Ende 2015 erscheint im Weishaupt Verlag die erste umfassende Geschichte der Puch-Fahrräder. Im SPORTaktiv-Interview sprechen die beiden Autoren Dr. Wolfgang Wehap und Walter Ulreich über ihre Leidenschaft für Fahrräder und ihr besonderes Verhältnis zur Kultmarke Puch.
Herr Dr. Wehap, Herr Ulreich, Sie beide haben bereits ähnliche Publikationen herausgebracht. Wie kam es speziell zu diesem Buchprojekt über Puch-Fahrräder?
Wolfgang Wehap: Das Projekt ist ein gut gereiftes. Einen ersten Anlauf unternahm Walter Ulreich schon 1996, doch u. a. wegen seiner häufigen berufsbedingten Auslandsaufenthalte blieb das Vorhaben lange in der Pipeline. Ich kenne und schätze Walter als Fahrradhistoriker schon lange und wusste davon. Als ich nun aus persönlichen Gründen Zeit hatte, fragte ich ihn einfach, ob wir das Buch nicht gemeinsam machen.
Walter Ulreich: Nach meinem Waffenrad-Buch, 1995 erschienen, war mir klar: Puch-Fahrräder waren international noch bekannter und das Buch darüber musste geschrieben werden. Wenn beim Waffenrad Recherche und Schreiben vier Jahre gedauert hatten, so würde es bei diesem Unterfangen noch länger dauern. Dass es fast 20 Jahre werden würden, konnte ich nicht ahnen.
Wie verlief die Recherchearbeit? War es schwierig Quellen zu finden?
WW: Meine Überlegung war ja: Jetzt ist es noch möglich, die jüngere Geschichte der Puch-Fahrradproduktion mit Hilfe von Zeitzeugen zu beleuchten. Andererseits ist nach der Schließung der Zweirad-Sparte 1987 ausreichend Zeit verstrichen, dass Beteiligte mit Abstand darüber reden können. So ist es gelungen, die reine Dokumentation anhand von Archivmaterial und Literatur anzureichern. Dazu kamen zahlreiche Interviews mit MitarbeiterInnen, Vertretern des Managements und LeistungsträgerInnen im Sport.
WU: Die Universitätsbibliothek Wien hat fast alle alten österreichischen Fahrradzeitschriften ab etwa 1880. Ich ließ ganze Jahrgänge kopieren und las und exzerpierte jahrelang. Parallel dazu kaufte und tauschte ich weltweit alles über und von Puch mit Fahrrad-Bezug: Bücher, Fahrrad-Kataloge, Firmenschriften, Plakate und Fotos.
Video: Werbespot für Puch-Fährräder von 1972
Sind Sie bei Ihren Recherchen auch auf unerwartet skurrile Modelle gestoßen?
WW: Ja natürlich. Ein echter Glückstreffer gelang uns am Ende der Recherche, als ich noch einen wenig Neues versprechenden Akt „Puch Werbematerial“ im Landesarchiv gesichtet habe. Dabei stieß ich auf ein „Maschinen-Verkaufsbuch“, in dem ganz offensichtlich Puch selbst, auch wenn der Name nicht vorkommt, die ersten verkauften Fahrräder samt Käufernamen, Zahlungsmodalitäten etc. gelistet hat. So lässt sich auch die Vermutung erhärten, dass Puch zwar schon 1889 Fahrräder verkauft hat, allerdings Fremdfabrikate, und seine selbst gebauten „Styria“-Modelle erst ab 1890. Eine andere tolle Entdeckung gelang uns im Motorradmuseum Ehn in Sigmundsherberg (NÖ). Das Puch-Firmenarchiv ist ja nicht mehr vorhanden, aber wir hatten läuten gehört, dass man in Ehn, im Motorradmuseum Sigmundsherberg, Konstruktionszeichnungen gerettet haben soll. Diese fanden wir zwar nicht, dafür aber einige sehr schöne Designentwürfe aus den 1980er-Jahren. Sie dokumentieren die Arbeit der „Kreativabteilung“ um Fritz Spekner, von der spannende Ideen für Alltagsräder und Rennmaschinen kamen – die größtenteils aber nie realisiert wurden.
WU: Die ganz frühen Fahrräder von Puch sind sehr rar, eines davon zu finden, war jedesmal eine Sensation. Recherche dafür bedeutete viele Besuche bei Sammlern und Museen, Treffen mit enthusiastischen Experten und Informanten.
Haben Sie auch ein Lieblingsfahrrad bzw. ein Modell wiederentdeckt, das Ihnen besonders zusagt?
WW: Schwer zu sagen. Einerseits faszinieren mich die US-Modelle der Rennradserie, die unter „Austro Daimler" auf den Markt kamen - von Rahmengeometrie und Farbgebung her etwa das „Vent Noir Mixte". Andererseits gefallen mir auch alte Schwanenhals-Damenmodelle, Minis, Highriser oder BMX aus den 1960ern und 1970ern gut. Gestaunt habe ich auch, was junge Mechaniker, die sich auf Restaurieren und Upcyclen spezialisiert haben, aus gängigen Puch-Modellen wie dem „Clubman" heute alles machen. Das heißt, die Puch-Fahrradstory ist keineswegs zu Ende. Sie geht weiter, und zwar nicht nur im Museum.
WU: Peinlicherweise muss ich zugeben, dass ich nicht einmal ein Puch-Fahrrad besitze. Das sollte sich aber ändern lassen.
Fahren Sie selbst viel mit Fahrrad? Und wenn ja, welches Modell?
WW: Das Fahrrad ist seit gut drei Jahrzehnten mein Hauptverkehrsmittel. Ich halte es schlicht für das geeignetste Fortbewegungsmittel in der Stadt, und ich bin auch konkret dabei, wenn es darum geht, sich für die Verbesserung der Radfahr-Bedingungen einzusetzen. Selbst fahre ich ein einfaches Stadt- und ein ebensolches Tourenrad, bei Ausfahrten hin und wieder ein Junior Luxus, Baujahr 1947. Nach Abschluss des Buchprojektes habe ich mir vorgenommen, das Puch S60 meiner Oma und das „Jungmeister Sport“ meines Vaters herzurichten bzw. herrichten zu lassen.
Weitere Infos zum Buch findest du auf www.weishaupt.at und www.facebook.com/Puch-Fahrraeder.
Die Geschichte der PUCH-Fahrräder 22,5 x 26,5 cm, ca. 320 Seiten mit zahlreichen Farbabb., Hardcover, geb. ISBN: 978-3-7059-0381-4 Preis: € 48,00 Erscheint bis Ende des Jahres im Weishaupt Verlag. |
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