Sechs Frauen beschreiben ihre Leidenschaft für Skitouren, Tiefschnee und die Faszination abseits von Massen und Liftanlagen. Was macht Touren im Gelände so attraktiv? War es ein Altherrensport? Mit allen Facetten zwischen Anstrengung, Risiko und Loslassen.
Protokoll von Christoph Heigl
Kristina Schäfer, Innsbruck
Um ganz ehrlich zu sein: Am meisten taugt mir beim Skitourengehen die Abfahrt. Ich liebe es, unverspurte Hänge vorzufinden. Man erlebt die Berge von einer ganz anderen Seite, wenn man abseits der Menschenmassen unterwegs ist.
Oft hört man, dass Skitourengehen speziell für Frauen so attraktiv sein soll, aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube, dass das Skitourengehen generell stark boomt, und denke nicht, dass das Frauen speziell mehr ansprechen würde. Auch die jungen Menschen möchten wieder unabhängig Natur genießen.
Meine Ausrüstung: Ich verwende eine ziemliche Allround-Ausrüstung, nicht speziell leicht, dafür ein stabiler Schuh plus etwas breitere Ski, damit es auch beim Abfahren Spaß macht ...
Jolana Dandl, Chiemgau (D)
Beim Skitourengehen gefällt mir vor allem die Kombination von unterschiedlichen Aspekten, die diesen Sport einmalig machen: Anstrengung/Training, Naturverbundenheit, Entdecken neuer Orte und Gipfel, Abenteuer, Herausforderung und natürlich der Spaß bei der Abfahrt! Die Ruhe und Schönheit, die winterliche Landschaften für mich ausstrahlen, und eine gewisse Angespanntheit durch z.B. Riskoabwägungen im Gelände sind für mich eine besondere emotionale Mischung. Wenn man nach einem anstrengenden Aufstieg und einer tollen, aber vielleicht auch anstrengenden Abfahrt wieder heil unten ankommt, ist das einfach ein tolles Gefühl. Man kann stolz auf sich sein, hat trainiert, Erfahrungen und schöne Erinnerungen gesammelt. In den Bergen lernt man sich selbst am besten kennen.
Der Outdoorsport gewinnt gerade allgemein an Beliebtheit und Frauen ziehen da einfach mit. Berg- und Outdoorsport ist viel sichtbarer und zugänglicher geworden in den letzten Jahren, was auch dazu geführt hat, dass es z.B. viel mehr sichtbare weibliche Vorbilder gibt. Starke Athletinnen, Abenteurerinnen oder ambitionierte Hobby-Sportlerinnen, die sich eine Plattform aufgebaut haben, zeigen, dass es kein männerdominierter Sport sein muss. Das finde ich unglaublich toll und empowernd!
Meine Ausrüstung: Da mir Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sehr wichtig sind, bin ich sehr froh, mit Pyua einen neuen, starken Partner zu haben. Dadurch besteht meine Ski- und Wintergarderobe natürlich aus der Kollektion der Firma. Tourenrucksäcke und Airbag-Rucksäcke verwende ich von ABS. Ich besitze zwei paar Tourenski, einen sehr leichten, kurzen und aufstiegsorientierten und einen etwas längeren und breiteren, also abfahrtsorientierten. Meine Skischuhe stellen ungefähr einen Kompromiss zwischen aufstiegs- und abfahrtsorientiert dar. Eine gute Sonnenbrille ist mir auch sehr wichtig am Berg, vor allem im Winter. Da sollte man nicht mit dem Sparen anfangen – der Gesundheit der Augen zuliebe.
Lisa Krenkel, Innsbruck
Ich bin im Sommer wie im Winter gerne am Berg unterwegs – na klar, ich komme aus Innsbruck, der heimlichen Hauptstadt der Alpen. Im Winter ist neben dem Langlaufen gleich um die Ecke in Seefeld das Skitourengehen ein Supersport. Ich bin den ganzen Tag draußen in der Natur, abseits von den sonst üblichen Infrastrukturen wie Liften, habe nicht nur eine sportliche Herausforderung beim Aufstieg, sondern kann dann insbesondere bei tollen Schneeverhältnissen noch eine (Tiefschnee-)Abfahrt genießen.
Ob oder warum es gerade junge Frauen vermehrt machen, kann ich nicht sagen. Ich finde, die Sportart hat bei Frauen und Männern aller Alterskategorien zugelegt, besonders im letzten Winter. Egal ob nach der Arbeit bei einem der vielen Tourengeherabende rund um Innsbruck oder an einem freien Tag in der Früh mit den ersten warmen Sonnenstrahlen – das Erlebnis ist immer einzigartig.
Meine Ausrüstung: Neben Ski und Bindung (aktuell von Dynafit, aber ich möchte mir diesen Winter neue kaufen) noch Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät, Schaufel und Sonde. (Noch) kein Lawinenairbag.
