Greenpeace nahm mit seiner „Detox-Kampagne“ Chemikalien in imprägnierter Outdoorbekleidung ins Visier. Wir fragten die Hersteller, wie sie auf die Problematik „Umweltschutz“ reagieren.

Viele Stimmen in der Outdoorindustrie (nachzulesen auch hier in den anschließenden Statements) sagen ja, dass die sogenannten PFCs (per- und polyflourierte Chemikalien) in der Outdoorbekleidung derzeit einen noch unverzichtbaren Beitrag zur von den Kunden gewünschten „Wetterfestigkeit“ leisten. Das ist durchaus verständlich, ändert aber nichts daran, dass sich die Umweltschützer von Greenpeace in einer jüngst veröffentlichten Studie gerade auf diese Chemikalien einschießen.
In Kurzform, worum es geht: PFCs wurden und werden vielfach zum Imprägnieren von Outdoortextilien, die als Wetterschutz getragen werden, eingesetzt. Weil sie eben die gewünschten Eigenschaften „wasser-, fett- und schmutzabweisend“ mit sich bringen. Greenpeace stört mehreres daran: „Diese Chemikalien sind unveränderlich – sie bleiben also, wenn sie einmal in die Umwelt gelangt sind, dort erhalten. In Lebensmittel, im Trinkwasser und in der Atemluft.“ Kritikpunkt 2: PFCs sind „bioakkumulativ“, das heißt, sie reichern sich in Organismen an. Und zumindest einige von ihnen stehen im Verdacht gesundheitsschädlicher Wirkung, etwa das Hormonsystem zu beeinflussen oder das Wachstum von Tumoren zu begünstigen.
Damit das klar ist: Über die Haut werden PFCs nicht in den menschlichen Organismus aufgenommen, das Tragen der Kleidung ist also unbedenklich. „Sehr wohl aber gelangen“, sagt Greenpeace, „die Chemikalien bei der Herstellung und dann beim Waschen oder Nachimprägnieren in die Umwelt – und somit über Umwege wieder in den menschlichen Körper.“

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„C8“ UND „C6“
Die kritischen Eigenschaften von PFCs werden auch von denen nicht bestritten, die sie einsetzen. Unterschieden werden muss dabei aber zwischen sogenannter C8- und C6-Techologie: C6-PFCs sollen bedeutend weniger umweltschädlich sein, denn damit würden keine „PFOs“ und „PFOAs“ (nicht abbaubare, giftige Substanzen) in die Umwelt abgegeben, heißt es. Dem entsprechend sind bereits viele Hersteller auf C6 umgestiegen oder gerade dabei, es zu tun. Als Kompromiss und „Zwischenschritt“, ist oft zu hören. Denn Kritiker bezweifeln wiederum, dass C6 wirklich besser sei als C8 – nur die Auswirkungen seien weniger erforscht.

ALTERNATIVEN FEHLEN
Das wichtigste Argument, das „pro PFCs“ vorgebracht wird: Alternative Technologien seien nach heutigem Stand der Technik noch nicht so weit, um den Ansprüchen von Outdoorsportlern wirklich zu genügen. Nicht nur mit der Wasserdichtheit, auch mit der Haltbarkeit der Kleidung wird dabei argumentiert: Ohne PFC-Imprägnierung nütze sie sich früher ab und müsse daher früher ersetzt werden – immerhin auch ein Umweltargument.
„Maier Sports“ etwa ist da anderer Meinung und brachte nun eine PFC-freie Bekleidungslinie auf den Markt, die nicht mehr nachimprägniert werden muss. Das Siegel „PFC“-frei gilt allerdings auch dort erst für einen Teil der Kollektion. Fakt ist: Und zu den vielen Produkten zum Nachimprägnieren, die PFCs enthalten, gibt es bereits Alternativen dazu, etwa die wasserbasierten „Nikwax“ - Produkte.
Es liegt also auch am Konsumenten, sich kritisch zu informieren. Unser Beitrag dazu: Wir haben zum Thema PFCs und zur Greenpeace-Studie um Statements von namhaften Bekleidungsherstellern aus der Outdoorbranche angefragt und nachfolgende Antworten erhalten.


Simone Mayer, Maier SportsSimone Mayer, Sprecherin der Geschäftsführung Mayer Sports:
„Mit unserer ‚Mission Clean Function‘ verfolgen wir konsequent das Ziel einer nachhaltigen Produktion. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Reinhaltung des Wassers als Grundlage allen Lebens. Ein erster großer, konkreter Schritt im Rahmen dieser Mission geht in Richtung der von Greenpeace geforderten PFC-freien Produktion.
Ab diesem Frühjahr bieten wir als eine der ersten Outdoorfirmen PFC-frei ausgerüstete Funktionsjacken und -hosen an. Ein weiterer Vorteil: Der Stoff muss nicht mehr nachimprägniert werden. Die Herausforderung besteht derzeit darin, das dafür aufwändige technische Verfahren für alle unsere Stoffqualitäten nutzbar zu machen. Wir sind uns sicher, schon bald komplett PFC-frei zu produzieren.“


