Zwei Tage Island reichen gerade einmal, um einen Eindruck davon zu erhalten, was man bislang im Leben versäumt hat. SPORTaktiv testete Outdoorschuhe von Hoka One One im Nordatlantik und kehrte mit Fernweh zurück.
Redakteur bei einem Freizeitsportmagazin ist nicht immer nur ein Traumberuf. Aber wenn ein Ausrüster – namentlich: Hoka One One – zur Vorstellung seiner ersten Outdoorschuh-Kollektion ausgerechnet nach Island bittet, kommt die Realität dem Klischeebild ziemlich nahe. Ende März fanden sich also rund 20 ausgewählte Journalisten aus ganz Europa auf der Insel im Nordatlantik ein – interessant, dass es jedem, den ich dort darauf angesprochen habe, gleich erging: „Nach Island wollte ich immer schon einmal. Aber nein, ausgegangen ist es sich bisher nicht.“
Wermutstropfen: Von vier Tagen gingen zwei für die An- und Abreise drauf (Frühbucher finden sicher bessere Verbindungen). Blieben also zwei Outdoortage, um gemeinsam mit dem Test der „Hoka One One Sky“-Schuhe (siehe hinten) einen Eindruck vom Outdoorland Island zu gewinnen. Weil dieser notgedrungen fragmentarisch ist, haben wir ergänzend eine Island-Expertin zugezogen: Kamala Arnold vom Aktivreiseveranstalter „Alpinschule Innsbruck“. Los geht’s – fünf „erste Eindrücke“, was Outdoorer in Island erwartet.
Eins: Weite
Island hat 319.000 Einwohner bei rund 103.000 km2 Fläche. Zum Vergleich: Etwas mehr Einwohner als Graz (286.000) bei größerer Fläche als Österreich (knapp 84.000 km2). Verlässt man nach der Ankunft den Raum Reykjavik, dominiert rasch unbesiedelte Landschaft. Manchen bekannten Wanderweg wie jenen im naturgeschützten Thorsmork (heißt: „Tal des Thors“), auf dem wir einen Tag lang unterwegs waren, erreicht man überhaupt nur über Naturpisten. Isländer bauen Geländefahrzeuge mit fetten Ballonreifen um, womit dann die Bodenfreiheit auch für Flussquerungen reicht. Nach der abenteuerlichen Anfahrt darf man dann – zumindest im März bei 50 Zentimeter Neuschnee – völlig allein durch eine Bergwelt wandern, die nicht nur die Isländer an den „Herrn der Ringe“ erinnert.
Die andere Seite sei aber auch erwähnt: Gerade im Sommer ist Island touristisch gut gebucht, „zu Recht“, sagt Kamala Arnold: „Stark frequentiert sind vor allem die gut erreichbaren Sehenswürdigkeiten im Süden. Auf Wanderrouten sieht das schon ganz anders aus: Man ist auf den bekannten Wanderwegen wie dem ‚Laugavegur‘ zwar nicht allein unterwegs, aber es verläuft sich alles gut. Wer es noch einsamer mag, sucht sich eine der abgelegeneren Touren oder wandert etwas später im Jahr.“ Empfehlung: Gut planen oder mit Guide gehen, Wege-Markierungen sind nicht generell so, wie von Mitteleuropa gewohnt.
Zwei: satte Farben
Gut, Schwarz und Weiß sind laut Definition keine Farben: Aber die Schwarz-Weiß-Kontraste der Landschaft im Winter sind einfach großartig. Neben dem Schnee, der im März fast täglich frisch in kleinen Dosen fällt, ist dafür das Schwarz des Lavagesteins und -sands verantwortlich. Im von uns erkundeten Gebiet im Süden (neben Thorsmork der Solheimajökull-Gletscher) befindet sich der Eyjafjallajökull, jener Vulkan, der vor ein paar Jahren den europäischen Flugverkehr lahmlegte.
„Island ist eine Vulkaninsel“, erklärt Kalama Arnold, „das Vulkangestein ist farbenreich und begegnet einem überall auf der Insel mit unterschiedlicher Intensität. Heiße Quellen, brodelnde Schlammtöpfe zeugen vom Vulkanismus. In den Sommermonaten sind die Kontraste aus schwarzer Lava, grünen Wiesen, buntem Gestein und tiefblauen Seen und dem Meer sehr intensiv.“ Der Gletscher schimmert vor allem im Hochwinter in Blitzblau. Polarlichter waren – witterungsbedingt – in unseren drei Märznächten leider keine zu sehen. Grundsätzlich ist die Chance aber groß, Hotels bieten dafür einen Weckdienst.
