Leicht, breit, stabil – moderne Tourenski sind wahre Meisterwerke der Ingenieurskunst und bedienen jedes Tourengeher- und Skifahrerprofil. Vorausgesetzt man wählt den richtigen Ski für sich aus – wir helfen euch dabei.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Die für die genussvolle, gerne auch unverspurte oder technisch herausfordernde Abfahrt unabdingbaren Höhenmeter aus eigener Kraft, auf den eigenen zwei Beinen überwunden, oben vom Gipfel die tief verschneite Bergwelt zu Füßen, die Luft kalt und klar … Nur wer einmal auf Tourenskiern losgezogen ist, kann verstehen, weshalb es Winter für Winter mehr Tourengeher in die schneereichen Höhenlagen, zu den gemütlichen erreichbaren Almen und auf die stetig wachsenden Skitourenrouten in und um die großen Skigebiete zieht. Das Tourengehen hat sich vom spezialisierten Randsport zum zugänglichen, durchaus auch einsteigerfreundlichen Trendsport gewandelt. 

„Skitourengehen ist heute so vielseitig wie nie“, ist sich auch HEAD-Marketing Manager Peter Egger sicher. Einerseits sieht er nach wie vor den Trend hin zur (abendlichen) Skitour als Fitnessstudio-Ersatz als relevant; vielfach, so seine Beobachtung, suchen aber stetig mehr Menschen einfach das Naturerlebnis, die Freiheit und Einsamkeit der Winterlandschaft. Zusätzlich bringen diverse Touren-Apps immer mehr Menschen in die Berge und es ist einfacher denn je, sich seine Tour zu planen. 

Mit der wachsenden Zahl an Nutzern ändern sich aber auch die Ansprüche: „Ich denke, dass mittlerweile mehr Wert darauf gelegt wird, bei der Wahl des Materials weniger Kompromisse eingehen zu müssen. Früher waren die Erwartungen in das Tourenequipment nicht so hoch, man wusste, es gibt da und dort Abstriche in der Performance. Mit neuen Materialien und Technologien ändert sich das“, erkennt Peter Egger wachsende Anforderungen ans Material und somit auch an die Ski.

Tourenski anno 2025
„Der Tourenskimarkt hat in den letzten Jahren einige spannende Trends und Entwicklungen erlebt“, betont auch Blizzards Marketing Manager Thorsten Steiner. Äußerlich markant: der Trend zur wachsenden Mittelbreite der Ski. „Während vor einigen Jahren Skibreiten von 70 bis 85 mm den Markt dominierten, sehen wir nun eine klare Tendenz in Richtung breiterer Ski um die 90 mm Mitte“. Für Thorsten Steiner geht diese Entwicklung Hand in Hand mit verbesserten Technologien und Materialien, die das Verhältnis von Gewicht zu Stabilität und Performance erheblich optimiert haben. Moderne Tourenski, bei Blizzard in der Zero G-Familie zusammengefasst, böten demnach „eine beeindruckende Kombination aus geringem Gewicht und hoher Stabilität, was sowohl den Aufstieg erleichtert als auch die Abfahrtsperformance verbessert“, so die Verkaufsargumente der jüngsten Generation von Tourenskiern. 

Obendrein würden moderne Tourenski zunehmend an Vielseitigkeit gewinnen, würden aktuelle Modelle oft in einer Vielzahl von Bedingungen und auf unterschiedlichem Terrain gut performen.

Welchen Tourenski wählen?
Mit steigender Nachfrage wuchs natürlich auch das Angebot an Tourenskiern am Markt – mit unterschiedlichsten Ausprägungen, Stärken und Schwächen. Wie findet man da nun das individuell passende Modell, die passende Produktkategorie für die eigenen Bergabenteuer? Genau über diese Punkte hat man sich bei HEAD vor nicht allzu langer Zeit im Vorfeld der Einführung der neuen Crux-Serie umfassend den Kopf zerbrochen. „Bevor wir uns ans Entwickeln der Ski gemacht haben, haben wir uns angesehen, was der Begriff Skitouren eigentlich beinhaltet. Nicht jeder Skitourengeher hat die gleichen Bedürfnisse. Es ist ein breites Spektrum an verschiedenen Anwendern, das vom Skimo-Racing bis hin zum Freeride-Touring reicht“, gewährt Peter Egger Einblick in die Entwicklungsphase. Bei HEAD hat man drei Bereiche identifiziert: Speed-Touring, das sind die Renndisziplinen, eher für Spezialisten (und daher in dieser Story nur am Rande erwähnt). Das breite Feld des Alpine Touring von der klassischen Pisten-Skitour bis zum Ski Mountaineering Abenteuer. Sowie schließlich Freeride Touring.

