"Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen!", meinte Viktor Frankl. Für den berühmten Psychiater, der unter Höhenangst litt, war das Klettern zu einer Art Selbsttherapie geworden, mit der er sich auch gegen seine Alltagsängste wappnete.
Ein Leben ohne Angst scheint es nicht zu geben. Angst ist eines der zentralsten Gefühle des Menschen. In Zeiten von Corona dürfte sich dieses Gefühl verschärft haben. Unsere Vorfahren hat die Angst davor bewahrt, Beute des Säbelzahntigers zu werden. Zur Krankheit wird sie, wenn sie das Leben behindert, anstatt vor realen Gefahren zu warnen. Aus Angst vor der Angst vermeiden die Betroffenen für sie als bedrohlich empfundene Situationen – oft ohne objektiven Anlass. So muss z. B. jeder Tunnel mit dem Auto umfahren werden. Konfrontation ist ein möglicher Weg zur Bewältigung von Angst und Furcht. Mithilfe von Psychotherapeuten oder Psychologen setzt man sich der beklemmenden Situation immer wieder aus. Dadurch, dass das Befürchtete nicht eintritt, soll ein Lerneffekt erzielt werden.
Dazu eine kleine Geschichte: Die Potsdamerin Gina Böttcher hatte jahrelang Angst vor dem Wasser, da sie mit verkürzten Gliedmaßen auf die Welt kam. Als Kind wäre sie in einem Schwimmbecken beinahe ertrunken. Heute ist Wasser ihr Element. Die einstige Nichtschwimmerin hat ihre Angst überwunden. Seit vergangenem Jahr ist die Para-Schwimmerin sogar Weltrekordhalterin über die 200-m-Lagen Strecke und peilt eine Medaille bei den Paralympics in Tokio an.