Franziska Jung, Chiemsee (D)
Was mir (am Bild links) persönlich so am Skitourengehen gefällt, ist dass man mit Freunden die unberührtere Seite des Winters kennenlernen kann. Und für mich steckt in jeder Skitour auch ein kleines Abenteuer drinnen. Dass zuletzt besonders viele Frauen auf Tour waren oder dieser Trend für Frauen angeblich so attraktiv ist, wäre mir noch nicht aufgefallen. Ist das wirklich so?
Meine Ausrüstung: Um ehrlich zu sein, habe ich mir vor ein paar Jahren eine supergünstige Ausrüstung gekauft, weil ich nicht so oft unterwegs war. Aber jedes Mal bereue ich es ein wenig, darum wird mein Equipment im kommenden Winter ein Upgrade benötigen. Leicht zum Hinaufgehen und halbwegs breit für die Abfahrt soll’s sein.
Sabrina Höflinger, Frasdorf (D)
Lange Jahre war ich Snowboarderin, mittlerweile bin ich aber auch mit Ski recht sicher auf der Piste unterwegs. Was mich aber zunehmend stört, ist der Trubel in vielen Skigebieten. Deshalb habe ich mit dem Skitourengehen angefangen und gemerkt, dass es meine wahre Erfüllung im Schnee ist. Im Sommer war ich schon immer gerne beim Wandern. Dabei suche ich die Einsamkeit in den Bergen und verzichte bewusst auf Modetouren und Seilbahnen. Skitourengehen ermöglicht mir dasselbe Gefühl der großen Freiheit im Winter. Dazu kommt natürlich die Abfahrt, der Höhepunkt jeder Tour.
Warum machen das aktuell so viele junge Frauen? Ich glaube, beim Skitourengehen ist das wie beim Wandern. Früher Altherrensport, heute – mit dem Aufkommen des neuen Natur- und Gesundheitsbedürfnisses – eine der Trendsportarten. Beim Skitourengehen muss man das freilich differenzierter sehen: Wandern kann jeder. Aber nicht jeder fährt gut genug Ski, um im Tiefschnee Freude zu haben, die Ausrüstung ist nicht wirklich preiswert und gefühlt lauert überall die unsichtbare Gefahr durch Lawinen. Männer blenden das Risiko gerne aus, für uns Mädels ist die Gefahr aber omnipräsent und kann dazu führen, dass wir die Tour nicht richtig genießen können. Deshalb war ich am Anfang auch gerne auf Pistentouren oder in aufgelassenen Skigebieten unterwegs. Es wurden mittlerweile an manchen Orten aber LVS-Checkpoints und spezielle Beschilderungen installiert, die eine sichere und zudem naturschonende Route beschreiben. So zum Beispiel im Sellrain bei Innsbruck, wo ich besonders gerne unterwegs bin.
Meine Ausrüstung: Im letzten Jahr habe ich mir meine erste eigene Ausrüstung gekauft – Blizzard Zero G 95 mit der Marker-Bindung Alpinist 12 und als Boot den Tecnica Zero G Tour. Davor habe ich die Ausrüstung immer von Freunden geliehen. Das mache ich nach wie vor mit dem Sicherheitsequipment. Für den kommenden Winter möchte ich mir aber auch unbedingt meine eigene Lawinenausrüstung samt Airbag-Rucksack kaufen – der neue „A.Light Tour“ von ABS würde mir gefallen.
Aysel Yavuz, Wien
Skitourengehen hat für mich etwas Meditatives. In der Natur und vor allem in den Bergen fernab der Masse kann ich am besten abschalten. Die Sportart bietet für mich auch vieles, was ich besonders reizvoll beim Sportausüben finde: lange ausgiebige Aufstiege im Schnee, einsame und teils unberührte Naturlandschaften, Ruhe, schöne Gipfelbesteigungen, etwas Abenteuer und Herausforderung beim Tiefschneefahren.
Ich vermute, dass viele junge Frauen wenig begeistert von überfüllten Skipisten und langen Liftschlangen sind und stattdessen die Freiheiten und Möglichkeiten der Skitouren bevorzugen. Diese Sportart ist einfach die perfekte Kombination aus Naturerlebnis, Ausdauertraining und Freude am Skifahren.
Meine Ausrüstung: Zu meiner Grundausrüstung gehören LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Sonde, Felle, Tourenski (Pin-Bindung), Stöcke, Helm, Tourenschuhe, Tourenrucksack, Biwaksack und Gletscherbrille. Dazu wind- und wasserdichte Jacke, Tourenhose, Softshell-Jacke, Wechselkleidung, Haube und zwei Paar Handschuhe. Immer mit dabei: Erste-Hilfe-Paket, Stirnlampe und Karte.