Der neue „Prolitzen“-Mountainbike-Trail auf der Gerlitzen wurde am 26. Mai 2022 offiziell freigegeben. Aufgrund der Schwierigkeit wird er nur Könnern empfohlen. Ein Lokalaugenschein.

von Andreas Jandl / Kleine Zeitung


Nebelschwaden ziehen über die Gerlitzen und zeichnen ein mystisches Bild. Die Stimmung spiegelt das eigene Wohlbefinden wider. Die Gedanken sind verschwommen, das Herz pocht, Adrenalin strömt unaufhaltsam in den Körper. Der Erstkontakt mit dem „Prolitzen-Trail“, dem neuen Aushängeschild in der Kärntner Mountainbike-Downhillszene, rückt näher. Allein der Blick beim Start nach unten ist respekteinflößend. Die Ansagen von Mountainbike-Coach Raphael Marko sind klar: „Hier raschelt es von oben bis unten, hier ist alles steil und herausfordernd. Achte immer darauf, dass deine Grundposition passt und die Körperspannung da ist. Sonst bist du da runter nur noch Co-Pilot.“ Das Bike wird exakt an die Herausforderungen angepasst, Aufwärmen und los geht’s. Auf einer Strecke, die heute freigegeben wird und Profis und Könner aus der Szene anlocken soll.

Scheinbar locker-flockig springt ein absoluter Könner wie Marko über die ersten Gaps (Gräben) und Drops (Geländestufen). Dem Mitfahrer bleibt der Mund vor lauter Staunen offen. Zeit, um die Gedanken zu sortieren bleibt kaum, volle Konzentration ist unerlässlich. Immerhin warten gerade im oberen Teil jede Menge Stein- und Wurzelfelder, gefühlt fast senkrechte Passagen und sogenannte Anlieger (Steilkurven), die es sturzfrei zu bewältigen gilt. Im unteren nicht minder fordernden Teil schlängelt sich der Trail über enge Kurven, Steilpassagen und Wurzeln bis nach Annenheim. Dort angekommen, sind Erleichterung, Glücksgefühle und Stolz groß. Ein anerkennendes Schulterklopfen vom Profi folgt. Nach einer Fahrt über 3,8 Kilometer und 940 Höhenmeter.

„Der Prolitzen-Trail ist, das sagen auch absolute Profis, die schon zum Testen da waren, einer der herausforderndsten Trails in Zentraleuropa. Er ist gekennzeichnet von purer Konzentration, die man als Fahrer braucht und vor allem durch Sprünge, die man nicht umfahren kann, durch Drops, wo man über einen Felsen hinunterspringen muss und viele andere Schwierigkeiten“, sagt Andreas Holzer, Projektleiter Rad Tourismusregion Villach. Sein Tipp: „Alles was ein Mountainbiker lernen kann, sollte man beherrschen, bevor man in diese Strecke hineinfährt, sonst wird es gefährlich.“ Er rät, zuerst alle anderen Strecken (Baumgartnerhöhe, Ossiacher Tauern usw.), die legal sind, einmal sicher durchzufahren – von blauen über rote bis zu schwarzen Trails. „Erst wenn man diese Strecken wirklich sicher fahren kann, sollte man den Prolitzen-Trail, der von der Firma Trailbauers angelegt wurde, in Angriff nehmen.

Rund 420.000 Euro wurden in das Projekt (Trail, Verlegung des Wandersteigs 34, Aussichtsplattform) investiert. Fast die Hälfte kommt aus EU-Leader-Förderungen, je 110.000 Euro von den Gerlitzen-Bergbahnen (eröffnen heute) und der Tourismusregion Villach. „Uns war wichtig, in diesem steilen Gelände, eine möglichst naturverträgliche Mountainbike-Strecke zu errichten. Deshalb werden sehr viele bereits bestehende Wege genutzt und für professionelle Mountainbiker bestmöglich adaptiert“, sagt Tourismusregions-Chef Georg Overs, der auch die Zusammenarbeit mit Behörden und Grundeigentümern lobt.

Der Trail, der vor allem von Profi-Bikern herbeigesehnt wurde und in den kommenden Wochen noch den letzten Feinschliff erhält, könnte in Zukunft auch den Rahmen für Enduro-Rennen auf Weltklasse-Niveau bilden.

Alle Details zu allen Trails in der Region: www.lake.bike
Die Kleine Zeitung hat für euch auch ein Video zum neuen Downhill-Trail: hier Video ansehen