Wenn von der Sportart Klettern die Rede ist, denken vermutlich die meisten an Berge, ein Seil und Akrobatik in waghalsiger Höhe. Jedoch lässt sich das Klettern bei weitem nicht darauf reduzieren.
Tatsächlich gibt es die unterschiedlichsten Varianten und nicht jede Person, die klettert, braucht dazu ein Seil oder Berge.
1. Klettersteig
Das Begehen von Klettersteigen lässt sich als Übergang vom Wandern zum Sportklettern beschreiben. Es ist quasi eine vertikale Wanderung in Verbindung mit Klettergurt und Kletterhelm. Und besonders bei schwereren Varianten sind bestimmte Techniken aus dem Klettersport bereits hilfreich. Nur das Stahlseil, das die Wand entlangläuft, das Klettersteigset und so manche Tritthilfe verweist dann noch auf den Klettersteigcharakter.
2. Mehrseillängenrouten
Das Klettern von Mehrseillängenrouten ist vermutlich das, was der Allgemeinheit als Klettern bekannt ist. Diese Art kann durchaus als Königsdisziplin des Felskletterns bezeichnet werden. Dazu werden für gewöhnlich zwei Personen, die klettern, benötigt. Eine Person klettert voraus und gibt damit die Route im Vorstieg vor, und die zweite Person nimmt beim sogenannten Nachstieg das Material, das zur Sicherung der Route nötig ist, wie Expressschlingen und Seil, wieder mit zu einer der Zwischenstationen der Gesamtroute – auch Standplatz genannt. Dann beginnt das Ganze wieder von vorne, bis der Gipfel erreicht wird.
3. Sportklettern im Klettergarten
Das Sportklettern im Klettergarten ist quasi das kleine Geschwisterchen des Kletterns von Mehrseillängenrouten. Im Klettergarten, welcher ein ausgewiesener Platz zum Klettern ist, ist die Route nach einer halben Seillänge zu Ende und die Person, die sichert, bleibt am Boden. Außerdem gibt es für gewöhnlich Bolts bzw. Bohrhaken, kleine eingebohrte Ringe im Felsen, die die Route vorgeben. Grundsätzlich ist es aber immer nötig, das Seil im Vorstieg nach oben zu bringen, da in der Natur nicht einfach Seile herumhängen. ;)
4. Trad Climbing
Beim Trad Climbing oder traditionellen Klettern gibt es prinzipiell keine vorgegebene Route durch Bohrhaken und es wird am nackten Felsen hochgeklettert. Dennoch können während der Route Bolts eingebohrt werden oder es werden durch Klemmgeräte oder Klemmkeile temporäre Sicherungen in Rissen geschaffen. Besondere Ausformungen des Trad Climbing sind das Clean Climbing oder das Crack Climbing. Beim Clean Climbing werden ausschließlich temporäre Sicherungen genutzt, um keine Spuren am Felsen zu hinterlassen. Das Crack Climbing ist eine besondere Variante, da hierbei nur Risse zum Klettern genutzt werden.
5. Eisklettern
Im Gegensatz zu den anderen Varianten des Klettersports ist das Eisklettern nur in kälteren Gebieten möglich. Denn wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um das Klettern am Eis. Hier wird auf gefrorenen Wasserfällen, steilen Passagen von Gletschern oder künstlichen Eiswänden gekraxelt. Grundsätzlich sind Kenntnisse, die bei Mehrseilrouten Anwendung finden, sowie Spezialwissen über das Eis nötig. Jedoch ist es durch besondere Hilfsmittel, wie Steigeisen an den Füßen und Eisgeräte (eine kürzere Variante des Eispickels) an den Händen, möglich, sich seine eigene Route zu suchen.
6. Hallenklettern
Besonders für jene, die mit dem Seilklettern beginnen wollen, ist der Besuch einer Kletterhalle empfehlenswert. Anders als beim Klettern am Felsen muss man sich hier seine Klettergriffe nicht suchen, sondern sie sind je nach Route farblich markiert. Zusätzlich hängen zum Teil bereits Seile an der Wand und es ist möglich, sich im sogenannten Top-Rope-Klettern zu üben. Eine weitere Besonderheit sind Selbstsicherungsautomaten – das bedeutet, dass hier keine zweite Person zum Sichern nötig ist, sondern dass dies ein Gerät übernimmt. Als Variante des Hallenkletterns kann das Speedklettern bezeichnet werden, bei dem bei einer eigens dafür vorbereitete Route so schnell wie möglich der oberste Griff erreicht werden muss.
7. Bouldern
Ebenfalls einsteigerfreundlich ist das Bouldern – das Klettern auf Absprunghöhe ohne Seil. Damit man dennoch sicher unten ankommt, bedecken hier Matten oder Crashpads den Boden. Das Bouldern ist besonders gut geeignet, um sich an bestimmte Klettertechniken heranzutasten. Zudem ist die Ausübung alleine möglich und es werden dazu nur Kletterschuhe und, falls es nach draußen geht, auch ein Crashpad benötigt.
8. Urban Climbing (Buildering)
Das Urban Climbing ist speziell für jene geeignet, dessen Lebensmittelpunkt der städtische Raum ist. Denn dabei liegt der Fokus nicht auf den Bergen, sondern auf Gebäuden. Egal, ob Hauswände, Brücken oder Sehenswürdigkeiten – in so mancher Stadt gibt es legale Kletterspots. Diese konzentrieren sich jedoch meist eher auf das Bouldern als auf das Seilklettern.
9. Free-Solo-Klettern
Man nehme die bereits angenommene Grundformel des Kletterns und subtrahiere das Seil. Übrig bleiben die Berge und die Akrobatik in waghalsiger Höhe. Und genau dieser Begriff „waghalsig“ bekommt ohne Seil beim Free-Solo-Klettern gleich eine ganz andere Bedeutung – denn Fehler, die zum Fall führen können, sind hier meist lebensgefährlich. Nicht ganz so riskant ist die Variante des Deep Water Soloings. Dabei soll tiefes Gewässer, das sich unter der Route befindet, den Sturz des Kletternden abfangen.