Ob Sonnenuntergang über den Gipfeln, erhabene Nacht unterm ­Sternenzelt oder Frühstück mit Bergblick – auf einer Berghütte zu schlafen ist ein unvergessliches Erlebnis. Ein paar „Hütten-Dos und Don’ts“ gilt es dabei aber zu beachten.
 

Lara Wulz
Lara Wulz

Sie ist wieder da, die Zeit im Jahr, in der Outdoor-Enthusiasten die Wanderschuhe stets griffbereit und das nächste Abenteuer im Kopf haben. Alle, denen eintägige Wandertouren aber nicht ausreichen, die sich gerne an größere Herausforderungen in Form von mehrtägigen Bergtouren wagen möchten, oder diejenigen, die nach einer neuen Erfahrung am Berg suchen, kommen an einer Übernachtung in einer Berghütte über kurz oder lang nicht vorbei. 

Dabei ist die Vielfalt an Hütten genauso breit gefächert wie jene der Menschen, die heute die Nähe der Berge suchen, weiß Florian Wechselberger, Bergführer aus dem Tiroler Zillertal: „Wandern, Bergsteigen, viele Arten von Outdoorsport boomen. Der Trend, in die Berge zu gehen, dort zu genießen, abzuschalten, zu erleben und zu entdecken, ist ungebrochen. Die klassischen Bergsteiger, wie man sie sich bildlich vor 30 Jahren vorgestellt hat, werden dabei ständig weniger. Heute sind es oft junge Familien, Paare, Freundeskreise – aber natürlich auch immer noch die Gipfel-Bergsteiger, die auf Hütten übernachten.“ Dieser Trend zum breit gestreuten Publikum beeinflusst auch die Hütten an sich, ergänzt Georg Oberlechner, Bergführer aus dem Salzburger Saalfelden-Leogang: „Man kann heute nicht alle Hütten in einen Topf werfen. Es gibt Hütten, die familien­tauglich sind, und es gibt die klassischen Bergsteigerhütten.“ Genau hier sollte man bereits bei der Planung einer Hütten-Übernachtung ansetzen. Die Hüttenarten, von einfach bis hin zu sehr komfortabel, bieten für jeden Geschmack und Anspruch das passende Angebot.

Harmonisches Miteinander
Diese Veränderung, dass der Berg­sport noch breitentauglicher geworden ist und vermehrt ein sportbegeistertes Publikum abseits alpiner Vollblutbergsteiger in die Welt der Hütten bringt, führt auch dazu, dass man sich vermehrt mit der Art der Hütte und den jeweiligen Regeln dort vertraut machen sollte. Zusätzlich gilt, dass, egal für welche Art von Hütte man sich entscheidet, einige Regeln und Verhaltensweisen universell sind und immer eingehalten werden sollten, um ein harmonisches Hüttenerlebnis für alle zu gewährleisten. Man sollte seine Ansprüche auch den Gegebenheiten in den Bergen anpassen, weiß Wechselberger: „Berghütten sind anders gebaut als moderne Häuser am Land. Es gibt nicht überall Heizungen, Panoramafenster und Dachterrassen oder riesige Gasträume. Man darf sich keinen großen Luxus erwarten, alles ist schlicht, einfach und funktional.“

Das gilt vor allem für Hütten im Hochgebirge, ergänzt Oberlechner – Mittelgebirgshütten sind da dann schon etwas komfortabler und familienfreundlicher. Doch egal, auf welcher Hütte man schlussendlich einkehrt – spezielle Regeln sind auf Berghütten einfach notwendig, um die Umwelt zu schützen, die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten und ein angenehmes Miteinander zu fördern. Dies kann beispielsweise das Einhalten von Ruhezeiten und den respektvollen Umgang miteinander umfassen, erklärt auch der Kärntner Bergfex und Experience Concierge im Falkensteiner Carinzia-Hotel, Luka Zelko Fornazaric.

Der Hüttenwirt ist der Kapitän
Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest – diese Regel gilt auch bei Übernachtungen auf einer Hütte. Rücksichtnahme auf andere Gäste ist ein essenzielles Gebot. Fornazaric: „Wichtige Dos und Don’ts für eine positive Atmosphäre in Berghütten umfassen die Rücksichtnahme auf andere Gäste.“ Man sollte nie vergessen, dass man nicht allein auf der Hütte ist. Ein freundliches Lächeln und ein nettes Wort können den Unterschied machen. 

