Infekte im Herbst und Winter sind nicht nur lästig, sie zwingen immer wieder zu Sportpausen und erschweren einen gezielten Trainingsaufbau. Der Griff zu immunstärkenden Supplementen liegt nahe. Was gibt es und wie geht man damit um?

Christof Domenig
Christof Domenig

Mikronährstoff-Supplemente versprechen, das Immunsystem zu unterstützen – oft tragen sie „Immun“ schon im Namen. „Vitamin C, D, Zink, aber auch Probiotika sind sehr bedeutend fürs Immunsystem“, erklärt Martin Gratzer von Nahrungsergänzungs-Hersteller Biogena, „auch Quercetin und andere sekundäre Pflanzenstoffe haben eine große Bedeutung“. Was Gratzer betont: „Das Fundament muss stimmen. Es ist wie ein Getriebe – wenn die Rädchen nicht perfekt ineinandergreifen, funktioniert das Wunder Mensch nicht zu 100 Prozent.“

Der beste Weg, um eine ausreichende Mikronährstoffversorgung sicherzustellen, sei über die natürliche Ernährung, sagt Gratzer. „Die österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zumindest 400 g Gemüse am Tag. Wir wissen aber, dass es einem Großteil der österreichischen Bevölkerung in der Praxis nicht gelingt, auf dieses Mindestmaß zu kommen.“ Zudem seien die 400 g eher im unteren Bereich des Benötigten. Für eine erste Einschätzung, ob man ausreichend versorgt ist, könne man sich etwa fragen, ob man auf die bekannten empfohlenen 5 Portionen Obst und Gemüse Tag für Tag komme. Nicht über die Ernährung zugeführt, sondern nur über ausreichend Sonnenlicht auf der Haut kann wiederum Vitamin D gebildet werden – und das komme bei vielen vor allem in der dunklen Jahreszeit zu kurz. Um Gewissheit zu haben, empfiehlt Gratzer, seinen Nährstoffstatus austesten zu lassen – zu empfehlen seien dabei oft Vollblutanalysen, nicht die meist durchgeführten Serumanalysen beim Hausarzt. Je nach Umfang der Analyse 30 bis 100 Euro einmal in eine Vollblutanalyse zu investieren, sei überaus sinnvoll.

Insbesondere wenn man es im Alltag nicht schaffe, sich ständig so gesund und abwechslungsreich zu ernähren, wie es die offiziellen Empfehlungen besagen, seien Basisversorgungsprodukte sinnvoll. Darüber hinaus empfiehlt Gratzer: Nährstoffmangel, etwa dem verbreiteten Vitamin-D-Mangel, durch Austesten auf die Spur zu kommen und festgestellte Mängel gezielt zu supplementieren.

Darm und Immunsystem
Dass auch speziell der Darm fürs Immunsystem wichtig ist, diese Erkenntnis spricht sich immer weiter herum. „Unser größtes Immunorgan ist der Darm“, erklärt dazu Simone Kumhofer, klinische Ernährungsmedizinerin bei Allergosan. Dass das Immunsystem von einer gesunden Darmflora profitiert, bewies etwa eine Studie der Sport-Universität Innsbruck mit ÖSV-Langläufern, erklärt Kumhofer. „Es wurde untersucht, wie sich ein speziell konzipiertes Probiotikum, über 12 Wochen eingenommen, auf das Immunsystem der Athleten während der intensiven Wintertrainingsphase auswirkt. Nur 35 % der Athleten in der Probiotika-Gruppe wiesen Infektionen auf – in der Placebo-Gruppe waren dagegen mehr als doppelt so viele, 79 %, erkrankt.“

Oft zu hören in dem Zusammenhang ist der Begriff Mikrobiom – die „mikrobielle Besiedelung im und am menschlichen Körper“, erklärt Kumhofer, „auch im Darm. Sie sind dort für unser Immunsystem entscheidend.“ Sämtliche Lebensstilfaktoren – Ernährungsweise, Stress, Medikamenteneinnahme – beeinflussen das Mikrobiom, so Kumhofer. Für eine gesunde Darmflora zu sorgen, etwa über Probiotika, kann daher ebenfalls ein Baustein für starke Abwehrkräfte sein.