Achtung Hochspannung: Die Kanadierin Dana Glowacka hält ihren Körper mehr als 4 Stunden lang in der Plank-Position. Das ist Weltrekord und ein guter Grund, sich über die Magie der inneren Stärke zu unterhalten. 

Axel Rabenstein
Axel Rabenstein


Dana, du hältst den Weltrekord im Planking. Wie hast du dich diesen 4:20 Stunden angenähert?
Vor vier Jahren habe ich mit vier Minuten begonnen. Natürlich kommst du durch Training, durch die bloße Wiederholung immer weiter. Mit deiner eigenen Entwicklung entwickelt sich aber auch die Art des Trainings weiter.

Was für eine Entwicklung ist das? 
Es geht darum, Körper und Geist darauf zu programmieren, Schritt für Schritt länger durchzuhalten. Der Schlüssel hierfür liegt erst einmal darin, das eigene Ziel zu formulieren und sich dabei drei Fragen zu stellen: was, wie und warum?

Wie lauten die Antworten?
Was habe ich vor? So lange wie möglich zu planken. Wie schaffe ich das? Durch volles Commitment. Warum mache ich das? Für meinen Sohn.

Für deinen Sohn?
Ja, es war seine Idee. Er las vom bestehenden Weltrekord und fragte mich, ob ich nicht versuchen wolle, diesen zu brechen. Ich war einverstanden. Nun wollte ich ihm zeigen, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will. Dass Mama etwas sein kann, was niemand für möglich gehalten hätte, nämlich eine Weltrekordhalterin. Das ‚Warum‘ ist der entscheidende Faktor. Ist es groß genug, dann kann dich nichts mehr stoppen.

Ich überzeuge ganz bewusst meinen Geist, dass ich es schaffen kann. Widerspricht mein Geist, höre ich ihm gar nicht zu.

Dana Glowacka

Wenn wir diese 4:20 Stunden als eine Reise betrachten. Wie verlief diese Reise?
Der Tag des Weltrekordversuches war magisch. Ich war bereit. Und alles um mich herum war ebenso bereit. Bevor ich die Bühne betrat, habe ich mich in mein Hotelzimmer zurückgezogen, um dort zu stretchen, zu meditieren und mich aufzuladen. Von hier aus habe ich dann einen Raum betreten, den niemand außer mir sehen oder spüren kann.

Ein geheimer Raum?
Ja, ein Ort – ein Zustand. Man könnte sagen, dass ich meinem Geist die Augen geöffnet habe. Wenn du dich von der Oberfläche löst und aus der Tiefe deiner selbst auf ein Ziel fokussierst, dann werden dein Körper und dein Geist kooperieren, um dich dorthin zu bringen. Alles, was du tun musst, ist, dich darauf zu programmieren, das zu werden, was du sein möchtest. Die Verbindung zwischen deinem Gehirn und deinem Nervensystem ist mächtig. Wenn du diese Kraft erst einmal entdeckt hast, dann ist plötzlich alles möglich.

Du sagtest, während einer langen Plank-Session sind mehrere Wände zu durchbrechen. Was für Wände sind das?
Es kommen immer wieder sehr unangenehme Minuten, in denen der Körper pausieren möchte. Also versuchst du, deinen Geist davon zu überzeugen, dass es noch ein wenig länger gehen wird. Diese Nachricht im Gehirn einzuspeisen, kann ein paar Minuten dauern. Aber schlussendlich wird das Gehirn die Botschaft an den Körper weiterleiten.

Hard Core: Ein Gespräch übers Durchhalten mit der Plank-Weltrekordlerin

Klingt, als wärt ihr zu dritt: dein Körper, dein Gehirn – und du?
So in etwa kann man sich das vorstellen. Unser Gehirn ist die Schaltzentrale unseres Nervensystems, es steht in Verbindung mit dem ganzen Körper, damit es uns durch unangenehme Situationen manövrieren kann. Diese Schaltzentrale kann man individuell konfigurieren. Auf diese Weise kannst du völlig neues Potenzial erschließen.

Wie genau funktioniert das?
Ich überzeuge ganz bewusst meinen Geist, dass ich es schaffen kann. Widerspricht mein Geist, höre ich ihm gar nicht zu. Ich höre einzig und alleine auf meine innere Stimme und benutze meinen Körper wie eine Maschine, die zu tun hat, was ich ihr sage. Ich weiß, das hört sich alles ein wenig verrückt an. Ich bin tief in mir, in einer anderen Welt, in der es keinen Zweifel daran gibt, dass meine innere Stärke die meines Körpers übertrifft.

Und diese andere Welt ist der mystische Raum, den niemand außer dir sehen kann?
Ja, um so lange in einer Plank-Position zu verweilen, brauche ich diesen Raum. Ich lasse ihn alleine aus meinem Inneren heraus entstehen. Du kannst mich zum Planken auch in ein dunkles Zimmer stecken. Ich werde mich in meinen Raum begeben und er wird hell erleuchtet sein. Dort bin ich stark, dort kann ich meine verborgenen Energiereserven anzapfen. 

Als du nach 4:19:55 Stunden abgesetzt hast: War das dein mentales oder dein physisches Limit?
Meine Familie wurde auf die Bühne geholt, um mich zu unterstützen. Das war lieb gemeint, aber die Nähe zu Menschen zieht mir Energie, als ob sich mein Akku entlädt. Ich hatte vorab darum gebeten, niemand zu nahe an mich heranzulassen. Aber dann wurde ich sogar berührt, und das ist, als würde mein unsichtbarer Schutzschild deaktiviert. Es war also rein mental.

Wäre es sonst noch weitergegangen?
Ja, das wäre es. Aber das ist nicht wichtig. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es mir gelungen ist, diesen Weltrekord aufzustellen.

Hard Core: Ein Gespräch übers Durchhalten mit der Plank-Weltrekordlerin


Dana Glowacka
aus Montreal (Kanada) ist Personal Trainer und Yogalehrerin. Am 18. Mai 2019 stellte sie in Naperville, Illinois (USA) mit 4 Stunden, 19 Minuten und 55 Sekunden einen neuen Weltrekord in der Kategorie „Longest Female Abdominal Plank“ auf.

instagram: dbg_plankdoyoga