Sport, Corona und 3G. Im Profisport kein Problem, aber wie verträgt sich diese Kombination mit der Szene der Hobbysportler?
SPORTaktiv hat sich Maßnahmen und Konzepte aus nächster Nähe angeschaut und berichtet als "3Gathlon" vom Triathlon am Stubenbergsee, vom KitzAlpBike im Brixental und vom Halbmarathon in Graz.
Triathlon
Von Florian Heigl
"Endlich! Das Training hat wieder einen Sinn!" So ging es mir Ende Februar, als die Veranstalter des Apfelland-Triathlons am steirischen Stubenbergsee ihren Event ankündigten. Das war durchaus bemerkenswert, weil sich zu dem Zeitpunkt die Nation noch fest im Covid-Würgegriff befand und parallel andere Events reihenweise verschoben oder abgesagt wurden.
Im steirischen Apfelland aber setzte man auf Informations-Offensive, ein augenscheinlich hochmotiviertes Team mit neuem Hauptsponsor im Rücken und versprach den Traditionsbewerb über die Triathlon-Mitteldistanz zum Triathlon-Fest mit mehreren Distanzen, ausgefeiltem Covid-Konzept, Top-Profi-Startfeld, Livestream und sofortiger Geld-Zurück-Garantie im Absagefall zu machen.
Am Renntag (für mich die Mitteldistanz) selbst war die Pandemie ehrlich gesagt nicht omnipräsent. Nach einem unkomplizierten "3G-Check" für Teilnehmer und Begleitperson beim Betreten des Event-Areals war das Thema eigentlich erledigt und auch Maskenpflicht gab es im Freien klarerweise nirgends. Wer aufmerksam war, merkte vielleicht, dass in den abgezäunten Bereichen die Menschendichte gezielt reduziert war und die üblichen Wege zwischen Registrierung, Wechselzone und Start großteils als Einbahnen angelegt waren.
Die Wettkampfbesprechung (sonst üblicherweise direkt vorm Start als Teil einer Triathleten-Menschentraube konsumiert) war schon im Vorfeld als Video bereitgestellt worden. Der Start war aufgeteilt in zwei Profi-Startwellen und dann einen für etwas mehr Abstand sorgenden "rolling start" für die vielen Amateursportler.
Während der knapp 5 Stunden Schwimm-, Rad und Laufspaß war Corona weit weg und die herabsengende Sonne der härteste Gegner. Endlich wieder erschöpft, aber glücklich auf den Boden sacken; endlich wieder die vielen bekannten Gesichter, gezeichnet von dieser einzigartigen Mischung aus Zerstörtheit und Glückseeligkeit; endlich wieder endorphingeladene Nachbesprechungen der verschiedenen Renn-Szenen; endlich wieder Blasen und blaue Zehennägel. Endlich hat das Training wieder einen Sinn!
KitzAlpBike
Von Christoph Heigl
"Draußen am Eventgelände haben wir eine Teststation, da kannst gleich einen Coronatest machen." Der junge Mann, der keinen 3G-Nachweis bei der Startnummernausgabe in der Talstation der Gondelbahn in Brixen mithat, befolgt den Rat der netten Dame. "Sonschtn dorf i dir koa Startsackerle geben, woaßt?" Rennstart gerettet, sehr bärig.
Wir sind beim KitzAlpBike-Marathon im schönen Brixen im Thale und die ganze Rennwoche findet genau rund um den ominösen "Öffnungstag 1. Juli" statt. Man spürt ein Aufatmen bei Sportlern und Veranstaltern. "Wir sind überrascht, mit 600 Teilnehmern hätten wir heuer gar nicht gerechnet", freut sich Kurt Tropper in seiner Doppelfunktion als Teil des OK-Teams und Vertreter des Tourismusverbandes. Schon der Hillclimb war mit 220 Teilnehmern wieder ein Spektakel.