Drei: Hochgebirge unter 1000 Meter
Wanderungen starten knapp über Meereshöhe. Der Weg im Thorsmork, in den wir einstiegen, führt gleich ordentlich bergauf. Und nach wenigen Hundert überwundenen Höhenmetern wähnt man sich, zumindest im Winter und mit ordentlich Schnee unter den Schuhen, im alpinen Hochgebirge. Der Blick auf die umliegenden Gipfel ist, vor allem wenn die Wolkendecke aufreißt und ein paar Sonnenstrahlen durchlässt, atemberaubend. Was den Eindruck verstärkt: Auf Island startet man mangels Wäldern schon „über der Baumgrenze.“ „Die Höhenmeter dürfen nicht unterschätzt werden“, weiß auch Kamala Arnold, „auch wenn die Berge nicht besonders hoch sind – Islands höchster, der Hvannadalshnúkur, misst 2110 m. Je nachdem, wo man unterwegs ist, führen Pfade stetig auf und ab oder auch über weite Ebenen. Bei unseren Touren, die wir anbieten, machen wir bis zu 700 Höhenmeter am Tag. Trittsicher sollte man sein, gerade in den Hochlandgebieten ist der Untergrund manchmal geröllig“, sagt die ASI-Expertin.
Vier: Wetterwechsel
Zart blinzelt die Sonne durch die Wolken, es ist beinahe windstill und hat angenehme null Grad. Nur Augenblicke später heißt es: „Kapuzen-Alarm“, sofort hat es gefühlte zehn Grad weniger, der Graupelschauer kommt im Eiswind waagrecht daher und massiert die Wangen. Und die Sicht liegt bei null. Was aber auch nur ein paar Minuten dauert. Der ständige blitzartige Wetterwechsel ist im isländischen Spätwinter jedenfalls nicht die Ausnahme, sondern die Regel und man gewöhnt sich schnell daran. Ja, er hat sogar seinen eigenen Charme. „Die schnellen Wechsel von Sonne–Wind–Regen–Schnee gibt es auch im Sommer – wobei Schnee im Sommer eher selten ist“, bestätigt die Island-Expertin. Was im Sommer wie Winter unbedingt beachtet werden muss: „Eine sehr gute Ausrüstung ist für Wanderungen auf Island unbedingt notwendig.“
Fünf: Wehmut beim Heimflug
Kaum angekommen, schon wieder vorbei. Passenderweise startet die Icelandair-Boeing im urplötzlich auf die Maschine einprasselnden Eisregen und wird ordentlich durchgerüttelt. Schon die zweitägige Stippvisite zeigte, dass Island ganz anders ist – wunderschön, beeindruckend – und man unbedingt mehr von diesem Land sehen muss. Nicht nur vom touristisch besonders gut erschlossenen Süden, wie auch die Expertin empfiehlt: „Island begeistert mich auch 20 Jahre nach meiner ersten Reise immer noch. Ich mag die bekannten Wanderwege ebenso wie die Geheimtipps, die schwer zu erreichen sind und wo man daher oft alleine unterwegs ist. Ja, in Südisland befinden sich viele der bekannten Sehenswürdigkeiten wie das Gebiet der Geysire – sozusagen viel Island auf kleinem Raum. Allerdings hat das Land noch viel mehr zu bieten und jeder Teil unterscheidet sich vom anderen. Die Insel und das Outdoorland Island sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert ...“
„Touch the Sky“: Wandern mit Hoka One One
Die Laufschuhmarke stellte auf Island ihre erste Outdoorschuh-Kollektion „Sky“ vor –
und zum Testen zur Verfügung.
Leicht, komfortabel und mit – von außen betrachtet – dicker Sohle: So kennt man Laufschuhe der 2009 gegründeten Marke Hoka One One. Die typischen Merkmale übernimmt auch die erste Outdoorschuh-Serie namens „Sky“.
Die Marke stammt aus den französischen Alpen und ist in der Trailrunningszene stark verankert. Die DNA vom Trailrunning findet sich auch in den Wanderschuhen, erklärte Entwicklungschef Christophe Aubonnet (der seit Anbeginn der Marke an Bord ist) bei der Präsentation. Die Schuhe sind leicht, weich, bequem – und doch stabil.
Das geht, weil der Fuß nicht auf der außen sichtbaren Sohlenlinie liegt, sondern tief in die Mittelsohle integiert wird. Aubonnet vergleicht es mit einem Kanu, das sich stabilisiert, wenn man drinsitzt. Wie sich auf dem Gletscher mit Steigeisen sowie bei einer Gebirgswanderung im Neuschnee zeigte, funktioniert die Kombination aus Komfort und Halt erstaunlich gut.
Charakteristisch ist auch eine Rocker-Konstruktion, die das Abrollen erleichtert. Für Grip sorgt die mit Vibram entwickelte Sohle. Die Schuhe sind bewusst progressiv und jung designt: „Was wir nicht sein wollen, ist braun, schwer und steif“, ließ die anwesende „Hoka One One“-Mannschaft verlauten.
3 Sky-Modelle werden zum Start jeweils für Frauen und Männer angeboten:
- Der Sky Toa (Bild rechts), mit 425 Gramm der leichteste Schuh, für schnelles Vorankommen im Gelände (UVP: € 180,–);
- der Sky Arkali als vielseitiges Modell, das auch Technologien von Kletterschuhen integriert (UVP:
€ 200,–); - der Sky Kaha ist das stabilste Modell, trotzdem außergewöhnlich bequem und rund 520 Gramm leicht (UPV: € 220,–).
Mehr Infos zu Hoka One One: www.hokaoneone.eu