Urlaub mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen wird immer beliebter. „Diese selbstbestimmte Urlaubsform im Freien ist heute besonders gefragt bei besser verdienenden Menschen, die sonst in ihr Arbeitsleben stark eingebunden sind sowie bei den sogenannten ‚empty nesters’, deren Kinder längst aus dem Haus sind und die viel Freizeit haben“, sagt Martin Zöllner vom ADAC gegenüber WELT.
In Deutschland wurden beispielsweise im vergangenen Jahr 71.000 Camping-Fahrzeuge neu zugelassen. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, sind die Zahlen sogar noch beeindruckender. Zwischen 2014 und 2018 gab es jeweils zweistellige Zuwachsraten im Bereich der Neuzulassung. Höhepunkt war eine Steigerung um 23,9 Prozent im Jahr 2015.
Camping verspricht höchstmögliche Flexibilität, den Geruch von Abenteuer, Lagerfeuerromantik und Natur pur. Ob ein Städtetrip, ein längerer Aufenthalt auf dem Lieblingscampingplatz oder eine Reise durch mehrere Staaten. Der Fantasie sind bei Camping-Trips keine Grenzen gesetzt. Dies ist wohl einer der größten Faktoren, warum der Markt immer mehr boomt. Was man also für das abenteuerliche Hobby benötigt ist ein entsprechendes Gefährt und das wissen wo und wie man überhaupt Campen darf. Aufgrund des größer werdenden Marktes gibt es natürlich auch immer mehr brandneue Camping-Trends und das sowohl im Bereich der Fahrzeuge, wie auch im Bereich der Urlaubsziele.
Die Trends bei den Fahrzeugen:
1. Kleinere Modelle sind im Kommen
Wohnmobile müssen nicht immer riesige unhandliche „Kisten“ sein, das haben zahlreiche Hersteller mit kleineren Modellen bewiesen und die werden immer beliebter. Die Nachfrage nach wendigen und handlichen Reisemobilen unter sieben Metern Länge steigt kontinuierlich. Ebenfalls ein Renner bei den Kunden sind Wohnmobile auf Van-Basis, die auch alltagstauglich sind.
Den Grund für die Entwicklung, dass die Campingbusse schrumpfen sieht Daniel Onggowinarso vom Caravaning Industrie-Verband vor allem im veränderten Reiseverhalten. Viele Urlauber würden bei Reisen einen Roadtrip-Charakter bevorzugen. Gerade in Städten oder auf engen Passstraßen sind kleinere Modelle einfach leichter zu handhaben als riesige „Schiffe“.
Doch es gibt auch eine gegenteilige Entwicklung: Gerade solvente Käufer wollen immer mehr Komfort in ihren Reisemobilen. Das geht von der Fußboden-Heizung über Deluxe-Betten bis hin zu edlen Ledersesseln. Wenn der Geldbeutel groß genug ist, dann sind der Fantasie natürlich kaum Grenzen gesetzt.
2. Modernere Ausstattung
Die Zeiten, in denen die Inneneinrichtung von Wohnmobilen aussah wie in längst vergangenen Tagen sind vorbei. Immer mehr Hersteller setzen auf modernes, oftmals helles Holz, das nicht nur einen stylischen sondern auch einen hellen Eindruck vermittelt. Voll im Trend sind auch Längsbänke. Sie glänzen durch Bewegungsfreiheit und eine platzsparende Anordnung. Immer mehr Hersteller nutzen dieses Konzept für ihre Teilintegrierten. Zudem werden die meisten Modelle immer leichter.
3. Assistenzsysteme erhalten Einzug
Navi, ABS und Tempomat gehören auch im Wohnmobil schon länger zum Standard. Doch nun werden immer mehr Assistenzsysteme die aus PKS bekannt sind auch dort integriert. Bremsassistent, Spur und Abstandhalter sorgen für eine angenehmere Fahrt in den wohlverdienten Urlaub. Auch das Smartphone wird immer mehr mit dem Fahrzeug vernetzt. Klimaanlage oder Heizung per App starten? Füllstände von Gas und Wasser ablesen? Alles kein Problem mehr! Diese Innovationen haben schon, oder werden demnächst Einzug in viele Modelle erhalten.
4. Es werde (helleres) Licht!
Neuerdings gehören auch LED-Scheinwerfer in Wohnmobilen zunehmend zur Standardausrüstung. Viele bekannte Hersteller wie Carthago und Hymer haben die helleren Lichtquellen schon in ihr Programm aufgenommen. Andere planen diese Neuerung für den Modelljahrgang 2020. Der Vorteil von LED-Scheinwerfern, nicht nur im Wohnmobil: Die Lichtperformance ist deutlich höher als bei klassischen Leuchten. Das Licht hat einen weißeren Ton, der für ein angenehmeres und ermüdungsfreies Fahren sorgt. Zudem verbrauchen sie deutlich weniger Strom.
5. Die E-Mobilität kommt
Die Elektro-Mobilität hält Einzug in die Camping-Branche. Der Hersteller Iridium stellte beispielsweise gerade vor wenigen Monaten auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf ein E-Wohnmobil vor. Für den Otto-Normalverbraucher ist diese Innovation allerdings noch nicht geeignet: Der Preis ist zu hoch, das Konzept noch nicht ganz ausgereift. Dennoch zeigt es, dass auch Wohnmobile ohne Verbrennungs-Motor als umweltfreundliche Variante für die Zukunft längst mehr als ein Hirngespinst sind.
