Lukas Rinnhofer ist Biologe, Wanderführer und Naturguide. Der Wissenschafter und Hanwag-Markenbotschafter hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen die Faszination Natur näherzubringen.
Biologische Zusammenhänge, die Funktion der Ökosysteme: Natürlich versuche er auch, den Menschen draußen die „großen Zusammenhänge“ zu vermitteln. Lieber aber blickt er auf die Details. „Wirklich spannend sind die kleine Dinge, an denen man schon hundertmal vorbeigelaufen ist und die einem nicht bewusst waren“, erklärt der Vorarlberger. „Wenn man eine Geschichte zu etwas hat, sieht man es mit ganz anderen Augen.“ Die Begeisterung, sagt Rinnhofer auch, wächst mit dem Wissen über eine Sache. Was als „Konsum“ beginnt, wird mit einem entsprechenden Hintergrundwissen zum „Genuss“ – wie bei einem guten Wein oder Steak: „Wenn ich den Biobauernhof kenne, auf dem das Rind aufgewachsen ist, habe ich zum Steak einen ganz anderen Bezug.“ Genauso sei das mit der Natur, in der man sich bewegt.
Seine eigene Begeisterung für die Natur wurde in Australien geweckt, wohin es ihn als Rucksacktourist nach der Matura verschlug, wo er in einem Nationalpark südlich von Perth immer wieder über Monate hin mitarbeitete und wohin er fast ausgewandert wäre. Dass er in Tirol Biologie studieren würde, hätte er sich als Maturant nicht vorstellen können. Statt zu einer wissenschaftlichen Karriere zog es ihn nach dem Studium Stück um Stück wieder nach draußen – erst als gewöhnlicher Wanderführer, bis er sich als Naturguide wieder in seiner Heimat Vorarlberg selbstständig machte. Heute vermittelt er großen und kleinen Interessierten sein Wissen über die Natur „zielgruppengerecht“. Mit Studierenden tief in die Materie einzutauchen, sei spannend – „und dann gibt es diese von Herzen begeisterten Kinder, wenn man einen Alpensalamander entdeckt und diesen beobachtet. Das Leuchten in den Kinderaugen, das ist schon speziell“.
Auf positive Art Veränderungen anstoßen – nicht den Kopf in den Sand stecken.
Als Wissenschafter sieht er naturgemäß auch die voranschreitenden Veränderungen in der Bergwelt durch den Klimawandel viel stärker als der Laie. Wie geht er damit um? „Ich glaube einerseits schon, dass wir die Möglichkeit haben, noch Dinge zu schaffen. Wir haben in Vorarlberg eine Klimaguide-Ausbildung geschaffen, wo es darum geht, das Thema auf positive, motivierende Art und Weise zu vermitteln. Aber klar: Wenn man im Hochgebirge unterwegs ist, den Zustand der Gletscher sieht, stimmt das nicht sehr optimistisch. Die andere Seite ist der rein wissenschaftliche, naturkundliche Zugang: Der Klimawandel an sich ist für die Natur nicht schlimm, die kommt damit zurecht. Nur wir Menschen haben ein Problem.“
Um Trübsal zu blasen, ist freilich die Thematik einerseits zu ernst und das Zeitfenster, das noch bleibt, um Veränderungen anzustoßen, zu gering. Andererseits ist Lukas Rinnhofer gewiss nicht der Typ für Trübsal. „Auf positive Art und Weise Veränderung anstoßen – nicht den Kopf in den Sand stecken“, ist dabei sein Credo. Kritik verpackt er allenfalls dezent und bringt sie mit einem Lächeln vor: „Wünschen würde ich mir, dass man vielleicht ein bisschen weniger draußen inszeniert. Klar, touristische Infrastruktur gehört dazu, ich fahr auch gern Ski. Aber ein Bilderrahmen in der Natur, damit die Leute wissen: Hier ist es schön, hier kann ich ein Foto machen? Da muss ich schmunzeln. Nein, die Natur ist überall schön.“
Was jeder auch ohne Hintergrundwissen in der Natur einfach (wieder-)finden kann, sei die Ruhe. „Dass die Menschen wieder merken, wie gut es tut, in der Natur zu sein. Alles wird schneller, man kommt im Alltag nicht zur Ruhe – sobald man in der Natur ist, passiert das automatisch.“ Mit Jugendlichen macht er manchmal die Übung, nur still dazustehen und der Natur zu lauschen – was vielen nicht leicht fallen würde. „Wir sind Stille fast nicht mehr gewöhnt, nicht nur Jugendliche, auch wir Erwachsene. Wenn man es dann bewusst wahrnimmt, merkt man erst, wie gut die Ruhe uns tut.“