Jacke und Hose für den Pisten- und Freerideeinsatz: Worauf man beim Kauf achten, was man wissen und was man eventuell auch beim Pistencarven in Betracht ziehen sollte.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer


Skijacken und -hosen haben einen harten Job zu verrichten. Schließlich soll es beim sportlichen Carven nicht zu warm, am Sessellift nicht zu kalt werden, ebenso wie es gilt, zwischen Morgenkühle, Nachmittagssonne sowie wechselnden Witterungsbedingungen stets den Ausgleich zu bewahren. Welche Optionen sich hier bieten, wie man Vielseitigkeit in sein Outfit bringt und worauf Pistenskifahrer und Freerider bei der Wahl ihrer Jacken und Hosen besonders achten sollten: Darüber haben wir mit Salomons Erwin Testard, Rossignols Shannon Korff, Theresa Rieder von Hervis sowie Norrønas Fredrik Lundberg gesprochen.

Die Grenzen der Laborwerte
Die Themen Wasserfestigkeit bzw. Wasserdichtheit und Atmungsaktivität bei Ski- und Outdoorbekleidung sind viel diskutiert und komplex. Wir wollen hier einen kleinen Überblick samt Reminder zum kritischen Abwägen geben. Denn: Die nackten Labor-Werte, mit denen Hersteller die Wassersäule (wie viel Druck hält ein Material oder eine Membran stand, ehe Feuchtigkeit eindringt, als Referenz für die Wasserfestigkeit) und Wasserdampfdurchlässigkeit (wie viel Dampf  durch das Material diffundieren kann, als Referenz für die Atmungsaktivität) beziffern, dienen zwar als nützliche Orientierung, sind auf den Outdooreinsatz aber nicht immer 1:1 übertragbar. Gibt ein Hersteller etwa 20.000 mm/15.000 mm als Testwerte an, bedeutet dies, dass das Material in Laborbedingungen für 24 Stunden einem Wasserdruck von 20.000 mm standhält, umgekehrt in 24 Stunden 15.000 g Wasserdampf pro m2 entweichen lässt. Allerdings können diese Werte durch unterschiedliche Testabläufe und Laborbedingungen von Hersteller zu Hersteller variieren, was eine Vergleichbarkeit erschwert.

„Je höher die Wassersäule, desto höher der Schutz vor Nässe von außen, also desto wasserdichter der Stoff“, fasst Theresa Rieder zusammen. Welche Wassersäule benötigt wird, das hängt vom Einsatzgebiet, aber auch der Belastung zum Beispiel durch das eigene Körpergewicht ab. Bei „normaler“ Nutzung beim Skifahren wird man mit einer Wassersäule von 10.000 mm gut beraten sein, so Rieder. In der Realität lassen selbst High-End-Membranen mit 28.000 mm Wassersäule in bestimmten Fällen Wasser eindringen. Etwa dann, wenn man sich ins Nasse setzt oder im feuchten Schnee kniet. Der zusätzliche Druck durch das Körpergewicht (oder auch durch Rucksackträger, starken Wind etc.) kann hier die Materialien über die Grenzen ihrer Widerstandsfähigkeit bringen. „Das Gewicht des Rucksacks beispielsweise übt Druck auf die Schultern und die Jacke aus und hat somit Einfluss auf die Wasserdichtigkeit“, bestätigt die Hervis-Expertin. Neben der Wassersäule seien aber auch die Verarbeitung (Verklebung) der Nähte sowie der Reißverschlüsse ausschlaggebend für die Wasserdichtigkeit, gibt sie zu bedenken.

Ähnlich realistisch gilt es die Dampfdurchlässigkeit zu betrachten. Hier, so Theresa Rieder, geht es darum, „die beim Schwitzen entstehende Feuchtigkeit vom Körper zu leiten. Je atmungsaktiver ein Kleidungsstück, desto weniger wird man darin schwitzen.“ Allerdings wird die Feuchtigkeit durch die Membran nicht automatisch abgeleitet: „Dies geschieht durch den Druckausgleich der Natur, was bedeutet, dass mindestens ein Temperaturunterschied von 15 Grad zwischen der Innen- und Außenseite der Kleidung bestehen muss. Auch zu starkes Schwitzen, verstopfte ­Poren durch beispielsweise falsches Waschen mit Weichspüler und ­hoher Luftdruck beeinflussen die Atmungsaktivität negativ.“

Isoliert oder Layering?
Aus Sicht von Salomon und Rossignol stehen isolierte Jacken und Hosen bei Pistenskifahrern nach wie vor hoch im Kurs. „Sie bieten einfach bewährte Wärme und Schutz“, lässt Shannon Korf durchblicken. Freeridern und anspruchsvolleren Skifahrern rät sie aber dennoch zu Bergsportvarianten wie Hardshell- oder Softshell, da diese dank des Layering-Systems flexibler sind. Und auch Erwin Testard sieht im Layering die Zukunft, auch wenn es dem europäischen Markt hier noch an Bewusstsein fehlt. Freerider mit Rucksack, so die Erfahrung, seien eher bereit, Temperatur- und Anstrengungs-Unterschiede durch An- und Ausziehen von Isolationsschichten (wie Fleece, Daune oder Primaloft) auszugleichen. Auf der Piste ist das noch weniger der Fall, wäre aber aus Sicht aller drei Hersteller die vielseitigere Variante. Am vielseitigsten, so drückt es Fredrik Lundberg aus, bleibt eine Jacke ohne Isolierung, unter der man dann die Schichten variiert, um sich den verschiedenen Bedingungen und Vorlieben anzupassen.

Auf die Pflege kommt es an
Wie oft man seine Skiwäsche wäscht, hängt natürlich stark von der Nutzung ab. Fredrik Lundberg etwa wäscht seine Shells 1- bis 2-mal pro Saison, seine Isolations- und Softshell-Hosen 3- bis 4-mal, Mid- und Baselayer natürlich regelmäßig. Erwin Testard betont, Jacken und Hosen mit kaltem Wasser und ohne Weichspüler zu waschen. Außerdem sollte die Funktionskleidung bei niedriger Temperatur im Trockner getrocknet werden. Dadurch reaktiviert sich die DWR-Beschichtung an der Außenseite, welche Wasser und Schnee abweist.