Facebook hat zu meiner aktiven Zeit gerade angefangen, aber richtig intensiv ist es erst nach meinem Karriereende geworden. Über Insta und Co. hat heute jeder die Möglichkeit, sich ständig in Echtzeit mitzuteilen. Das kann natürlich ein Riesenvorteil sein. Aber ehrlich, ich bin froh, dass es bei mir nicht so war.

Christoph Sumann
Christoph Sumann

Als Sportdirektor des Kornspitz Sportteams habe ich auch täglich mit dem Thema zu tun, weil ich für viele junge, aber auch arrivierte Sportler zuständig bin, und da ist es einfach nicht wegzudenken. Contentproduktion gehört dort, wie auch beim ORF, natürlich zu meinen Aufgaben. Dabei ist die Weiterentwicklung des Mediums noch ständig im Gang. Ich warte nur darauf, dass die ersten Athleten im Wettkampf Livebilder verschicken.  

Du hast einfach die Möglichkeit, dich ständig mitzuteilen mit Videos, Fotos und Nachrichten, kannst mehr oder weniger deinen ganzen Tag dokumentieren. Was für Leute, die das interessiert, sicher ein Riesenmehrwert ist. Ab einer gewissen Followerschaft hat man auch eine gewisse Verantwortung – oder: Man fühlt sich verantwortlich, laufend was zu produzieren. Du musst dann auch immer kreativer werden und es nimmt immer mehr Zeit in Anspruch.

Ich warte nur darauf, dass die ersten Athleten im Wettkampf Livebilder verschicken.

Ob die Gefahr besteht, dass die Präsentation in den sozialen Medien die sportliche Leistung überlagert? Dass man einen Nachteil hat, wenn man als junger Sportler zwar talentiert, fleißig und gut ist, aber nicht ganz so gut in der Selbstpräsentation? Eine berechtigte Frage – drehen wir es vielleicht um: Kann sich jemand durch kreative Postings besser machen, als er ist? Ja, es kann sein, dass die, die nicht so kreativ sind oder die das nicht so wichtig nehmen, sich auf Social Media unter Wert verkaufen. Das gibt es sicher.

Mein Eindruck: Weniger ist oft mehr. Man muss nicht übertreiben, es sollte schon der Sport im Vordergrund stehen. Wenn Social Media die dritte Trainingseinheit am Tag wird und mindestens so viel Laktat und Energie kostet wie das Training, dann wird es bedenklich.

Wenn ich privat rausgehe in die Natur, ist das Handy allenfalls zum Musikhören dabei. Ich gehöre jedoch zu einer anderen Generation. Meine jungen Athleten sind damit aufgewachsen und ich kann ihnen nur raten, es nicht zu übertreiben. Man muss nicht ständig seine Followerschaft bezircen, beglücken und befeuern. Aber es ist part of the business. Und jeder muss selbst lernen, damit umzugehen.

Christoph Sumann
Christoph Sumann

war als Biathlet viele Jahre Weltklasse und ist jetzt leidenschaftlicher Freizeitsportler. Hier notiert er für die SPORTaktiv-Leser seine Erlebnisse, seine Eindrücke – und seine Tipps.