E-Trekking-Bikes sind die verkannten Helden des Alltags. Pendeln, Einkäufe, sportive Feierabendrunde oder entspannte Mehrtagestour auf Asphalt und Schotterwegen – alles Stärkefelder der Alltagshelden.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Es ist irgendwie wie beim Kombi. Lange mag man sich dagegen wehren, träumt lieber vom coolen Geländewagen oder dem sportlichen Coupé. Doch ein nüchterner Blick auf die Fakten ­offenbart dann doch: Das E-Trekking-Bike ist für den tatsächlichen (Alltags-)Gebrauch einfach die ­vernünftigste und praktikabelste Lösung. Sagten wir soeben E-Trekking? Gemeint war natürlich der Kombi, um den einleitenden Vergleich würdig abzurunden.

Doch Fakt ist: Auch die vermeintlich angestaubten Trekking-­Bikes haben eine weitaus größere Zielgruppe, als es sich mancher im Fokus besagter Zielgruppe eingestehen mag. „Der Einsatzbereich Trekking ist vielseitig und bunt, er spricht eine sehr breite Nutzer- und heterogene Altersgruppe an. Und er spannt einen Bogen von täglichen Kurzstrecken über Freizeitausflüge bis hin zum täglichen Pendeln und zu sportlichen Mehrtagestouren“, umreißt Andrea Escher von Moustache Bikes den typisch atypischen Nutzer. Im Tourenmodus, so spinnt Philipp Suter, Head of Productmanagement bei Flyer, den Gedanken weiter, möchte „der Nutzer einfach an die frische Luft, sich in der Schönheit der Natur und Landschaft verlieren. Er hat eine klare Route vor sich, dabei bleibt aber immer auch Zeit für Kuchen und Kaffee. Gern sind Trekking-­Biker auch zu zweit oder in Gruppen unterwegs“. So breit die Zielgruppe, so divers auch die Auslegungen der Modellfamilie, welche sich durch unterschiedliche Ausstattungsmerkmale, Geometrien und Antriebslösungen voneinander unterscheiden.

Komfortabel oder sportlich?
E-Trekking-Räder gibt es in einer großen Bandbreite. Sie alle eignen sich als Allrounder, haben aber doch ihre individuellen Stärken und Schwächen. Einen großen Entscheidungspunkt beim Kauf sollte die Sitzposition darstellen. Steht ein flottes Vorankommen im Fokus, sollte man zu einem Modell mit sportlicher Geometrie greifen. Das Oberrohr fällt dabei etwas länger aus, Sattel und Lenker liegen auf etwa einer Höhe. Der Effekt: Man sitzt gestreckter und mit deutlich gebeugtem Oberkörper am Bike, was eine sportliche Fahrweise unterstützt. Modelle mit höherem Cockpit und kürzerem Oberrohr forcieren hingegen eine aufrechte Sitzposition, welche mehr Komfort und bessere Übersicht bietet, im Gegenzug bei vergleichbarem  Kraftaufwand aber auch eine geringere Geschwindigkeit mit sich bringt.

Neben der Geometrie spielt auch die Grundkonstruktion des Rahmens eine große Rolle. Klassische Hardtails haben für Suter den Vorteil, dass sie günstiger in der Anschaffung sind, ihr Gewicht meist niedriger ausfällt und sie mit ­gefederter Sattelstütze auch schon überraschenden Komfort bieten können. Außerdem muss der Nutzer (etwa bei unterschiedlichem Gesamtgewicht durch Reisegepäck) sein Fahrwerk nicht einstellen können. Vollgefederte Varianten bieten ihm zufolge dafür nochmals deutlich mehr Komfort und auch ein Plus an Fahrsicherheit.

Im Trekking-Bereich finden sich neben Hardtail und Fully aber auch noch weitere Rahmenformen. Die sogenannten Tiefeinsteiger (mit abgesenktem oder ganz ohne Oberrohr) überzeugen für Suter mit einem guten Sicherheitsgefühl durch die gewonnene Bewegungsfreiheit sowie einfaches Handling im Stand. Auch das Akkuhandling ist oft einfacher. Gerade bei schwereren Fahrern oder im sportiven Einsatz sowie bei Abfahrten haben klassische Diamantrahmen durch ihre Steifigkeit die Nase vorne. 

Großen Einfluss auf das Fahrverhalten hat aber auch die Reifenwahl. Hier vermitteln Offroadreifen insgesamt ein großes Sicherheitsgefühl, bieten viel Grip auf Schotter und ermöglichen durch ihr höheres Volumen und den dadurch möglichen niedrigeren Luftdruck eine höhere Eigendämpfung – mit dem Nachteil eines etwas höheren Rollwiderstands auf Asphalt.

Bei der Wahl des für sich richtigen Konzepts geht es für Andrea Escher darum, die „richtige Schublade aufzuziehen“. Faktoren sind etwa Körpergröße, Topografie und Einsatzbereich. „Eine 160 cm große und 55 kg schwere Person, die an einem Ort lebt, wo es praktisch keine Steigungen gibt, benötigt eher keine offroadtaugliche Ausstattung mit dickem Akku. Da ist weniger oft mehr. Hat der Interessent beispielsweise Rücken- oder Bandscheibenprobleme und ist Abstechern auf Waldwege nicht abgeneigt, so kann ein Fully durchaus Sinn machen, weil es einfach mehr Komfort bringt. Ein Plus an Komfort schadet übrigens auch im urbanen Einsatz nicht: Unser neues Moustache J holt mit seinen Allroundqualitäten und den Custom-Optionen sicher eine breite Nutzergruppe ab“, so Escher.

Hardtails sind günstiger und leichter, vollgefederte Varianten bieten deutlich mehr Komfort und Fahrsicherheit.

Tipps für den Kauf
„Das A und O eines E-Trekking-­Bikes ist der Rahmen“, weiß Andrea Escher auch. Hat man hier das passende Modell für sich gefunden, sollte man in der Ausstattung auf solide Anbauteile und hochwertige Antriebskomponenten achten. Auch im Trekking-Bereich gilt es Mittelmotorkonzepten den Vorzug zu geben, bei starken Motoren profitieren nicht nur unerfahrene Fahrer von der Sicherheit moderater Offroad-Reifenprofile. Dazu, so empfiehlt Suter, gilt es auch die Kontaktpunkte zum Fahrrad – sprich: Griffe, Lenker, Sattel und Pedale – genau unter die Lupe zu nehmen, da sie während langer Stunden im Sattel großen Einfluss auf den Komfort nehmen. Die ­Akkugröße sollte zum geplanten Einsatzzweck passen, um hier stressfrei auf Tour gehen zu können. Übersichtliche Displayanzeigen geben neben klassischen Informationen zu Geschwindigkeit und Distanz auch Anhaltspunkte zu Reichweite oder Unterstützungsstufe. Ebenfalls nützlich und praktisch in der DNA des (E-)Trekking verankert: Anschraubpunkte für Träger und Taschen sowie Kotflügel. Auch ordentliche Beleuchtung ist auf E-Trekking-Bikes Pflicht. 

Ob Tiefeinsteiger (auch als Fully) oder Diamantrahmen, ob mit ordentlichen Geländereserven oder klaren Stärken im Stadt-Dschungel – die Übersicht über 6 Top-Bikes gibt euch einen groben Überblick über die Konzepte am Markt. Was davon zu euch passt, klärt sich am besten bei einer Probefahrt.