In die Berge aufzubrechen ist das Größte, sicher wieder heimzukommen aber ist das Wichtigste. An dieser Stelle wollen wir kompakt die Safety-Basics für den Sommer-Bergsport zusammenfassen.
Klar ist es für die meisten selbstverständlich, nur gut vorbereitet, ausgerüstet und mit dem entsprechenden Sicherheitsbewusstsein in die Bergwelt aufzubrechen. Unser Vorschlag: Lest die folgenden sieben Punkte dennoch einmal durch, schließlich schadet es nie, wieder einmal an den einen oder anderen Punkt erinnert zu werden. Auf der anderen Seite hört man etwa in den jüngsten Jahren immer wieder, dass Bergrettungeinsätze daraus resultieren, dass sich Wanderer einfach auf einen heruntergeladenen GPS-Track verlassen haben, diesem unhinterfragt nachgegangen sind und damit in eine Notsituation geraten sind. Nicht selten, so hört man auch, werden Bergtouren gar nicht mehr geplant, sondern erst am Startpunkt der Tour mit dem Smartphone überhaupt gesucht und dann gestartet.
Bergtouren sollten stattdessen immer im Wohnzimmer beginnen, und zwar mit einer Tourenplanung spätestens am Vortag der Unternehmung. Und das gilt auch für einfache Touren auf Wanderwegen und selbst dann, wenn einem der Weg bekannt ist – folgende Fragen gehören dann trotzdem abgeklärt: Wie wird das Wetter? Wer geht mit? Wie ist der Zustand des Weges? Klar: Je unbekannter das Gelände, je schwieriger die Tour, desto umfangreicher sollte die Planung dann ausfallen. Was zur Tourenplanung gehört und was zur Sicherheit sonst noch beachtet werden soll – mit den folgenden „sieben Schritten“ geben wir euch die Übersicht.
1. Tourenplanung
Sicherheitsprobleme und Unfälle in den Bergen gehen oft auf eine mangelhafte oder überhaupt fehlende Tourenplanung zurück. Jede Tour in den Bergen gehört jedoch geplant, egal ob Wanderung, Klettersteigtour oder gar Klettertour. Der Aufwand dafür ist nicht groß, der Sicherheitsgewinn dagegen umso größer. Im Grunde sind es vier Punkte, die beachtet und miteinander in Einklang zu bringen sind:
- die objektiven Kenndaten der Tour – wie Länge, Höhenmeter, Gehzeiten, Schwierigkeiten und Schlüsselstellen, Wegzustand, Schutzhütten und deren Öffnungszeiten u. ä. am Weg; zur Gehzeit: Reservezeiten für Unvorhergesehenes einkalkulieren;
- eine realistische Selbsteinschätzung, ob Fitness und Können aller Mitgehenden für die ausgewählte Tour auch reichen (mehr dazu siehe Punkt 2);
- wichtig: die Wetterprognose (siehe Punkt 3);
- die benötigte Ausrüstung muss in gutem Zustand und vollzählig vorhanden sein (siehe Punkt 4).
Noch einmal: Einen GPS-Track für seine gewünschte Tour herunterzuladen, ersetzt nicht die Tourenplanung! Andererseits kann der Track sowohl in der Planungsphase als auch auf Tour hilfreich sein und zur Kontrolle verwendet werden.
2. Sich selbst einschätzen
Unterwegs sollten jederzeit körperliche Reserven für Unvorgesehenes vorhanden sein. Fit genug für eine Unternehmung in den Bergen zu sein, bedeutet nicht, diese am letzten Zacken noch zu schaffen. Viele Unfälle beim Wandern passieren etwa durch Stolpern und das wiederum hat oft mit Ermüdung zu tun – wenn die Aufmerksamkeit, aber auch die Koordination nachlassen. Eine Faustregel lautet: Wer eine Stunde joggen oder in hügeligem Gelände mit Bergauf- und Bergabpassagen flotter gehen und dabei noch plaudern kann, verfügt über die nötige Grundfitness zum Wandern in den Bergen. Wichtig ist auch, nicht gleich mit einer schwierigen Tour in die Saison oder den Urlaub zu starten, sondern sich erst eine einfache vorzunehmen und dann Schritt für Schritt zu steigern. So bekommt man ein Gefühl, was man sich zutrauen kann.
