Wer Charly Falke, das bikende Urgestein Südkärntens kennt, braucht keine weiteren Erklärungen. Für alle Übrigen: Das ist Charly, den jeder Biker kennenlernen sollte.
Flüssige Sonnenstrahlen trommelten in Strömen auf unser kleines Grüppchen, langsam mutierte das Sitzpolster meiner Bibshort trotz Regenkleidung zum Schwamm, über den Kragen meiner Jacke kroch in steten Tropfen, was im Schwall vom Himmel fiel, und die Kontaktlinsen begannen ihren Dienst zu verweigern. Wir versuchten damals für einen Reisebericht die Schönheit des sonnenverwöhnten Südkärntens in Bilder zu fassen, Mountainbikern ob der Trails in einzigartiger Landschaft den Mund wässrig zu machen. Nach zwei Stunden der bikenden Recherche waren eine Redakteurin, zwei Fotomodels und ein Fotograf einfach nur triefend nass.
Der Fünfte im Bunde, er hatte sich wenige Stunden zuvor in einem kleinen Container vor dem Tourismuszentrum am Klopeiner See als Charly vorgestellt, schien die Ausfahrt bei Regen und aufziehenden Nebelschwaden zu genießen, als würde die Sonne aus tiefblauer Umrahmung brennen. Unweigerlich musst ich damals an eine Szene mit dem Bären Winnie-the-Pooh denken. Auf Nachfrage bei seinem Freund Piglet, welcher Tag denn heute sei, war die kurze Antwort: „It’s today“. Die erfreute Reaktion des knuffigen Bären? „My favorite day!“ Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie einige Menschen den Regen spüren – und andere einfach nur nass werden.
Vielschichtiges Urgestein
Es muss im Sommer 2014 gewesen sein, als sich meine Wege zum ersten Mal mit jenen von Charly Falke kreuzten. Charly war schon damals das, was er noch heute ist. Ein absolutes Unikum, oberster Bikeguide am Klopeiner See, als diplomierter Fitnesstrainer, Bike-Instruktor, Sportmasseur und Pilates-Trainer für die freizeitsportlichen Geschicke der Touristen rund um den idyllischen See verantwortlich und auf seine nicht in Worte zu fassende Art und Weise in seiner gelassenen Zufriedenheit ansteckend. Ein Guide und Biker aus Leidenschaft, im Auftritt polarisierend wie kein zweiter. Stets selbst gewuzelt, ist die kleine Zigarette vor, nach und im besten Fall auch während der Tour Pflicht, einem Bierchen ist der 47-Jährige niemals Feind.
Charly spielt Bass, Charly mag Tattoos und Charly weiß das Leben zu genießen. In seiner Heimat – er selbst nennt sie die USA, kurz für Unterkärnten Süd-Abschnitt – ist er bekannt wie der bunte Hund, der er nun mal ist. Da kann es dann mit dem sonnigen Bleiburger auf Tour auch passieren, dass man inmitten eines 1000-Höhenmeter-Anstiegs beim Altbauern des gerade passierten Gehöfts ein Stamperl Selbstgebrannten verkosten muss …
Das Ergebnis der Falke’schen Umtriebigkeit, seiner Offenheit und unverfälschten Art: ein unendliches Sammelsurium an „Zuckertrails“ zwischen dem Panorama-Hotspot Kitzelberg – im Volksmund auch Monte Klitoris genannt – dem benachbarten Gracarca, dem hoch aufragenden (Hoch-)Obir, der mächtigen Petzen und dem slowenischen Grenzgebiet. Mit Charly im Gepäck öffnen sich Tür und Tor zu Trails und Steigen, die ohne seine Begleitung weder auffindbar noch fahrbar wären. Für begeisterte Trailbiker sind Charly und sein großteils nur gedanklich existierendes Tourenbuch Gold. Sein Gespür für sahnige Trails übertrifft nur sein Wissen über kulinarische Highlights. Mit Charly auf Tour? Für jeden Biker mit Affinität zu einzigartigen Erlebnissen Pflicht.
Von Bandauftritten und einem Triathlon in Plastik
Jede einzelne von Charlys Anekdoten klingt nach Abenteuer, muss eigentlich mit eigenen Ohren und im Kärntner Originalton gehört werden, um die Lebenslust dahinter zu begreifen. Legendäre Abende müssen es gewesen sein, an denen der Bassist mit diversen Bands Lokale und Festivals zum Kochen gebracht hat. Sein in Eigenregie „lackierter“ VW T4 parkt regelmäßig bei unseren südlichen Nachbarn – stets auf der Suche nach atemberaubenden Touren, einzigartigen Fleckchen und dem bescheidenen Leben zwischen Petzen und Balkan. Charly reist, wie man reisen sollte. Ohne feste Pläne, ohne enge Rahmen und ohne Scheuklappen.
Nur zu gerne wäre ich mal Mäuschen bei einer seiner Pilates-Einheiten. Vorne der gestandene Kerl vom Titelbild – dahinter die Pilatesklasse. In meinem Kopf ein Bild für Götter. In der Praxis, so hört man, stets ausgebucht. Ausgebucht, das war auch stets der von Charly Falke und Team organisierte Plastikman Triathlon am Pirkdorfer See. Jahrelang als Gegenveranstaltung zum Ernst des großen Ironman ausgetragen, gab es dort außer „Gaude“ und Muskelkater nie viel zu holen. Die Geschichte, weshalb Charly eine seiner eigenen Triathlonteilnahmen mitten auf der Radstrecke durch Freund und Helfer beendet sah, die erzählt er euch aber am besten selbst …