Wanderrucksäcke gibt es in Groß und Klein, für Tages- und Mehrtagestouren. Wir erklären euch, wie man das richtige Modell wählt und worauf man beim Packen zu achten hat.
Wer sich in den Bergen und draußen in der Natur bewegt, der braucht auch einiges an Ausrüstung. Wechselkleidung, Schlechtwetterschutz, Jause, Wasser, etwaige Schutzausrüstung, für mehrtägige Abenteuer eventuell auch Schlafsack, Zelt und Kochgerät. Vom Wanderweg zum Klettersteig haben sich daher nicht ohne Grund seit jeher Rucksäcke etabliert. Doch Rucksack ist heute längst nicht mehr gleich Rucksack – jeder Einsatzzweck hat hier seine spezifischen Modelle. René Gruber vom Hersteller Fjällräven und Michael Klotz von Tatonka standen uns für unsere Fragen Rede und Antwort.
Rucksack ist heute längst nicht mehr Rucksack – der Markt kennt Allrounder, aber eben auch echte Spezialisten.
Tages- vs. Mehrtagesrucksack
Für Wanderer und Bergsportler sind vorrangig zwei Rucksack-Gattungen relevant: Der Tages- und der Mehrtagesrucksack. Die beiden, so Michael Klotz, unterscheiden sich in Größe, Rückensystem, Lastübertragung, maximal zu tragendem Gewicht, Belüftung und Ausstattung.
Ein Wanderrucksack für 1-, maximal 2-Tages-Touren ist in der Regel auf ein Tragegewicht von 3 bis 8 kg ausgelegt. Bei diesem Gewicht spielt die Lastübertragung von den Schultern auf die Hüfte eine weniger wichtige Rolle als bei den größeren Touren- und Trekkingrucksäcken. Das Gewicht ruht hier meist auf den Schulterträgern, die Hüftgurte dienen mehr der Stabilisation als der Lastübertragung. Oft bieten diese Rucksäcke belüftete Netzrücken, welche ein besonders effektives Abdampfen von Schwitzfeuchtigkeit gewährleisten.
Für bewegungsintensive Touren mit schnellen Lastwechseln, etwa am Klettersteig, empfiehlt Klotz Rucksäcke mit Kontaktrücken-Systemen, um die Last nah am Körper zu behalten. Das Tragesystem der meisten Wanderrucksäcke lässt sich nicht an die eigene Rückenlänge anpassen, oft gibt es aber Modelle für kurze und lange Rücken.
Bei Tourenrucksäcken für Mehrtagestouren liegt der Schwerpunkt für Klotz klar auf einem leichten, flexiblen und verstellbaren Tragesystem (z. B. Tatonka Frame Comfort Light), das in der Lage ist, einen Teil der Last (10–15 kg) von den Schultern auf die Hüfte zu übertragen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Hüftgurt idealerweise mittig auf den Hüftknochen aufliegt und geschlossen ist. Daneben spielen auch funktionelle Ausstattungsdetails eine Rolle: Für Kletterer ist beispielsweise wichtig, ob der Rucksack auch in Kombination mit einem Klettergurt praktikabel ist und Wintersportler interessieren sich für Dinge wie Skibefestigung oder vorbereitete Taschen für Lawinensonde, Schaufel, Helm.
Darauf achten
„Ein Tagesrucksack sollte groß genug sein, um das Notwendigste für einen Tag auf dem Trail zu tragen, aber nicht zu groß, um kein unnötiges Gewicht mitzuschleppen“, weiß René Gruber. Gepolsterte Schultergurte sorgen für Tragekomfort, mehrere Fächer und Taschen ermöglichen es, deine Ausrüstung optimal organisiert zu halten. Und ein leicht zugängliches Hauptfach für Essentials wie Wasser, Snacks und Regenjacke erweist sich im Einsatz als überaus praktisch.
Trinksystemkompatibilität ist ein Plus (wenn man so ein System nutzen möchte). Strapazierfähige Materialien, die den Herausforderungen am Berg standhalten, etwa Nylon oder Polyester, sind zu empfehlen. Sucht man einen Rucksack für Klettersteige, so empfiehlt Klotz zusätzlich noch auf Helmhalterung sowie zusätzliche Schlingen und Befestigungsmöglichkeiten zu achten. Auch auf Gurtkompatibilität mit Klettergurten ist hier zu achten.
Mehrtagesrucksäcke hingegen müssen genügend Platz für Ausrüstung inklusive Schlafsack, Zelt, Kochausrüstung, Wechselkleidung und Verpflegung bieten. Mit dem zusätzlichen Gewicht wird das verstellbare Tragesystem besonders wichtig. Um jederzeit an alle Ausrüstungsgegenstände heranzukommen, empfiehlt sich ein Front- oder Seiteingang. Kompressionsriemen helfen dabei, die Last zu stabilisieren und das Volumen je nach mitgebrachter Ausrüstung anzupassen.
Ein Rucksack aus wasserfesten Materialien oder alternativ eine Regenhülle schützen deine Ausrüstung vor Nässe – ein Fakt, der sich auch bei Tagesrucksäcken bezahlt machen kann.
Kompressionsriemen helfen dabei, die Last zu stabilisieren und das Volumen je nach mitgebrachter Ausrüstung anzupassen.
Packen und tragen
Damit ein Rucksack richtig sitzt, muss er einerseits korrekt gepackt, andererseits gut an den Wanderer angepasst sein. Dazu sollte man den Rucksack beim Kauf im Fachhandel anpassen lassen und auch beladen Probe tragen. Gute Shops haben dafür eigene Gewichte. „Damit der Rucksack nicht nach hinten zieht, sollte der Schwerpunkt immer dicht am Körper sein, und sofern möglich, auf Schulterhöhe liegen“, rät Michael Klotz zum Packen mit Bedacht. Heißt konkret: Leichte Ausrüstung kommt immer nach unten bzw. ins Bodenfach, mittelschweres Equipment weiter nach oben respektive in die Mitte und schwere Ausrüstung möglichst nah an den Rücken. Ganz oben ins Deckelfach, wenn vorhanden, kommen wieder leichte Gegenstände. René Gruber empfiehlt dabei auch auf die Balance – linke und rechte Seite ausgewogen beladen – zu achten. Sein finaler Tipp zur besseren Organisation im Rucksack: „Packtaschen und Kompressionsbeutel helfen, seine Ausrüstung zu organisieren und Platz zu sparen. Dadurch kannst du den verfügbaren Raum effizient nutzen und findest leichter, was du gerade brauchst.“