Das hat jeder schon gehört: Sportliche Funktionsmaterialien müssen imprägniert sein, damit Nässe draußen und die Atmungsaktivität erhalten bleibt. Bloß: Warum ist das so und wie funktioniert dieses Imprägnieren? Im Workshop gehen wir gemeinsam mit Expertin von Margit Lechner Gore-Tex diesen Fragen auf den Grund.


Damit das gleich richtig verstanden wird: Unsere Pflegeanleitung in diesem Workshop gilt für Funktionsmaterialien, die als „Wetterschicht“, also ganz außen getragen werden. Base- und Midlayer, also etwa Softshells, funktionieren nämlich grundsätzlich ganz anders.

Die zweite Klarstellung: Um zu verstehen, warum Funktionsaußenbekleidung imprägniert werden muss, damit sie die volle Leistung bringt, muss man doch wieder ganz in der Tiefe beginnen: bei der Membran! „Diese besteht aus Polytetrafluorethylen, auch PTFE genannt, und ist allgemein unter dem Namen Teflon bekannt“, klärt Gore-Tex-Expertin Margit Lechner auf. „Eine Gore-Tex-Membran besitzt unzählige Poren, die 20.000 Mal kleiner als Wassertropfen, aber 700 Mal größer als Wasserdampfmoleküle sind. Das ist das ,Geheimnis‘, warum durch die Membran kein Wasser eindringen kann, aber trotzdem der Wasserdampf, der beim Schwitzen entsteht, nach außen entweicht. Durch die Poren-Struktur ergibt sich auch die angenehme Eigenschaft der ,Winddichtheit‘.“

Das klingt schon sehr gut, aber die Membran ist natürlich noch nicht der fertige Stoff, der zum Kleidungsstück vernäht wird. „Die hauchdünne Gore-Tex-Membran wird mit einem Oberstoff und einem Innenfutter verklebt. Man spricht dann vom Laminieren bzw. von fertigen Laminaten, die dann in der Folge von den unterschiedlichenHerstellern nach unseren Qualitätsstandards zu Jacken, Hosen oder Schuhen verarbeitet werden.“ Auf den Punkt gebracht: Erst das Zusammenspiel der drei Schichten „Obermaterial–Membran–Innenfutter“ gibt einem Laminat seine volle Funktion.

DAS ABPERLEN DES WASSERS
Mit diesem Basiswissen können wir uns nun der Pflege und der Imprägnierung widmen: Grundsätzlich kommen ja alle Gore-Tex-Produkte imprägniert in den Handel. Aber was bedeutet Imprägnieren? „Dabei wird eine hauchdünne Schutzschicht auf das Obermaterial aufgebracht. Diese Imprägnierung aus einem dauerhaft wasserabweisenden Polymer dringt in die Fasern ein und verringert die Oberflächenspannung des Materials, wodurch Wasser abperlt und nicht vom Material aufgenommen wird“, erklärt Margit Lechner. Das Bild, das jeder kennt: Perlt das Wasser schön ab, ist alles top! Noch ein Bonus: Die Imprägnierung schützt das Material bis zu einem gewissen Grad auch vor Verschmutzungen.

Diese Schutzwirkung nutzt sich allerdings mit der Zeit ab. „Meistens beginnt es an Stellen mit viel Reibung – am Kragen, in den Armbeugen oder dort, wo ein Rucksack scheuert“, weiß die Expertin. An diesen Stellen mit nachlassender Imprägnierung beginnt der Stoff langsam, das Wasser von außen aufzunehmen. Typischerweise zeigt sich der Effekt in Form von dunklen Wasserflecken. Zwar stoppt die Membran zuverlässig das Eindringen von Feuchtigkeit – dass sich ein schlecht imprägniertes Bekleidungsstück aber trotzdem auch innen nass anfühlt, liegt am Gehirn: „Es wird nämlich auch die Wärmeregulierung davon beeinflusst – und unser Gehirn kann Kalt und Nass nicht unterscheiden“.

ZEIT FÜR DIE PFLEGE
Spätestens, wenn sich die ersten beschriebenen Anzeichen nachlassender Imprägnierung zeigen, sollte Abhilfe geschaffen werden. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Waschen und (richtig durchgeführte) Wärmebehandlung helfen in der Frühphase, wenn die Imprägnierschicht nur leicht abgenutzt, und stellen den ursprünglichen Zustand wieder her. Irgendwann reicht das aber nicht mehr aus, und es muss nachimprägniert werden. Und zwar entweder durch Einsprühen mit einem Spräh, oder Einwaschen mit einem Einwaschimprägniermittel. Was es bei diesen beiden Methoden jeweils zu beachten gilt, ist Teil 2 dieses Worshops.

WASCHEN UND TROCKNEN
Zuerst gilt: Unbedingt das Herstelleretikett beachten! Wenn aber nicht anders angegeben, gilt immer: Waschen mit 40 Grad mit einem Flüssigwaschmittel – ohne Weichspüler! Die sich darin enthaltenen Weichmacher stören nämlich die Funktionseigenschaften der Bekleidung. „Deswegen unbedingt darauf achten, dass das verwendete Waschmittel keinen Weichmacher enthält. Dies muss vom vom Hersteller entsprechend gekennzeichnet sein“, rät MargitLechner. Aus diesem Grund gibt es auch spezielle Waschmittel für Funktionsstoffe. Ein Tipp: Grobe Verschmutzungen, (z. B. durch Sonnencreme) durch Auftragen des Waschmittels auf die betroffene Stelle vorbehandeln, bevor es in die Maschine geht. Ein zusätzlicher Spülgang sorgt dafür, dass Waschmittelrückstände vollständig ausgespült werden.

Nach dem Waschen kommt das Trocknen (auf der Leine oder im Wäschetrockner). Dem vollständig trockenen Kleidungsstück tun dann noch einmal 20 Minuten im Wäschetrockner gut, denn: „Die warme Temperatur sorgt dafür, dass die Imprägnierung auf der Oberfläche des Gewebes wieder aktiviert wird.“ Auch Bügeln (sofern vom Pflegeetikett erlaubt) ist als Wärmebehandlung eine Alternative – mit einem Baumwolltuch dazwischen.

EINSPRÜHEN ODER EINWASCHEN
Irgendwann reicht aber auch das Verteilen der noch vorhandenen Imprägnierschicht nicht mehr – dann muss nachimprägniert werden. Grundsätzlich kann die Gore-Tex-Expertin beide Arten – einsprühen oder einwaschen – empfehlen. „Sprühimprägnierungen sollen am frisch gewaschenen, nicht mehr triefend nassen, aber noch feuchten Kleidungsstück angewendet werden. Eine sogenannte ,Wash-In-Imprägnierung‘ wird im Spülgang zugesetzt.“ Zu welcher Imprägniermethode man greift, ist im Prinzip zwar Geschmackssache – „sollte die Imprägnierung nur an einigen Stellen angegriffen sein, so ist das Nachimprägnieren durch lokales Sprühen aber besser geeignet“, erklärt Margit Lechner. Nach dem Einsprühen oder Einwaschen muss die Imprägnierung jedenfalls – wie schon vorhin beschrieben – durch eine Wärmebahndlung wieder aktiviert werden.

Fertig! Damit ist man nicht nur für den Regenguss beim Outdoorabenteur gerüstet, sondern man wird mit einem gepflegten Funktionsgewand auch lang seine Freude haben. Sogar ein Produktleben lang: Denn mit dem Versprechen „dauerhaft atmungsaktiv, wasser- und winddicht“ gewährt Gore-Tex auch eine unbefristete „Zufriedenheitsgarantie“ auf seine Produkte.


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