Millet-Athlet Philipp Brugger geht es in den Bergen nicht hauptsächlich um Speed-Rekorde, obwohl er mehrere davon aufgestellt hat: „Leicht und schnell“ ist seine Art, Berge zu besteigen.
Philipp Brugger kommt vom Wettkampfsport, er war Trailrunner und Wettkampf-Skibergsteiger, als Zweiterer Mitglied in Österreichs Nationalteam. Über Speed-Rekorde wie auf den Großglockner über den Stüdlgrat in 1:37 Stunden (aufgestellt 2017) oder auch auf den Piz Bernina (4049 m) vom Bahnhof Pontresina aus über den Biancograt in 3:21 Stunden wurde für den Innsbrucker die Verbindung zum Bergsteigen größer, die zu Wettkämpfen kleiner. Zuletzt waren Expeditionen im pakistanischen Himalaya seine Jahres-Highlights.
Was sich als roter Faden durch die Bergsport-Ambition des mittlerweile 32-Jährigen zieht, ist der Anspruch, mit möglichst leichter Ausrüstung und mit deutlich höherer Geschwindigkeit als üblich unterwegs zu sein: „Ich würde es nicht per se als Speed-Bergsteigen bezeichnen“, erklärt er, „ich habe nicht das Ziel, da einen Rekord und dort einen Rekord aufzustellen. Das ist einfach unsere Art von Bergsteigen. Es geht nicht um die Zeit, aber wir sind auch nicht die, die mit schwerem Rucksack und Biwakausrüstung unterwegs sind. Wir wollen es leicht und schnell machen.“
Der Stüdlgrat-Rekord – nachzuschauen auf einem YouTube-Video – „war ein reiner Berglauf“, also mit Trailrunning-Ausrüstung. Bei Unternehmungen mit höheren Schwierigkeitsgraden, mit Eiskontakt, sei das natürlich anders, aber: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig, würde ich sagen“, erklärt Brugger. „Ich nehme das mit, was ich brauche und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn ein klassischer Bergsteiger das anschaut, könnte er denken: verantwortungslos. Aber der Stüdlgrat ist erstens eine für uns leichte Route im 3. Schwierigkeitsgrad und du hast fast keine Gletscherberührung. Da weiß ich genau, was ich brauche, um nicht in eine blöde Situation zu kommen und entsprechend ist die Ausrüstung minimiert.“
Vom Laufen und den Skibergsteiger-Wettkämpfen habe er zudem die konditionelle Basis als Voraussetzung, um diese Art von Bergsport zu betreiben. „Um 20 Stunden Vollgas geben, pushen zu können“, wie Brugger es nennt. Geschwindigkeit erlaube etwa auch eine höhere Flexibilität, Pläne kurzfristig zu ändern, erklärte er in der Vergangenheit auch einmal. Und man müsse natürlich eher mal umdrehen als mit Zelt, „aber mir macht es so einfach mehr Spaß.“
Ich weiß, was ich brauche, um nicht in eine blöde Situation zu kommen. Entsprechend ist die Ausrüstung minimiert.
Keine Suche nach Projekten
Die Frage, was für ihn ein Projekt im Bergsport attraktiv mache, sei gar nicht so leicht auf einen Punkt zu bringen, meint Philipp Brugger: „Das Witzige ist: Ich suche kein Projekt, sondern manchmal fällt mir über Nacht etwas ein, das ich jetzt gern machen würde.“ Auf Expeditionen sei da eine Vielzahl hoher Berge, „die noch unbestiegen sind. Aber dann sieht man irgendwo ein Bild von einem Berg und denkt sich: Wow, da wäre ich gern. Das kann ich gar nicht sagen, warum das so ist und warum ich gerade da rauf will.“
Viel bedeuten ihm seine Pakistan-Expeditionen, ein Highlight gelang ihm dort im vorletzten Sommer: Die Erstbesteigung eines 6000ers über eine 2000 m hohe Nordwand in einem Push, „das war gewaltig“, obwohl es ursprünglich nur der „Plan B“ war. Im kommenden Jahr steht – als mittlerweile Familienpapa mit dreijähriger Tochter – einmal ein expeditionsfreies Jahr an, gut möglich, dass er dann wieder etwas in Richtung Speed Rekord versuche, erklärt Brugger. Beides in einer Saison, Expeditionen und das Training für Speed Rekorde, lasse sich nur schwer in Einklang bringen. Ein Traumberg ist für ihn der Rakaposhi (7788 m) im Karakorum im Norden Pakistan: „Ob es in zwei oder vier Jahren ist: Es wäre schon ein Ziel. Vielleicht habe ich einmal das Glück, dass ich dort einmal oben stehe.“