Die 25. Auflage des Kult-Marathons fiel im Vorjahr der Pandemie zum Opfer, umso mehr fiebert man heuer dem Jubiläum entgegen. Hygienekonzept und Vorschriften werden gut umgesetzt, wir fühlen uns sicher. Österreicher, Deutsche, Italiener und Tschechen stehen beim Marathon am Start – und der Lienzer Alban Lakata, der im Rahmen der Staatsmeisterschaft mit Rekordzeit seinen Titel verteidigt, sein insgesamt siebenter Streich. "Wir Fahrer sind froh, dass es wieder Rennen gibt", meint der Seriensieger. Dabei war sein Rennkalender schon die vergangenen 16 Monate überraschend voll. "In der ersten Phase war natürlich nichts, aber ab dem Sommer 2020 ging es mit strengen Konzepten wieder los und ich kann sagen, ich habe zum jetzigen Zeitpunkt mehr Renntage in den Beinen als die Jahre zu vor." Wettkämpfe in Spanien, in der Türkei und in Kroatien waren dabei – und Corona beim Profisport nie ein Hindernis. "Nur in der Schweiz haben sie verlangt, dass man die Masken beim Start erst nach 100, 200 Metern abnimmt und einsteckt, das war schräg", erinnert sich Lakata.
Beim KitzAlpBike-Marathon braucht es Maske und Corona-Maßnahmen nur bei der Startnummernausgabe. Daran haben wir uns längst gewöhnt. Ansonsten ist es eine Freiluftveranstaltung wie immer und neben den Profis dürfen auch Hunderte Hobbysportler und -innen endlich wieder richtige Marathonluft schnuppern. Die Unterkünfte sind gut gebucht, die Campingplätze schon richtig voll und am Parkplatz macht sich der Campingbusboom auch bei den Mountainbikern bemerkbar. Beim Rennen selbst gab es keine Abstandsregeln, die Bike-Elite hat mich aber ohnehin wie erwartet weit übers Social-Distancing hinaus abgehängt. Im hintersten Teil des Feldes bin ich durchs Ziel gerollt. Geimpft, gefinished, glücklich – 3G eben.
Halbmarathon
Von Klaus Molidor
Auch Fixsterne wandern. Der Graz-Halbmarathon musste pandemiebedingt vom traditionellen März-Termin auf den Tag des Fußball-EM-Finales am 11. Juli weichen. Zu dieser Zeit sind die Corona-Zahlen weit unten und nach langer, langer Zeit ist erstmals so etwas wie Normalität zu spüren.
Gut, die "Einer für alle"-Strategie beim Abholen der Startnummern fällt aus. 3G-Nachweis und Lichtbildausweis sind vorzuweisen auch am Renntag kommt man nur so ins Start-Gelände. Der Unterschied dort ist dann der deutlichste zu vorangegangenen Jahren: Statt der üblichen 2000 Läuferinnen und Läufer, die sich auf Viertel- oder Halbmarathon vorbereiten, sind heuer nur etwas mehr als 400 am Start. "Das hat sich leider abgezeichnet und daran konnte auch die lange Anmeldephase nichts ändern", sagt Organisator Achim Wippel. Die Leute seien eben immer noch sehr vorsichtig und wohl auch wählerisch bei der Auswahl ihrer Wettkämpfe. "Das Jahr bleibt für Läufe schwierig", sagt Wippel.
Am Start dann merkt man von Corona wenig. Ohne Masken, vielleicht ein bisschen mehr Abstand im Startblock und zwei verschiedene Startzeiten für Viertel- und Halbmarathon. Das war’s. Vom Gefühl her ist es wie vor Corona, nur eben reduzierter. Das Würstl danach und der Austausch im Zielgelände sind wie immer. Nein, besser. Balsam auf die vereinsamte Läuferseele, die das Zappeln am Start, das Klatschen der Zuschauer – wenn auch spärlich erschienen – auf den ersten und letzten Metern vermisst hat. Und diesen Funken Extra-Motivation, der dich einen Schritt näher an die Grenzen gehen lässt.