3. Wettercheck
Das Einholen und Beachten der Wetterprognose gehört auch fix zur Tourenplanung. Spezielle Bergwetterdienste sind als Informationsquelle die beste Wahl, etwa die Wetterdienste alpiner Vereinen oder die Bergwetterseite der ZAMG. Beliebige Wetterapps, wie sie auf dem Smartphone meist vorinstalliert sind, greifen dagegen auf sehr großräumige Prognosemodelle zu und sind entsprechend ungenau. Die Hauptgefahr im Sommer sind Gewitter – da kommt es auf die Art des Gewitters an: Wärmegewitter entstehen am Nachmittag, wer früh aufbricht und zu Mittag wieder im Tal ist, kann also grundsätzlich auch an diesen Tagen Touren unternehmen. Bei Kaltfrontgewittern, die mit einem Wetterwechsel einhergehen, sollte man dagegen auf Touren ganz verzichten. Und auch wenn es strahlend schön ausschaut – Wetterumschwünge passieren in der sensiblen alpinen Wetterküche sehr rasch!
4. Vollständige Ausrüstung
Der vierte und finale Punkt in der Tourenplanung ist die Ausrüstungsliste: Weil eben Notfälle in den Bergen nie auszuschließen sind und Wetterumschwünge mit Nässe und tiefen Temperaturen gerade bei schlechter Ausrüstung gefährlich werden können, sollten folgende Teile auf jeder Tour, auch im Sommer, mit dabei sein:
- für den Einsatzzweck passende, feste Schuhe mit Profilsohle;
- ein Witterungsschutz für Wind und Regen;
- warme Bekleidung, Haube und Handschuhe;
- Verpflegung, vor allem genügend Getränke;
- Orientierungsmittel – Karte und Routenbeschreibung, zusätzlich elektronische Helfer wie eine Tourenapp mit heruntergeladenem Track am Smartphone oder Outdoor-GPS-Gerät;
- voll aufgeladenes Mobiltelefon mit eingespeicherten Notrufnummern und evt. eine Powerbank;
- Erste-Hilfe-Paket und Biwaksack.
5. Mit Reserven unterwegs
Noch eine gute Faustregel: Das Tempo ist dann richtig gewählt, wenn alle in der Gruppe noch plaudern können. Stärkere Gruppenmitglieder sollten stets ein Auge auf Schwächere haben und darauf achten, dass niemand überfordert ist. Es gilt auch: lieber öfter und kürzer rasten, als einmal eine längere Rast einzulegen. Ähnliches gilt sinngemäß fürs Essen und Trinken: Es ist besser, öfter kleine Schlucke zu trinken bzw. sich mit kleinen Essensportionen zu stärken, als unterwegs eine große Mahlzeit einzunehmen. Kohlenhydrathältige Sportgetränke sind gerade auf längeren Touren durchaus sinnvoll, um Kraft und Konzentration über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Vor allem soll man aufs ausreichende Trinken nicht vergessen: An heißen Tagen kann durchaus schon beim Wandern ein halber Liter bis Liter pro Stunde verloren gehen und sollte ersetzt werden. Für einen Hungerast oder falls wider Erwarten eine Hütte nicht geöffnet hat, kann ein energiereicher und vom Körper schnell verwertbarer Notfalls-Snack (wie ein Kohlenhydratriegel oder ein Gel) sehr nützlich sein.
6. Durchblick behalten
Unterwegs empfiehlt es sich auch, den im Vorfeld erstellten Tourenplan mit dem „Ist-Zustand“ regelmäßig abzugleichen. Wo befinde ich mich, wie liege ich in der Zeit, bin ich langsamer oder schneller unterwegs als gedacht? Ein GPS-Track ist hierbei ein nützlicher Helfer, soll aber eben nicht allein beachtet werden. Dem Zusammenspiel von gedruckter Karte und modernen digitalen Orientierungs- und Navigationsmitteln haben wir hier eine eigene Story mit dem Bergführer Michael Mautz gewidmet.
7. Notfallsmanagement
Und wenn ein Notfall eintritt? Heißt es zunächst kühlen Kopf bewahren. Wie bei jedem Unfall sind es nur drei wichtige Schritte, die dabei beachtet werden sollen:
1. Für eine sichere Umgebung sorgen – verletzte Personen und sich selbst in Sicherheit bringen (zum Beispiel vor Steinschlag), Folgeunfälle verhindern.
2. Notruf absetzen: Der Alpinnotruf ist in Österreich 140, der Euronotruf ist 112 und funktioniert auch, wenn vom eigenen Mobilfunkanbieter kein Netz vorhanden ist.
3. Erste Hilfe leisten. Alles zum Thema Erste Hilfe im Outdoorsport findest du in unserem handlichen SPORTaktiv-Erste-Hilfe-Guide, der in jeden Rucksack oder auch in die Hosentasche passt. Den nützlichen Guide findest du online hier oder du kannst ihn kostenlos bestellen (Mail an elisabeth.rechling@styria.com – solange der Vorrat reicht).
