Was es braucht, damit die Nacht im Zelt erholsamen Schlaf bringt? Vorab erstmal einiges an Überlegungen zu Einsatzgebiet und Material.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Trekking oder wandern mit Rucksack und Zelt ist, wenn man so möchte, das Vanlife des gemeinen Fußvolks. Stimmen die Rahmenbedingungen, sprich durchwandert man Gegenden mit toleranter Politik gegenüber Campern, oder plant man in heimischeren Gefilden seine Touren geschickt rund um ausgewiesene Campingplätze, gibt es wenig, was zu Land der „großen Freiheit“ näherkäme. Viel ist es nicht, was es dazu in Wahrheit braucht. Bekleidung, je nach Tourenlänge mehr oder weniger Proviant, Waschzeug, Zelt, Schlafsack und Isomatte –  verpackt im passenden Rucksack. Alles, was man „draußen“ zum Überleben braucht, auf kleinem Rahmen komprimiert. Damit das Abenteuer auch wirklich zum gelungenen Erlebnis wird, ist aber vor allem eines wichtig: guter Schlaf. Auftritt also, für Schlafsack, Isomatte und Zelt.

Trockener Wohnraum
Maarten Harteveld hat als Brand Manager von BACH Equipment einiges an Einblick in die Welt des „Draußenschlafens“. Geht es um die Wahl des richtigen Zeltes für Trekking- und Wanderabenteuer, empfiehlt er dringend, die zu erwartenden Bedingungen abzuwägen: „Es ist zu einfach, nur das Packmaß und Gewicht zu betrachten, wenn man ein Zelt wählt. Während der Wanderung ist das Zelt dein Zuhause.“ Bei Bach, wie auch bei anderen Herstellern, wird grundsätzlich zwischen 3-Jahreszeiten-, 4-Jahreszeiten- und Expeditionszelten unterschieden. 3-Jahreszeiten-Zelte sind, so Harte­veld, die richtige Wahl, wenn kein Schnee, kein starker Wind und wenig Regen zu erwarten sind. Um ausreichend Belüftung sicherzustellen, sind bei diesen Zelten die Seitenwände meist weit vom Boden ausgeschnitten. 4-Jahreszeiten-Varianten bestehen aus robusteren Stoffen und Gestängen, da die Außenwände in der Regel bis zum Boden reichen, sorgen Belüftungsschlitze für Luftaustausch. Expeditionszelte schließlich überstehen auch anhaltend schwere Stürme und starken Schneefall.

Auch „Wasserdichtigkeit ist sehr wichtig, aber vielleicht nicht so, wie es die Leute erwarten“, gibt der Bach-Produktexperte weiter mit auf den Weg. Der Stoff des Außenzelts benötigt keine maximale Wassersäule, da in der Regel kein großer Druck von oben kommt: 3000 bis 5000 mm reichen hier aus seiner Sicht aus. Andererseits darf die Wassersäule des Zeltbodens nicht unterschätzt werden, da Knie und der liegende Körper hier ständig Druck ausüben. 5000 bis 10.000 mm werden hier empfohlen.

Eine weitere wichtige Frage erkennt Harteveld im benötigten Platzangebot. „Probiere das Zelt vor dem Kauf aus und überlege dir alles, was du auf Tour planst zu tun“, rät er. Wie groß sind Isomatte und Schlafsack, wie groß bist du und dein Schlafkamerad oder deine Schlafkameradin, wie nah möchtet ihr schlafen, was soll sonst noch alles mit ins Zelt? Aus Erfahrung ist es gerade für längere Touren angenehm, eine Nummer „upzugraden“, solo zur Zweipersonen- und im Duo zur Dreipersonen-Variante zu greifen.

Beim Zelt-Typ selbst hilft es wohl nur, sich persönlich mit dem Material vertraut zu machen und so die ideale Lösung für seine Tour zu finden. Klassische Iglus oder Tunnelzelte mit fixen Gestängen sind einfach aufzustellen und bieten, vor allem mit Apsiden (Stauräumen fürs Gepäck), auch großen Komfort, haben aber auch ihr entsprechendes Packmaß und Gewicht. ­Ultraleicht-Varianten sind deutlich einfacher im Rucksack unterzubringen, sollten aber mit Bedacht gewählt werden und sind eher etwas für Spezialisten. „Ultraleichte Zelte mit Wanderstöcken als Gestänge erfordern etwas Übung beim Aufstellen, aber es ist keine Raketenwisschenschaft. Biwaks sind eine großartige Wahl für leichte Mikroabenteuer, und das für jeden“, rundet Maarten Harteveld die Übersicht ab.