Marie Mawe, SalewaMarie Mawe, CSR-Manager Salewa:
„Als Bergsportspezialist steht Salewa für Produkte, die zugleich technisch anspruchsvoll, hochwertig und sicher sind, und wir arbeiten laufend daran, umweltfreundlichere und nachhaltigere Lösungen einzusetzen. Die Problematik der PFCs in der wasserabweisenden Imprägnierung nehmen wir sehr ernst und engagieren uns, um langfristige PFC-freie Lösungen zu fi nden. Die größte Herausforderung dabei ist, die technischen wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften auf demselben Niveau zu halten.
Ein erster Schritt ist die komplette Umrüstung von C8- auf die umweltfreundlichere C6-Chemie, was wir aber nicht als definitive Lösung sehen. In den kommenden Kollektionen erhöhen wir den Anteil an PFC-freien Alternativen. Zurzeit kann der Kunde PFC-freie wasserabweisende Kleidung mit dem Hangtag ‚Bionic Finisch Eco‘ identifi zieren. In der Sommerkollektion 2015 sollen 20 Prozent der verwendeten wasserabweisenden Membrane und Textilien PFC-frei sein, und in den darauffolgenden Kollektionen ist das Ziel, diesen Anteil auf 50 bis 60 Prozent zu erhöhen.“


Sarah Seeger, MarmotSarah Seeger, PR & Communications Manager Marmot:
„Marmot hat sich zur Wahrung von hohen Standards im Bereich des Verbraucher-, Umwelt- und Mitarbeiterschutzes verpflichtet. PFCs sind fluororganische Verbindungen, die mit ihrer wasser-, schmutz- und ölabweisenden Wirkung die hohe Leistungsfähigkeit von Outdoorprodukten garantieren. Basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft können wasserabweisende Ausrüstungen, die PFC-frei hergestellt werden, derzeit noch nicht die gleiche Funktionalität und Performance garantieren. Die Beibehaltung der Funktionalität unserer Produkte, die in extremen Situationen Sicherheit und Wetterschutz gewährleisten müssen, ist für Marmot jedoch entscheidend.
Marmot stellt derzeit seine Produkte um; konkret werden die längerkettigen C8-PFCs durch C6-PFCs ersetzt. Im Frühjahr 2014 verfügen 80 Prozent unserer wasserabweisenden Produkte über diese deutlich weniger schädliche Technologie. Gleichzeitig wissen wir, dass dies lediglich ein erster Schirtt sein kann. Daher unterstützt Marmot gemeinsam mit anderen Firmen der Outdoor-Branche den Entwicklungsprozess für neue, umweltfreundliche, wasserabweisende Technologien.“


Adrian Huber, MammutAdrian Huber, Head of CR & Brand Development Mammut:
„Unsere Kunden stellen an Mammut sehr hohe Anforderungen in punkto Qualität und Haltbarkeit. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, arbeiten wir permanent an der Weiterentwicklung und der Verbesserung unserer Produkte. Dazu zählen selbstverständlich auch die DWR-Ausrüstungen (Anm.: DWR steht für „durable water repellent“, also „dauerhaft wasserabweisend“), die einen erheblichen Einfluss auf die Funktionalität haben.
Vor diesem Hintergrund setzen wir derzeit noch fluorierte Chemikalien ein, da alternative Behandlungsmethoden nicht unserem Qualitätsversprechen an die Kundschaft entsprechen. Wir haben uns jedoch entschieden, kürzerkettige Fluorchemikalien (C6) einzusetzen, die laut wissenschaftlichen Studien ein deutlich besseres Umweltprofil aufweisen als das längerkettige PFOA. Parallel dazu sind wir dabei, den endgültigen PFC-Ausstieg mit Hochdruck voranzutreiben, da wir den Umstieg auf C6-Chemie nicht als ‚Ende der Fahnenstange‘, sondern als verantwortbaren Weg hin zum langfristigen Komplettausstieg aus der PFC-Chemie sehen.“


Antje von Dewitz, VaudeAntje von Dewitz, Geschäftsführerin Vaude:
„Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind bei Vaude zentrale Unternehmenswerte. Seit über zehn Jahren arbeiten wir mit einer eigenen ‚Vaude Restricted Substances List‘, die in weiten Teilen über die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht und weit mehr als die von Greenpeace kritisierten Substanzen umfasst. Vaude hat sich vor Jahren für den konsequenten Ausstieg aus PFC entschieden. Schon seit 2010 verarbeiten wir ausschließlich PFC-freie Membrane. Die größere Herausforderung bezüglich PFC liegt jedoch bei der wasser-, öl-, und schmutzabweisenden Ausrüstung von Materialien, der sogenannten ‚DWR‘. Vaude hat bereits einige PFC-freie Produkte auf dem Markt.
Seit 2014 wird unsere Bekleidung zu hundert Prozent ohne das besonders umstrittene PFOA hergestellt. Die sogenannte C6-DWR gilt zwar als weniger schädlich als C8, hat aber ebenfalls gravierende Umweltauswirkungen. Vaude nutzt die C6-DWR ausschließlich als Zwischenschritt zum kompletten Ausstieg aus PFC. Daran arbeiten wir mit Hochdruck. Die größte Herausforderung besteht darin, Produkte ohne PFC, aber mit der Funktionalität, die am Markt gefordert ist, herzustellen. Ziel ist es, dass bis spätestens 2020 alle Vaude-Produkte PFC-frei sind.“


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