Außerdem ist es unerlässlich, die Hüttenordnung – die von einer Hütte zur anderen variieren kann – jedenfalls zu respektieren. Florian Wechselberger empfiehlt, sich von der Einhaltung der Hüttenruhe bis zur Müllentsorgung unbedingt an die Vorgaben zu halten, denn jede Regel dient dazu, ein angenehmes Miteinander zu gewährleisten. Die Regelungen gehen zumeist vom jeweiligen Hüttenwirt aus. Diesen als „Kapitän an Bord“ zu akzeptieren, wie Oberlechner sagt, ist entscheidend. Denn die Hüttenwirte sind nicht nur für die Bewirtung zuständig, sondern auch für die Sicherheit und Ordnung auf der Hütte verantwortlich. Also: Wenn der Hüttenwirt etwas sagt, lohnt es sich zuzuhören. 

Dadurch, dass es in Hütten öfters etwas kuschelig ist (sprich: relativ viele Menschen treffen auf verhältnismäßig kleinem Raum aufeinander), sollten auch Lärm vermieden und die vom Hüttenwirt vorgegebenen Ruhezeiten eingehalten werden. Ebenfalls zu empfehlen ist es, rechtzeitig zu reservieren und am Tag der Übernachtung nicht zu spät anzukommen. Und falls man es trotz Reservierung doch nicht schafft, eine Tour anzutreten, so früh wie möglich abzusagen. 

Zu guter Letzt ist es wichtig, die Natur zu respektieren und zu schützen. Florian Wechselberger nennt ein Beispiel: „Vor allem im Spätsommer kann es vorkommen, dass Trinkwasser und Verbrauchswasser in den nahe gelegenen Quellen rar wird und zu Wasserknappheit führt. Es wird daher gebeten, mit Wasser, Strom und allen anderen Ressourcen sparsam umzugehen. Auch die Abwasser- und die Müllentsorgung sind in den Bergen aufwendig und teuer, deshalb den Müll bitte wieder selbst mit ins Tal nehmen.“ 

Behält man diese ohnedies einfachen Regeln im Auge, steht einer gemütlichen Einkehr und Übernachtung in den Hütten der Alpenwelt nichts mehr im Weg. Wer will, kann sich auch von Bergführern oder Bergwanderführern bei mehrtägigen Touren mit Hüttenübernachtung begleiten lassen. Und eines ist sicher: Von einem erhabenen Standpunkt aus der Sonne beim Auf- und Untergehen zuzuschauen oder in den klaren Sternenhimmel zu blicken, ist nicht nur für Hüttenneulinge, sondern auch für erfahrene Bergfexe jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis.

Hüttenknigge

  • Vergiss nicht, passende Ausrüstung mitzubringen, aber halte dein Gepäck leicht.
  • Sei offen für Interaktionen mit anderen Gästen – lass dein Handy mal im Rucksack und dich lieber auf ein nettes Gespräch oder Kartenspiel ein.
  • Betritt die Schlafgelegenheiten nur mit Hausschuhen und lass die Bergschuhe draußen.
  • Wenn du dich nicht auskennst, frag lieber einmal zu viel beim Wirt nach.
  • Reserviere frühzeitig – Hütten sind beliebt und gerne schnell mal ausgebucht.
  • Storniere auch frühzeitig – denn du bist meist nicht der Einzige, der gerne in der Hütte übernachten möchte.
  • Informiere dich online über die Hütte – damit du weißt, was du erwarten kannst und was von dir erwartet wird.
  • Genieße die einzigartige Stille der Berge.
Florian Wechselberger

Staatl. geprüfter Bergführer aus dem Zillertal (Tirol).

Web: www.zillertal.at

Georg Oberlechner

Staatl. geprüfter Bergführer aus ­Saalfelden-Leogang (Salzburg).

Web: www.saalfelden-leogang.com

Luka Zelko Fornazaric

Geprüfter Kärntner Bergwanderführer und Experience Concierge im Falkensteiner Hotel & Spa Carinzia (Kärnten)

Web: www.falkensteiner.com/hotel-spa-carinzia