Bett für unterwegs
Keinesfalls sparen sollte man bei der Isomatte – auch wenn hier, gerade was Gewicht und Packmaß angeht, viel Potenzial besteht. Abmessungen und Gewicht sind es auch, die für Maarten Harteveld ausschlaggebend an den „Matratzen“ fürs Zelt sind. „Es gibt viele Faktoren, die das Gewicht und Packvolumen der Isomatten beeinflussen. Ein dünneres Material macht das Produkt leichter, aber auch anfälliger und möglicherweise lauter. Eine kleinere oder dünnere Matte reduziert das Gewicht, bietet aber weniger Komfort.“ Beim Schlafkomfort spielt neben der Dicke der Matte auch der sogenannte R-Wert eine Rolle. Je höher der Wert, desto besser die Isolation. Hartevelds kompakte Zusammenfassung: „Bis 3 hält dich unter normalen 3-Jahrezeiten-Bedingungen – bis ca. 0° C warm und bis 5 passt für normale Winterbedingungen, bis rund -10° C. Werte um 7–8 sind für Extrembedingungen gedacht.“

Was das Bett traditionell vervollständigt, sind (Mumien-)Schlafsäcke, wie sie etwa auch Bach in diversen Ausführungen aus synthetischen Materialien oder Daune für unterschiedliche Temperaturen und Einsatzzwecke führt. Entscheidend für den Schlafkomfort sind Schnitt und Größe sowie individuelles Wärmeempfinden, unterwegs spielen Gewicht und Packmaß eine große Rolle. Hier gilt es einen Kompromiss zu finden.

Hersteller Zenbivy gilt hier als Wegbereiter etwas „anders“ gedachter, kompletter Hybridschlafsack-Systeme. „Diskutiert und verglichen werden Gewichtsangaben, Abmessungen, Temperatur-Ratings und Materialien, worauf es aber ganz besonders ankommt, ist der individuelle Schlafkomfort in der für mich idealen und oft auch wechselnden Schlafposition. Hier ist jeder individuell und genau hier spielt das Zenbivy-System seine Stärken aus“, erläutert Werner Koch, Österreich-Importeur der Marke, die Vorteile des Systems. Wird es im klassischen Schlafsack für Bauch-  und Seitschläfer mitunter unbequem, kann man sich bei Schlafsystemen wie dem Zenbivy am Rücken, auf der Seite oder am Bauch frei bewegen, rutscht nicht von der Isomatte und kann die Temperatur perfekt regulieren – wie im Bett daheim. Isomatte, Sheet (ein Überzug) und Quilt, eine Art Überdecke, bilden bei diesem System eine Einheit, die zum Schlafen fest miteinander verbunden wird. Das patentierte System mit eingebautem Windschutz, bequemem Sheet unter und wärmendem Quilt über dir soll wie ein Bett zu Hause funktionieren und äußerst flexibel sein.

Egal, für welches System man sich letztendlich entscheidet: Wichtig ist, ein Modell mit passenden Wärmewerten zu kaufen. Die meisten qualitativ hochwertigen Schlafsäcke weisen drei Temperaturbe-reiche aus. „Die Extremtemperatur“, so Maarten Harteveld, „beschreibt die niedrigste Temperatur, bei der eine sogenannte Standardfrau zittern würde, nach 6 Stunden in einer zusammengerollten Position wird die Situation gefährlich. Unter Grenztemperatur versteht man das Minimum, bei dem ein sogenannter Standardmann in zusammengeroll-ter Position noch nicht friert. Die Komforttemperatur schließlich ist die niedrigste Temperatur, bei der eine Standardfrau sich in entspannter Haltung nicht kalt fühlt“. Wann man zu frieren beginnt, ist dabei aber natürlich höchst individuell – Beratung im Fachhandel gilt auch hier als Schlüssel zum Erfolg.

Hier offenbart sich auch ein weiterer Vorteil der Zenbivys – da der Quilt von der Decke abgekoppelt werden kann, lässt sich das System auch luftig gestalten. Hier rät Werner Koch, mit Ausnahme von vorwiegendem Einsatz im sommerlichen Süden, im Zweifel immer zum wärmeren Modell zu greifen.