Die Petzen! Der Inbegriff des Flow Trails ist nach wie vor in aller Munde und hat in der siebenten Saison nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil. Rundherum wächst und gedeiht die Bikeszene prächtig.
Gonowetz, links abbiegen. „Nobody on the road“, hebt Don Henley im Autoradio an. Sehr passend, alles noch ruhig. „Nobody on the beach.“ Ja, das vermutlich auch. Feistritz, Dolintschitschach und Ruttach-Schmelz steht hier im südlichsten Teil Kärntens auf den Hinweistafeln, viel mehr Süden geht in Österreich kaum. „I feel it in the air, the summer’s out of reach.“ Aber hallo! Ganz im Gegenteil. Hier ist der Sommer überall zu riechen und Mr. Henleys viel besungene „Boys of Summer“ werden in den nächsten Wochen zurückkehren an ihre Seen, Strände und zu ihren Mädchen. Und zur Mutter aller Flow Trails ganz sicher auch.
Dem nähern wir uns gerade. „Petzen Bergbahnen“ steht endlich vor unserer Nase. Jetzt raus aus dem Auto, rauf aufs Mountainbike, die Legende ruft. Diddie Schneider gilt als einer der besten Mountainbike-Strecken-Designer der Welt. Eines seiner Meisterwerke ist seit 2014 hier auf der Petzen zu finden. Mit dem „Flow Country Trail“ hat Schneider nicht nur den damals längsten Trail Europas in die Petzenflanken gemeißelt (11,5 km), sondern damit auch den Startschuss zur Flowoffensive abgefeuert. Das hat die Region Klopeiner See Südkärnten zu einem beliebten Ausflugsziel für Bikeraus dem ganzen Bundesgebiet gemacht und sogar internationale Gäste wie ein Magnet angezogen. Mit der Enduro World Series und der Kooperation mit den slowenischen Nachbarn von Jamnica kommen sogar Rennprofis aus der Enduroszene. Zurück zum Flow Trail: Was zum Beginn wie auch heute noch fasziniert: Er ist keine Rüttelpiste zum Plombenlockern, sondern mit seinem glatt gestreichelten Makadam-Untergrund, seinen flowigen Passagen, Dutzenden Anliegern, Rollern und dezenten Sprüngen eben nicht nur für Profis, sondern auch für Anfänger interessant. Für Anfänger mit Ausdauer, wohlgemerkt.
Unten am Parkplatz stehen wir vor der Wahl: komfortabel mit der Gondel rauf zur Bergstation schweben oder die knapp 1100 Höhenmeter im Schweiße des Angesichtes selber erfahren. Heute fühlen wir uns mega und sind flugs raufgestrampelt. Die Auffahrt ist kurzweilig und belohnt uns mit feinsten Panoramablicken auf Berge und Badeseen. Top of Südkärnten, sagen die Touristiker. Gekauft, stimmt ja wirklich.
Eintracht & Essigfleisch
„Sitz lei her do“, lädt uns handgeschrieben eine Menütafel oben zum Verweilen bei den Hütten, mit dem Verweis auf Kärntner Biertradition seit 1607. Aber wir schmuggeln uns vorbei an der Alten Zollhütte und an Ezzos Hütte zum Start des Trails bei der Bergstation und bekommen so noch ein paar Extrameter Trail und damit 11,5 km statt der 10,8 km vom unteren Trailstart. Hätten wir mehr Zeit und wären wir noch hungriger, würden uns Hadennudeln, Kaspressknödelsuppe, Essigfleisch und Apfelmohnnudeln aber ganz sicher zum Einkehren bringen. Große Infotafeln geben einen perfekten Überblick über den Biketrail und geologische Besonderheiten wie Wettersteinkalk und Blei-Zink-Vorkommen in der Region. Wenn Steine sprechen könnten. Neben der Erklärung der Bikeabschnitte hat ein Spaßvogel einen Eintracht-Frankfurt-Sticker geklebt. Anpfiff!
Die slowenische Grenze ist nur einen Steinwurf entfernt, als wir in den Flow Trail einbiegen und uns der Flow nach wenigen Metern voll im Griff hat. Der Ur-Flowtrail von Meister Schneider zeigt sich immer noch von seiner besten Seite und hat nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Kurve auf Kurve, Anlieger auf Anlieger schlängeln wir uns in die Tiefe. Schwer? Nein. Anstrengend? Ja, denn die g-Kräfte zerren an Lenker und Körper. Wer schneller fährt, kommt außer Atem. Der Trail hat genug Stellen zum Pausieren, was wir sehr empfehlen. Erstens zum Luftholen, zweitens zum Grinsen und drittens, um ein paar Blicke ins Tal zu werfen. Weiter geht’s. Der Untergrund ist griffig, es warten keine bösen Überraschungen, mitunter kann es aber ganz schön schnell werden und dann werden aus kleinen Jumps halt schon mittelweite Jumps. Hirn einschalten, bremsen, gemütlich angehen, nur nicht übertreiben. Auch wenn der Trail selbst immer flach bleibt, das Gelände ist mitunter doch recht steil, Bike-Anfänger ohne viel Erfahrung werden eine Portion Mut brauchen. Unten bei Emmis Mosthütte wird das Gelände zahmer und läuft spaßig mit einer Jump-Line wieder bei der Talstation aus. Der Flowtank ist voll. Wieder rauf? Ja klar, aber jetzt mit der Gondel. Perfekt umgesetzt: Für echte Anfänge gibt es beim Parkplatz auch einen Übungsparcours.
In der Region kommen aber auch Freunde einfacher Trails (neu: der Flow Trail Steinerberg) und klassischer Bike-Touren voll auf ihre Kosten, z.B. mit der Kitzelberg-Tour rund um den nur 25 Auto-Minuten entfernten Klopeiner See (siehe Grafik). „Das Besondere an der Region ist auch die Nähe zu Slowenien“, erzählt Lokalmatador Charly Falke. „Es gibt unzählige Touren mit mystischen Trails auf alten Partisanenpfaden und Schmugglerrouten, geschichtlich sehr interresant. Zum Apres-Bike laden die Seen, kulinarische Leckerbissen und der Kärntner Schmäh“, lacht Falke. Der Tag im Süden neigt sich dem Ende zu. Müde, aber happy gleiten wir über die Draubrücke retour nach Hause. Die Augen leuchten, die Haut ist braungebrannt. Haben wir unser Cabrio erwähnt? Don Henley singt: „I can see you. Your brown skin shining in the sun. You got the top pulled down, Radio on, baby.“ Wir kommen wieder.
Die Petzen, mystische Trails nach Slowenien, Partisanenpfade, Schmugglerrouten und Après Bike am See – die Region hat alles.
Region Klopeiner See – Südkärnten
Die Region Klopeiner See – Südkärnten ist bekannt für die wärmsten Badeseen Europas und das vielfältige Sport- und Erlebnisprogramm. Aber die Region ist auch ein echter Wintergeheimtipp. Neu für den Sommer heuer: Das Familien-Spielehaus am Klopeiner See, der Flyin- Fox-Parcours am Wildensteiner Wasserfall und die Rosaliengrotte am Hemmaberg wird wieder geöffnet.
INFOS UND BUCHUNGEN
Tourismusregion Klopeiner See – Südkärnten
Schulstraße 10, 9111 St. Kanzian am Klopeiner See
T. +43 (0) 42 39/22 22
E-Mail: info@klopeinersee.at
Web: www.klopeinersee.at