6. Größere Auswahl an Basisfahrzeugen
Konkurrenz belebt das Geschäft. Das gilt natürlich auch für den Markt an Basisfahrzeugen, die für den Aufbau von Wohnmobilen genutzt werden. Unangefochtener Spitzenreiter in der Kategorie Basisfahrzeuge war und ist immer noch der Fiat Ducato. Im Jahr 2019 waren laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes mehr als 250.000 Ducatos zugelassen, ein Marktanteil von 48 Prozent im Segment „Wohnmobile“.
Doch die Konkurrenz holt auf: Besonders gefragt ist aktuell der Mercedes Sprinter. Ihn gibt es in vier Längen und mit drei Dachhöhen. Die Volkswagen-Gruppe bietet mit dem VW-Crafter und dem MAN TGE zwei nahezu baugleiche „Zwillinge“ als Wohnmobil-Basisfahrzeug an. Auch ein Chassis des Citroen Jumper wird mittlerweile von Herstellern als Basisfahrzeug genutzt.
Die Trends bei den Reisezielen
1. Bergamo statt Barcelona
Mit Touristen überflutete Städte wie Barcelona oder Paris werden bei vielen Reisenden, auch bei Wohnmobilreisenden, zunehmend unbeliebter. Sich nach einer ellenlangen Stellplatzsuche in lange Schlangen von Sehenswürdigkeiten anzustellen macht auch wenig Spaß, oder? Alle, die dasselbe denken, für die ist der Trend „Undertourism“ genau das richtige.
Fahren sie statt nach Barcelona doch einfach mal nach Bergamo. Die norditalienische Stadt mit ihrer malerischen Altstadt wird vom Geo-Magazin als „Italiens schöne Unbekannte“ bezeichnet und ist längst nicht so überlaufen wie beispielsweise das nahegelegene Mailand.
Dasselbe Prinzip lässt sich natürlich problemlos auf nahezu alle Länder ausdehnen: Freiburg statt Frankfurt, Brügge statt Brüssel oder in die Provence statt nach Paris. Weiterer Vorteil: Hier können Sie Fotosschießen, die tatsächlich beeindrucken. Den Eifelturm hat jeder schon einmal gesehen, ein malerisches Blumenfeld in der Provence kann dagegen einzigartig und ein echter Hingucker sein.
2. Osteuropa ist im Kommen
Kroatien ist als Urlaubsland kein Geheimtipp mehr. Andere Ziele in Osteuropa dagegen schon und die werden auch bei Campern immer beliebter: Albanien lockt nicht nur mit einer malerischen Küste, zahlreichen Burgen sondern auch mit einer ganzen Reihe von Campingplätzen. Abseits von Touristenmassen das Meer genießen: Das ist auch in Montenegro möglich. Die Bucht von Kotor zählt beispielsweise zum Unesco-Weltkulturerbe. Dazu beeindruckt das Hinterland Montenegros mit einer wilden Natur.
3. Surfen in Portugal
Wer lieber in Westeuropa bleiben möchte, aber dennoch das Meeresrauschen abseits riesiger Touristenströme hören will, der wird in Portugal fündig. In diesem Jahr zählte Portugal neben den klassischen Urlaubsländern zu einem der beliebtesten Ziele. Vorteil für Camper: Die Camping-Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut, gerade auch weil Surfer die hohen Wellen am Atlantischen Ozean seit Jahren schätzen.
4. Romantischer Nachthimmel
Ein weiterer neuer Reisetrend geht weg von Urlaub in mit Touristen überfluteten Regionen. Schon einmal etwas von „Dark-Skies-Reisen“ gehört? Nein? Darunter versteht man Trips an Plätze, an denen noch ein ursprünglicher Nachthimmel zu sehen ist, frei von Lichtverschmutzung. In manchen Ländern gibt es sogar extra dafür sogenannte „Dark-sky parks“. Die meisten davon allerdings in den USA.
In Europa können Reisende jedoch ebenfalls fündig werden, allerdings nicht direkt vor der Haustür. Im Norden Großbritanniens gibt es zwei sehenswerte Dark-Sky-Orte mit vorhandener Camping-Infrastruktur: Den Northumberland National Park nördlich von Newcastle sowie den Kielder Water and Forest Park in der Nähe der schottischen Grenze.
Atemberaubend sind auch die Nordlichter in den skandinavischen Ländern. Ein Trip in den Norden Europas kann dann auch mit einer Reise zu den spektakulären norwegischen Fjorden verbunden werden.
5. Wintercamping
Den Camper winterfest machen und ab Oktober in der Garage stehen lassen? Diese Zeiten sind vorbei. Wintercamping wird immer beliebter. Dabei ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ob zum Wintersport, Sonne tanken an der Côte d’Azur oder zu einem Weihnachtsmarkt: Die Auswahl möglicher reizvoller Ziele ist nahezu unbegrenzt. Gerade der Süden bietet sich, nicht nur wegen des angenehmen Klimas- für einen Wintertrip an. Abseits der Hauptreisezeit ist es hier auch weitaus entspannter und gemütlicher. Das fängt schon bei der Anreise an und geht auf dem Campingplatz nahtlos weiter.