Seitens HEAD sieht man in Mittelbereichen von 75 bis 85 mm, in unserer Übersicht als „aufstiegsorientiert“ tituliert, heute den klassischen Pistentourengeher, der auf oder nahe der präparierten Pisten aufsteigt und dort auch wieder abfährt. Thorsten Steiner erkennt hier zusätzlich durchaus noch den sportlichen Typ, der den Wettbewerbsgedanken in sich trägt. Ein Vertreter dieser Klasse wäre der HEAD Crux 81 (oder etwa ein Blizzard Zero G 085), gering im Gewicht bei sehr guter Steifigkeit. Für Peter Egger dabei wesentlich ist aber neben dem Gewicht auch die Abfahrtsperformance: „Ein leichter Ski allein hilft nur im Aufstieg, kann aber für die Abfahrt von Nachteil sein“, so die Erfahrung des erfahrenen Skiführers. Bei HEAD hat man daher den Ski im Zusammenspiel von Geometrie (Side­cut, Radius etc.) und Materialien hin zu optimaler Fahrperformance getrimmt. 

Den „Allrounder“, würden bei HEAD die Modelle Crux 87 und Crux 93, bei Blizzard der Klassiker Zero G 095 mimen. Mit derlei Modellen ließen sich so gut wie alle Anwendungsbereiche eines Tourenskis gut abdecken. „Unsere Mittelbreiten von 87 und 93 mm stechen hier sicherlich heraus, denn diese Ski lassen sich noch hervorragend auf Pisten fahren, sind aber breit genug, um im Tiefschnee relevanten Auftrieb zu generieren. Das 99 mm Modell ist ideal für Tiefschneeabfahrten, verspricht aber auch genügend Support, um in schlechten Schneeverhältnissen – wie Nassschnee oder Harsch – die Kontrolle zu behalten“, erklärt Peter Egger.
„Freetouring-Ski sind schließlich die richtige Wahl für diejenigen, die den Fokus auf die Abfahrt legen, den Gipfel aber trotzdem aus eigener Kraft erklimmen wollen. Sie sind daher leichter als klassische Freerideski, um den Aufstieg zu erleichtern“, sieht Thorsten Steiner auch bei den Freetouring-Ski wie einem Zero G 105 das Gewicht als Faktor. 

„Ab 100 mm Mittelbreite geht es Richtung Freeride/Freetour, der Crux in 105 mm ist vor allem auf Tiefschnee ausgelegt. Da wir aber im Vergleich zum herkömmlichen Freerider fast 500 g pro Ski einsparen konnten, bleibt er für den Aufstieg hervorragend geeignet“, so die Perspektive von HEAD.

Tourenski gibt es viele am Markt. Sie alle haben ihre ganz spezifischen Stärken, aber auch Schwächen.

Längenwahl und andere Details
Bei der Wahl der „richtigen“ Skilänge spielen, wie es Peter Egger ausdrückt, „viele Faktoren eine wichtige Rolle. Fahrkönnen, Einsatzbereich und Art der Tour sind nur einige davon“. Generell, so seine Empfehlung, gilt: Je fortgeschrittener der Skifahrer, umso länger kann (muss aber nicht) der Ski gefahren werden. Anfänger sollten eher auf kürzere Ski rund um Schulterlänge zurückgreifen. Bei sehr technischen Aufstiegen mit vielen Spitzkehren sowie technischen Abfahrten ist ein kürzerer Ski von Vorteil. „Breitere Ski gehen meist mit einer längeren Skilänge einher, um die Stabilität zu erhöhen. Allerdings kann in manchen Fällen auch ein kürzerer Ski gewählt werden, um das Gewicht zu reduzieren“, ergänzt Thorsten Steiner.

Apropos Gewicht: „Fakt ist, dass man, je leichter die Ski werden, mehr Abstriche bei der Fahrperformance machen muss. Gute Skifahrer werden das weniger wahrnehmen als Anfänger“, spricht Peter Egger offen aus, was vielfach am Schnee spürbar wird. Bei HEAD begegnet man der Tatsache mit den beiden Linien Crux und Crux Pro. Die Crux-Serie wurde bewusst nicht zu steif und etwas schwerer gebaut, um so leichter auf die Biegelinie zu kommen, Unebenheiten besser auszugleichen und fehlerverzeihender zu sein. Die rund 250 g leichteren Crux Pro bieten maximale Performance, wollen aber im Gegenzug auch aktiv gefahren werden.

Und auch Thorsten Steiner rät Einsteigern von extremem Leichtbau eher ab. Das fehlende Gewicht im Vergleich zum Alpinski könnte anfangs die Kontrolle in der Abfahrt erschweren. „Da Einsteiger in der Regel kürzere Touren unternehmen, spielen ein paar zusätzliche Gramm keine entscheidende Rolle. Dafür bieten sie ein alpinski-ähnliches Abfahrtsgefühl, was Vertrauen gibt“, so der finale Einsteiger-Rat des Blizzard-Insiders.

Außerdem, und auch hier sind sich Peter Egger und Thorsten Steiner einig, sollte man bei der Skiwahl das große Ganze im Auge behalten. Sprich: Ski, Bindung und Schuh sollten aufeinander abgestimmt sein. „Die Kombination muss stimmig sein. Für aufstiegsorientierte Skitourengeher empfiehlt es sich, sowohl auf eine leichte Bindung, einen leichten Schuh und einen leichten Ski zu setzen. Wohingegen Skitourengeher mit Schwerpunkt auf der Abfahrt auf schwereres Material zurückgreifen können, um mehr Kontrolle und Stabilität zu erzielen“, zeichnet Steiner ein klares Bild.