Italiens Biathlonstar und Sportful-Athletin Dorothea Wierer über perfekte Loipentage, das Spannende am Biathlon und ihre Motivation, im Training und Rennen an Grenzen zu gehen.
Du bist nahe der Langlauf- und Biathlon-Hochburg Antholz aufgewachsen: War dir also deine Sportart gleichsam in die Wiege gelegt?
Das stimmt – in meinem Heimattal ist es fast schon Tradition, dass alle Kinder mit dem Biathlonsport in Kontakt kommen, sei es durch Langlaufkurse, sei es durch die Schule. So haben auch meine älteren Geschwister mit Biathlon begonnen und ich habe mich automatisch ebenso dafür interessiert.
Was ist generell für dich das Spannendste an der Kombination Langlaufen und Schießen?
Meiner Meinung nach, wie mit der Belastungsumstellung umgegangen wird. Den Puls von 170, 180 herunterzukriegen und entspannt und präzise am Schießstand zu arbeiten. Das ist eine große Herausforderung und macht das Resultat am Schießstand am Ende spannend.
Im heurigen Sommer mit dem italienischen Herrenteam zu trainieren: Was war da die Überlegung dahinter?
Diese Entscheidung habe ich zusammen mit meinen Trainern getroffen, um neue Reize und Herausforderungen zu schaffen. Da ich schon viele Jahre im Biathlon aktiv bin, versuche ich dadurch meine letzten Energiereserven herauszuholen und eine gesamte Mannschaft vor mir zu haben als Motivation.
Nach 10 WM- und 3 Olympiamedaillen sowie zwei Siegen im Gesamtweltcup: Was motiviert dich, nach wie vor im Training und Wettkampf an die Grenzen zu gehen?
Dass ich spüre, dass die Freude und Motivation am Biathlon noch zu groß ist, um jetzt aufzuhören. Ich nehme die Saison auch anders wahr als jene zuvor, da ich mir viele Erfolge bereits erarbeitet habe. Freude und Passion stehen für mich nun komplett im Fokus.
Welche Rolle spielt der Kopf im Biathlon? Hilft etwa Mentaltraining, um am Schießstand stark zu sein?
Ich denke, ich bin mental sehr stark und kann relativ gut unter Druck arbeiten. Wenn ich beispielsweise ein Rennen am Schießstand verloren habe, konnte ich gut darüber hinwegschauen und mich auf die anstehenden Dinge konzentrieren. Aber jeder ist verschieden und geht verschieden mit Druck und Belastung um. Deshalb finde ich das Angebot eines Mentaltrainers sehr hilfreich, aber Nervosität und die eigene Erwartung gehören einfach zum Sport dazu.
Welche Rolle spielen für dich alternative Sportarten – im Sommertraining und im Winter?
Ich finde, die Vielfalt am Sport bringt erst die richtige Freude mit sich. Wenn man zwischen verschiedenen Sportarten variieren kann, lernt man viel für sich selbst und ist besser ausgelastet, egal ob Profi oder Freizeitsportler. Ich bin sehr froh, dass unsere Saisonvorbereitung zwischen Laufen/Berggehen, Radfahren, Krafttraining oder Roller Skilaufen sehr vielfältig ist. Das ist allein für den Kopf wichtig.
Ein perfekter Tag in der Loipe – findet der für dich im Rennen, im Training oder in der Freizeit statt?
Ein perfekter Tag in der Loipe ist für mich unabhängig von Training, Rennen oder Freizeit. Es kann ein perfektes Rennen sein, eine gute Trainingssession oder ein entspanntes Langlaufen mit Freunden oder der Familie bei schönem Wetter. Wobei ich dazusagen muss, dass ich meine begrenzte Freizeit gerne mit Dingen verbringe, die ich sonst nie machen kann.
Was wäre dein abschließender Ratschlag für unsere Leserinnen und Leser fürs Langlauftraining?
Übung macht den Meister – ein altbewährter Satz mit Wirkung. Aber Spaß und Freude an der Bewegung und der Natur sind meiner Meinung nach genauso wichtig.