch die App: Die Analyse der Trainings-, Fitness- und Gesundheitsparameter (z. B. der Schlafdaten) wird nicht nur prägnant und verständlich auf den Punkt gebracht, sondern auch wissenschaftlich mit Quellenangaben untermauert. Auch nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit...
Felix und die Nasa
Wozu so ein Lockdown alles gut ist. Mein Jüngster hat zu laufen angefangen. Nicht weil sein alter Herr als Vorbild wirkt (bloß nicht), sondern weil die Basketballtrainerin das verordnet hat. Äh, und wie misst du die Distanz, erlaubte ich zu fragen. Augenrollen und ein mitleidiges Lächeln war die Antwort. Per App! Längst installiert, so schnell bindest du dir kein Schuhband. ADIDAS natürlich. Grund genug, die auch einmal zu testen. Man will ja nicht als Dinosaurier dastehen. Wie der Sohn, so hat auch der Vater die Gratisversion gecheckt. GPS, Kilometerdurchsage, ordentliche Karten, alles gut. Ist ja alles keine Raketenwissenschaft mehr anno 2021.
Besonders interessant für den Vielläufer: Man kann seinem Profil Schuhe hinzufügen. Fast alle Hersteller sind mit ihrer kompletten Produktpalette drinnen, da findet jeder seinen Schuh wieder. Oder Schuhe in meinem Fall. Fünf Modelle hab ich mal eingestellt, man will den Produktionsprozess ja nicht gefährden. Der Sinn dahinter für den Konsumenten: Man sieht, wie viele Kilometer welcher Schuh schon auf der Uhr hat. Wahrscheinlich kommt dann nach 500 Kilometer automatisch die Kaufempfehlung – aber das ist nur eine böse Unterstellung.
Lustig, dass die App auch auf Emotionen abzielt. So kann man seinen Schuhen sogar Spitznamen geben. So weit bin ich noch nicht. Man kann sogar in der Gratisversion schon Live-Tracking einschalten und sich von den Daheimgebliebenen verfolgen und anfeuern lassen. Nice, würde Felix sagen. Ich erwarte unterdessen einen Anruf der NASA. Sportuhr mit GPS, Smartwatch mit GPS und jetzt auch noch Handy mit GPS – ich hab sicher einen ganzen Satelliten besetzt. Kommt nicht wieder vor, Houston, schwöre!
Ein echter Wikinger
Das Leben im Norden ist hart. Trockene Luft, raue See, Gischt, die über die schroffen Felsen ans Ufer spritzt, Stürme, Matsch und Gatsch. Klar, dass sich die Firma VIKING aus Norwegen da auf Gummistiefel spezialisiert hat. Im 101. Jahr der Firmengeschichte kommt nun in der kleinen, aber feinen Trailrunningkollektion der „ANACONDA LIGHT GTX“ in die Regale. Und der wurde für echte Abenteuer im Gelände entwickelt – fast möchte man geschnitzt sagen.
Ein massives Ortholite Fußbett, dicke Schuhbänder, richtige Stollen an der Michelin-Außensohle. Gore-Tex versteht sich bei der Herkunft von selbst. Also raus damit in die arktische Nacht im Grazer Umland. Rein in den Schnee und über von Schlitten und Bobs eisig geschliffene Wiesen. Herrliches Gefühl. Immer Grip, ein sicherer Tritt, ausreichend Seitenhalt, da gibt es kein Zittern.
Und während die Begleiterin schon nasse Füße hat, suche ich im „Erik, der Wikinger“-Modus Tiefschnee, lass den Pulver aufwirbeln und erfreue mich immer noch an trockenen Füßen. Wer bei Wind und Wetter im Gelände läuft, für den sind die 169,95 € (UVP) gut investiert. Am schneefreien Asphalt fühlt sich der rote Viking hart an, das ist nicht sein Terrain. Aber schließlich ist Halvar von Flake ja auch nicht auf Flüsterasphalt unterwegs gewesen.