Für spannende Outdoorfotos braucht es keine schwere Fotoausrüstung. Oft reicht schon die Smartphone-Kamera. Der Outdoor- und Fotoprofi verrät Tricks für bessere Bilder.

von Herbert Raffalt


Unzählige Objektive und Filter sind schön, aber auch für Profifotografen nur „Beiwerk“. Viel wichtiger ist es, bei einer schönen Stimmung und außergewöhnlichen Lichtverhältnissen vor Ort zu sein. Schon ein Foto mit einem Handy gemacht kann dann ein echter Hingucker sein. Bei wechselnden Lichtsituationen zählt die Schnelligkeit des Fotografen und auch die Bereitschaft, die Kamera zu aktivieren.

Das Beispielbild entstand in den Schladminger Tauern. Am Spiegelsee baute der Extremsportler Michi Kemeter seine Slackline auf, die er quer über den See spannte. Es war einfach großartig: Im Vordergrund blühte der Almrausch und im See spiegelte sich Michi mit seinen blonden Locken. Doch die Stimmung hielt nur wenige Augenblicke, dann wühlte der Wind wieder die Oberfläche des Sees auf und das Motiv verlor seine besondere Ausstrahlung. Welche Details das Bild für mich zu etwas Besonderem machen, habe ich in den Tipps zusammengefasst. Manchmal muss die Kamera eben schnell zur Stelle sein, auch, wenn es nur die des Smartphones ist. Wer dann Zeit mit dem Aufbau eines Stativs vergeudet, zieht den kürzeren. Wer oft in der Natur oder in den Bergen unterwegs ist, erhöht natürlich seine Chancen auf außergewöhnliche Erlebnisse.

TIPPS VOM PROFI

1.) DER AKTEUR IN BEWEGUNG
Eine Person von hinten zu fotografieren kann durchaus seine Reize haben. Wichtig ist, dass der Akteur in Bewegung ist und man diese Bewegung auch erkennen kann. Da Seilkünstler Michi Kemeter ein absoluter Profi ist, strahlt das Bild sogar eine gewisse Leichtigkeit aus.

2.) VORDERGRUND
Der Almrausch im Vordergrund verleiht dem Bild nicht nur Farbe, sondern gibt ihm auch eine angenehme Tiefe. Mit dem Almrausch zieht sich eine Linie von links unten ins Bild hinein. Der Betrachter folgt ihr automatisch und landet somit mitten im Geschehen.

3.) HINTERGRUND
Der Hintergrund zeigt zwar nicht das unvergleichliche Dreigestirn des Dachsteins – aber das ist in diesem Fall nicht schlimm, weil die sich auftürmenden Wolken der Stimmung eine schöne Dramatik geben.

4.) LICHT UND SCHATTEN
„Die schönsten Bilder werden ersessen“, zeigt sich auch hier. Lange Zeit lag Schatten über dem See, damit fehlten die schönen Farben. Schließlich blitzte die Sonne aber durch die Wolken und der See samt Michi wurde perfekt ausgeleuchtet. Detail am Rande: Der Schatten vorne rechts erhöht noch zusätzlich die Spannung im Bild.

5.) VON 11 BIS 3 HAT DER FOTOGRAF FREI
Das schönste Licht bietet der frühe Morgen oder der späte Nachmittag. Das Slackline-Bild entstand um 7.30 Uhr.

6.) SCHÄRFEPUNKTE
Wichtig für ein gelungenes Bild ist der korrekte Schärfepunkt. Im konkreten Fall liegt die Schärfe auf der Person.

7.) STATIV
Da ich in diesem Fall mit einer kurzen Verschlusszeit arbeitete, um keine Bewegungsunschärfe zu bekommen, konnte ich auf ein Stativ verzichten. Bei reinen Landschaftsaufnahmen verzichte ich hingegen selten darauf.

8.) PROPORTIONEN
Bewusst habe ich den Sportler sehr klein ins Bild gesetzt: Der Mensch als Gast inmitten einer großartigen Naturlandschaft.

Herbert Raffalt / Bild: Herbert Raffalt

DER FOTOGRAF

HERBERT RAFFALT (1964) ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Autor und ­passionierter Fotograf.
Als mehrfach ausgezeichneter Fotograf publiziert er seine Bilder in zahlreichen Berg- und Fotozeitschriften sowie in Büchern und Kalendern.

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