Powder pur in unberührter Natur! So wird das Skifahren zum echten Erlebnis. Und wer einigewichtige Grundregeln beachtet, der kann den Tiefschnee auch abseits der gesicherten Pisten in vollen Zügen genießen …
Psychologen sagen, es habe mit unserem Alltag zu tun. Dieser sei oftmals stereotyp, geprägt von Standards und stundenlanger Arbeit vor dem Bildschirm. Wir sehnen uns nach intensiven Momenten – und so zieht es uns nach draußen in die weiße Wildnis, wo wir einen Hauch von Abenteuer verspüren wollen. Wie gesagt, das ist eine Erklärung der Psychologen. „Freeriden ist das Gefühl absoluter Freiheit!“ Das sagt einer, der es wissen muss. Der Zillertaler Roman Rohrmoser begann das Skifahren im Alter von zwei Jahren, heute zählt er zu den Stars der Freeski-Szene und verdient sein Geld als Profi. „Du schwebst durch den Powder und bekommst den Schnee ins Gesicht. Du bist komplett fokussiert, es gibt nur noch diesen einen Augenblick. In Momenten wie diesen spürst du, dass du lebst.“
SPUR INS UNGEWISSE
Die Menschen lechzen immer öfter nach dem besonderen Moment. Und die Industrie hat den Hang zur Freiheit längst zum Trend gemacht. Der Boom scheint ungebremst. Roman Rohrmoser freut sich natürlich darüber, dass sich seine Sportart Anfänzunehmender Beliebtheit und medialer Aufmerksamkeit erfreut. Aber bei aller Begeisterung für seinen Sport gibt der Profi auch zu bedenken, dass Freeriden eine Extremsportart ist, die man nicht unterschätzen dürfe. „Vom Sessellift aus sehen die Hänge wunderbar aus, ganz weich und herrlich unberührt. Aber was wirklich dahinter steckt, das nehmen manche Skifahrer einfach nicht wahr.“
Und Roman nennt ein drastisches Beispiel: „Da fährt ein Vater mit seinenbeiden Kids bei Lawinenwarnstufe 3 oder 4 nur ein Stück vom Lift weg in irgendeinen Hang rein, hat keine Sicherheitsausrüstung dabei und auch sonst überhaupt keinen Plan, wo’s lang geht. Das ist verantwortungslos, vieleLeute wissen leider noch immer nicht, welchen Gefahren sie sich abseits der Pisten aussetzen und wie schnell im offenen Gelände etwas passieren kann.“
Oftmals sind es bloß Spuren, die einen zur Fahrt ins Gelände verleiten – ob diese jedoch von einem Ortskundigen oder einem Leichtsinnigen in den Schnee gezaubert wurden, lässt sich leider erst später feststellen.
NIEMALS ALLEIN
Auf YouTube sehen wir Skifahrer, die scheinbar einsam und allein durch die Wildnispowdern. Aber das entspricht nicht wirklich der Realität, denn in solchen Produktionen ist stets ein Team unterwegs, bestehend aus Kameramann, Fotograf und mehreren Fahrern. Und in der Regel steht oben im Hang ein Guide, der den Überblick und auch die Gefahrenlage unter Kontrolle hat.
„Ganz ehrlich – ich fahre fast nie allein! Das ist mir viel zu gefährlich“, sagt Roman, der am liebsten in Gruppen von drei oder vier Freunden und vor allem niemals unvorbereitet ins Gelände geht. Und so liefert der Profi gleich ein paar ganz wichtige Ratschläge speziell für Freeride-Einsteiger ab: „Wer selbst noch wenig Erfahrung hat, sollte jedem Hang mit Respekt begegnen und sich lieber langsam steigern. Zum Einstieg sind gerade Skirouten sehr gut geeignet. Diese sind nicht präpariert, anspruchsvoller als Pisten – aber doch von Experten auf ihre Lawinensicherheit geprüft.“
In einem nächsten Schritt sollten von New-Ridern erst einmal flachere Hänge in niedrigen Lagen avisiert werden. „Auf einer Almwiese fällt es sich, wenn es passiert, halt doch weicher als in einem felsigen Steilhang.“ In Gletschergebieten sollten Anfänger und nicht Ortskundige gänzlich darauf verzichten, eine Fahrt ins Ungewisse zu wagen. Wer in eine Gletscherspalte stürzt, dem zeigt das Schicksal gerne mal die kalte Schulter. Wer es ganz professionel angehen will, holt sich wertvolles Wissen in einem der vielen Lawinen- oder Freeridekurse, die von den alpinen Vereinen und anderen Veranstaltern organisiert werden. Oder er verbringt zumindest einige Stunden beim Freeriden mit einem offiziellen Guide, der einem die Materie direkt am Berg erklärt.
AN NEUE LIMITS HERANTASTEN
Entscheidend ist, dass man sich informiert und mit dem Thema beschäftigt. Dann kann man sich Stück für Stück in seinen Ansprüchen steigern und an neue Limits herantasten. So wie man es auch in anderen Sportarten tun würde – und so, wie man die Tiefe eines Badesees prüfen sollte, ehe man mit Anlauf kopfüber ins Wasser springt. Wer bereits Erfahrung beim Freeriden gesammelt hat und sein Level erhöhen möchte, sollte wie jeder gute Sportler schon Monate vorher mit dem Training beginnen, sich im Sommer beim Biken, Laufen oder Schwimmen die nötige Ausdauer holen. Der Frühwinter ist dann die richtige Zeit, um auf den Gletscherpisten gezielt die nötige Kraft und Kondition aufzubauen. Und welchen Tipp gibt der Profi für noch mehr technisches Können? „Ganz einfach“, sagt Roman, „man zieht mit Freunden oder Bekannten los, die besser sind als man selbst. Oder zumindest gleich gut …“
FASZINATION INNOVATION
Beim Thema Ausrüstung hat der Fahrer die Qual der Wahl. Waren es vor ein paar Jahren noch einige wenige Modelle, setzt die Industrie inzwischen voll auf den Trendsport und hat eine ziemlich bunte Palette an Freeride-Latten auf den Markt gebracht. Diese werden Jahr für Jahr weiter optimiert. Zuletzt wurden die Freerideski immer breiter, die maßgebliche Innovation der vergangenen Jahre war der sogenannte „Rocker“ – eine negative Vorspannung, mit der Drehfreudigkeit und Auftrieb zusätzlich erhöht wurden. Mehr Tipps von unserem Experten findest du hier.
DER FREERIDE-PROFI
ROMAN ROHRMOSER aus Ramsau im Zillertal zählt zu den Topstars der Freeski-Szene. Der 28-Jährige wirkte als Fahrer in zahlreichen Skifilmen mit und schaffte den Sprung in die legendären US-Produktionen von Warren Miller Entertainment und Nimbusindependent.com. KONTAKT: www.roman-rohrmoser.com