Kompressionswäsche macht dir richtig Druck! Sportler wie Hersteller setzen immer mehr auf Bekleidung mit Stütz- und Kompressionswirkung. Warum die „Druckwäsche“ stärker macht, ergibt sich vor allem aus der Summe der einzelnen Effekte.
Schweift der Blick bei Marathons oder Volksläufen auf Wadenhöhe, weiß man: Das Beliebtheitsbarometer für Kompressionsbekleidung zeigt weiter nach oben. Weil man eben nur noch wenige unverhüllte Wadeln sieht ...
Man kann die Beweisführung für die Beliebtheit von Kompressionsstrümpfen und anderen Bekleidungsteilen mit Mehrwert aber auch von der anderen Seite angehen. Denn nicht nur Spezialisten und Pioniere wie Skins oder 2XU tummeln sich mittlerweile am Markt der Leistungsförderer zum Überstreifen – auch immer mehr traditionsreiche Marken leisten sich eigene Bekleidungslinien mit Mehrwert. Seit 2014 sind zum Beispiel Asics und Odlo mit Kompressionstechnologien am Markt vertreten.
„Leisten“ stimmt in diesem Fall wirklich. Denn der Aufwand, der sich aus der Entwicklung dieser Bekleidungsteile ergibt, ist zunächst beträchtlich, wie alle Hersteller betonen. Vielfach wird dabei auch mit Universitäten zusammengearbeitet. Klar: Ein Investment in die kostspielige Forschungs- und Entwicklungsarbeit würde keinen Sinn machen, wenn die Nachfrage aus der Sportlerszene nicht vorhanden wäre.
Video: Hersteller X-Bionic erklärt Wirkung und Funktion von Kompressionsbekleidung
DIE „VIERFACHWIRKUNG“
Wer sich bisher nur nebenbei mit Kompressionsbekleidung beschäftigt hat, denkt wahrscheinlich als erstes an die durchblutungsfördernde Wirkung durch die „Druckwäsche“. Also die Grundidee, die sich von den medizinischen Thrombosestrümpfen ableitet. Das ist aber nur einer der Effekte, aus dem die Hersteller die leistungsfördernde Wirkung ihrer Produkte ableiten. Grob gesprochen lassen sich die Vorteile von Kompressionsbekleidung für Sportler aber in vier Argumentationslinien zusammenfassen.
EFFEKT 1: GESTÜTZTE MUSKELN
Durch den straffen Sitz der Bekleidung werden Muskelvibrationen minimiert, was die Ermüdung verzögern und länger fit halten soll. Asics beispielsweise erklärt zu seiner neuen Muscle-Support-Kollektion, die gemeinsam mit Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno entwickelt wurde: „Strategisch positionierte Kompressionszonen an bestimmten Stellen wie Rücken, Oberschenkel und Wade stabilisieren und stützen die Muskeln, die Stoßeinwirkung auf den Körper während der Bewegung wird besser gepuffert. Durch einen optimierten Laufstil mit aufrechter Haltung und verbesserter Körperspannung kommt es zu einem positiven Effekt auf den gesamten Bewegungsapparat.“
Sockenspezialist CEP präzisiert noch und bringt den Faktor Verletzungsvorbeugung ins Spiel: „Jede körperliche Belastung verursacht Muskel- und Gewebevibrationen, die auf lange Sicht Mikroverletzungen der Muskulatur hervorrufen, gemeinhin bekannt als Muskelkater. Kompression fängt diese Vibrationen wie ein Schwingungsdämpfer auf. Dadurch wirkt Kompressionsbekleidung eindeutig Ermüdung und auch Verletzungen entgegen.“
EFFEKT 2: KÖRPERHALTUNG UND BEWEGUNGSABLAUF
Diese gewünschte Auswirkung wurde zuvor schon kurz angesprochen: Nicht nur von Asics, sondern von vielen Herstellern wird argumentiert, dass Kompressionsbekleidung den Körper in eine Art Spannungszustand versetzt. Eine optimierte Körperhaltung mit entsprechend positiven Auswirkungen auf das optimale Bewegungsmuster ist die erwartete Folge. „Die spürbare Vorspannung wirkt sich positiv auf die Körperhaltung aus, man führt Bewegungen aufrechter und mit höherer Körperwahrnehmung aus“, heißt es dazu etwa vom australischen Hersteller 2XU. Man hilft also dem Körper koordinativ auf die Sprünge. Was vor allem bei fortschreitender Ermüdung Verletzungen vorbeugt.
Einen eigenständigen Ansatz verfolgt hier der österreichische Hersteller Lenz, deren gemeinsam mit Schweizer Experten entwickelte „S.E.P.“-Produkte (S.E.P.=„Support Energy Point“) nicht nur die Muskeln, sondern auch die Gelenke stützen: „Die wichtigste Voraussetzung der Muskelfunktion ist die korrekte Gelenksfunktion“. Lenz-Bekleidung stabilisiert die Haltung im Bereich Schultern, Nacken und Becken. Zusätzlich hält sie (so das Versprechen) sogar das Fußgewölbe bei zunehmender Ermüdung aufrecht, was auch dem Laufstil zugute kommt.
EFFEKT 3: BLUTZIRKULATION
Der klassische und ursprünglichste Ansatz von Kompressionsbekleidung für Sportler, der aber nur einen Teil der Wirkung ausmacht: Der Druck auf die Muskulatur erweitert die Gefäße und verbessert den Blutfluss. „Die gezielte Unterstützung des Wadenmuskels verbessert die Blutzirkulation, um dem Muskel schneller Sauerstoff zuzuführen“, erklärt dazu Skins, der Szenepionier. Wenn man so will, ergibt sich daraus also die „direkteste“ Form von Leistungssteigerung.
Auch interessant, welchen Ansatz X-Bionic in diesem Zusammenhang verfolgt: Die Schweizer, die regelmäßig mit dem „Plus X Award“ als innovativste Marke ausgezeichnet werden, verwenden extradünne Stege mit Kompressionswirkung und lassen dabei Zwischenräume, um über diese die körpereigene Kühlfunktion zu optimieren. Diese „Partialkompression“ bringe, so X-Bionic, nachweislich alle Vorteile von herkömmlicher Kompressionswäsche und senke zudem die Körperkerntemperatur zum erweiterten Leistungsboost.
EFFEKT 4: ABTRANSPORT VON STOFFWECHSELPRODUKTEN
Noch einmal sei hier der australische Kompressionspionier Skins zitiert, weil er zu jenen Herstellern gehört, die auch eine eigenständige „Regenerationslinie“ anbietet. „Die beschleunigte Durchblutung wirkt der Ansammlung von Laktat entgegen, was für schnellere Regeneration sorgt“.
Auch andere Marken betonen den schnelleren Abtransport von Laktat und anderen Stoffwechsel-Abfallprodukten. Resultat: Sportler sind schneller wieder frisch, können damit mehr und wirkungsvoller trainieren. Bekleidungsteile wie Skins „Recovery Socks“ werden daher nicht beim, sondern nach dem Sport getragen. Stärker im Schlaf? Das ist wohl etwas zugespitzt formuliert. Resümierend kann man trotzdem festhalten: Für leistungsorientierte Sportler ist moderne Kompressionsbekleidung ein wichtiger Mosaikstein, den man nicht ignorieren sollte.
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