Warum Radsportler auf den wichtigsten Verschleißteil ganz besonders Acht geben sollten.

Von Ernst Sittinger


Stellt euch vor, ihr würdet euch maximal alle sechs bis sieben Jahre ein neues Auto kaufen. Allerdings würdet ihr bei dieser „Neuanschaffung" nur die Karosserie austauschen – der Motor im „neuen" Auto wäre noch immer der von eurem allerersten Wagen. Der wurde nämlich bei jedem Modellwechsel mitgenommen und in den jeweils neuen Wagen eingebaut. Obwohl er mittlerweile schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat.

In genau dieser Lage befindet sich der Mountainbiker. Rahmen, Geometrie und Anbauteile erstrahlen beim Modellwechsel alle paar Jahre in neuem Glanz. Der Fahrer aber ist noch immer der alte. Weder hat er plötzlich mehr PS, noch kann er plötzlich mit sparsamerem Verbrauch oder optimiertem Drehmoment aufwarten. Dafür kann es jederzeit sein, dass beim alten Fahrer plötzlich eine Schraube locker ist. Von den Abgasen ganz zu schweigen – da hilft ganz sicher keine Weltklimakonferenz.

Der Fahrer ist also – man muss es so sagen – ein Verschleißteil, der im Ernstfall nicht gewechselt werden kann. Er ist die lebende Sollbruchstelle, die radfahrende Obsoleszenz, der wandelnde Oldtimer. Eigentlich ein schönes Gefühl: Man ist im sprichwörtlichen Sinne unersetzlich. Deshalb ist der eigene Körper jener Teil des Sportgerätes „Fahrrad", der am sorgfältigsten gepflegt, gehegt und gehätschelt werden muss. Hätscheln heißt in diesem Fall: bewegen, trainieren, weiterentwickeln. Der Körper braucht Auslauf. Wer rastet, rostet. Und Rost passt nicht zum funkelnagelneuen Bike.

So viel zu etwaigen Überlegungen, in den Wintermonaten die sportlichen Zügel schleifen zu lassen und lieber Keks statt Kilometer zu schlucken. Übrigens: Wie jeder andere Motor säuft auch der Körper ab, wenn man zu viel „Kraftstoff" zuführt. Dann hat sozusagen der Motor einen Patschen. Davon ein andermal.


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