Gabriele Obmann ist Triathlon-Staatsmeisterin auf der Langdistanz und Pro-Athletin, die dennoch 30 Stunden pro Woche im OP arbeitet.
Die Geschichte stimmt schon so, sagt Gabriele Obmann, auch wenn sie fast zu gut klingt, um wahr zu sein. Mit dem Triathlonsport in Kontakt kam sie, von Beruf OP-Diplompflegerin im UKH Klagenfurt, als sie 2015 beim Ironman Austria im Erste-Hilfe-Zelt arbeitete. Die Atmosphäre bei dem Rennen mitzuerleben, brachte sie dazu, mit dem Training zu beginnen. Sie lief bis dahin und fuhr gern mit dem Mountainbike, mit Kraulschwimmen und Rennradfahren hatte sie sich aber nicht beschäftigt. 2017, zwei Jahre später und 28-jährig, stand sie in Klagenfurt nicht nur an der Startlinie ihres ersten Ironman, sondern finishte in hervorragenden 10:03 Stunden, gewann ihre Altersklasse und qualifizierte sich für die WM auf Hawaii.
Wo sich das sportliche Märchen fortsetzte, wenngleich auf Basis eines gebrochenen Versprechens. „Eigentlich hatte ich meiner Mama versprochen, dass ich das nur einmal mache“, ezählt die heute 33-Jährige. Auf Haiwaii, der Trauminsel der Langdistanz-Triathlon-Szene, erregte sie nicht nur wegen der Tatsache Aufmerksamkeit, dass sie und ihr Freund Thomas Fürnschuss beide qualifiziert waren. Obmann wurde im Oktober 2017 starke Elftplatzierte in ihrer Altersklasse.
Seither hat die von Buff unterstützte Athletin ihre Langdistanz-Bestzeit auf 9:15-Stunden verbessert, war zweimal Drittschnellste beim Ironman Austria und holte sich mit diesem Resultat im Vorjahr den Staatsmeistertitel auf der Langdistanz. „Mein schönster Moment war dennoch mein erster gefinishter Ironman“, sagt sie.
Seit 2021 besitzt Gabriele Obmann als Triathletin Profi-Status. Wer aber deshalb glaubt, dass sie sich nun rund um die Uhr um Training und Regeneration kümmern kann, outet sich als Triathlon-Laie. „Geändert hat sich dadurch eigentlich nichts, ich arbeite weiterhin 30 Stunden die Woche im UKH“, klärt sie auf. „Fürs Training versuche ich die dienstfreien Tage zu nutzen oder trainiere nach den Diensten eher regenerativ“, erklärt sie. „Viel Platz für anderes bleibt da nicht, auf einen Kaffee gehe ich selten.“
Der Unterschied zwischen Pro- und Amateur, oder – im Triathlon-Sprech – „Agegroup“-Status liegt in der Lizenz. 2019 erzielte Obmann beim Ironman Austria wie erwähnt ebenso die drittschnellste Zeit unter den Frauen wie zwei Jahre später als Pro-Athletin, „du bist als Agegrouper aber nicht bei der Siegerehrung und fällst um alles um.“
Fürs Training versuche ich die dienstfreien Tage zu nutzen. Oder ich trainiere nach den Diensten regenerativ.
Keine Frage nach dem „Warum“
Die Freude am Sport wiegt für Gabriele Obmann Mühen mehr als auf. Das gilt auch während der Rennen: „Je länger ich unterwegs bin, desto besser werde ich“, sagt sie. Das Mentale sieht sie als eine ihrer Stärken. „Die Frage, warum ich mir etwas antue, habe ich mir noch kein einziges Mal gestellt.“
Unter den Disziplinen sieht sie das Radfahren als ihre Stärke. „Jede der Sportarten hat etwas für sich. Laufen ist unkompliziert, du kannst es immer und überall und ich arbeite hart an meiner Laufperformance“, erklärt sie. Wovon sie überzeugt ist: dass es keine Patentrezepte für Erfolg gibt, jeder individuell seinen Weg finden und gehen muss. In ihren ersten Trainingsjahren sei kaum eine Radausfahrt kürzer als 100 Kilometer gewesen, erzählt sie, auch wenn ihr viele erklärt hätten, dass das gar nicht nötig sei. „Aber es hat mir einfach Spaß gemacht.“ Unkonventionell wollte sie heuer auch in die Saison starten – am 3. April (nach Redaktionsschluss) gleich mit einer Langdistanz beim Ironman Südafrika.
Auf die Frage, wie sie sich selbst sportlich charakterisieren würde, sagt Gabriele Obmann: „Mein Freund hat einmal gesagt, ich bin wie der Samariterbund. Aber ich glaube, ich bin trotzdem ein egoistischer Samariterbund.“ Erklärung dazu: „weil ich mir im Rennen oft denke, wie ich einem Konkurrenten jetzt helfen kann, wenn jemand zum Beispiel einen platten Reifen hat. In der Triathlonszene gibt es nicht viele, die sich solche Gedanken machen, glaubt mein Freund. De facto bleib ich dann im Rennen meist eh nicht stehen, aber die Gedanken daran sind oft da.“