2021 war er Profi-Triathlet und Olympiateilnehmer. Jetzt ist er Lehrer, der sich durchs Laufen fit hält: Lukas Hollaus, 38, überraschte beim Graz Marathon mit seiner Siegerzeit von 2:17:38.

Christof Domenig
Christof Domenig

Vom Ausdauer-Dreikämpfer ist der Läufer geblieben. Nach dem Highlight Tokio 2021 beendete Lukas Hollaus seine Profikarriere und wurde Lehrer (Fächer: Geografie, Bewegung und Sport sowie Digitale Grundbildung). Der studierte Sportwissenschafter, der in der Stadt Salzburg lebt, arbeitet aber auch als Trainer und betreut Athleten, studiert außerdem nebenbei. Und die Familie (drei Kinder: 3, 5 und 18) will – verständlicherweise – ebenfalls etwas von Partner und Papa haben. „Ich hab nur noch sehr begrenzt Zeit zur Verfügung“, erzählt Hollaus, „zugleich brauche ich Bewegung. Das Laufen ist das, was ich von klein auf am besten konnte. Außerdem gab es da immer schon ein paar Herausforderungen in meinem Kopf, die neben dem Triathlon nicht möglich waren. Jetzt im Übergang, wo meine Leistungsfähigkeit noch ganz gut ist, möchte ich das noch ausnutzen – mit dem minimalen Aufwand, den ich betreibe.“

2022 überraschte er beim Salzburg Trailrunning Festival die Spezialisten („mein erster Traillauf – das war cool, weil es vor meiner Haustür ist. Aber fürs Berglaufen bin ich eigentlich zu schwer“), verwies dort Trail-Topläufer Hans­peter Innerhofer auf Platz zwei. Den Dolomitenmann hat er als Bergläufer auch schon einige Male in den Beinen. Die Herausforderungen sieht er aber vorrangig im Straßenlauf. 10 Kilometer unter 30 Minuten sind abgehakt. Für 2024 war ein Marathon unter 2:20 h angestrebt. In Wien im April hat Hollaus diese Zeit – mit Krämpfen auf den letzten 10 Kilometern – um 17 Sekunden verpasst. Jetzt holte er das Angestrebte beim Graz Marathon mit einem außergewöhnlichen Lauf nach.

Wie minimal ist sein Trainingsaufwand wirklich? 7 bis 8 Stunden im Schnitt pro Woche schnürt er die Laufschuhe, erzählt er – alle Zeitfenster, die sich auftun, „morgens, wenn alle noch schlafen, oder abends, wenn die Kinder im Bett sind“, nutzend. Vor Wien habe er versucht, „ein bisschen ins Marathontraining hineinzuschnuppern“. Im Sommer standen aber auch Bergläufe, in Vorbereitung auf den Dolomitenmann im September, am Plan. „Für die sechs Wochen zwischen Dolomitenmann und Graz hab ich mir etwas überlegt, wo ich mir gedacht habe, dass das ganz gut funktionieren könnte“, erklärt er – und behielt recht damit. Sein Laufumfang überschritt da erstmalig die 100 Kilometer pro Woche.

Marathon fängt erst bei Kilometer 30, 32 richtig an, davor fühlt man sich verhältnismäßig sehr gut. Dieses Gefühl taugt mir extrem.

Lukas Hollaus

Letztlich wäre sogar noch mehr drin gewesen als die 2:17:38: „Beim Halbmarathon bin ich in 1:08 durchgegangen und war lang Richtung 2:16 unterwegs. Bis der Sturz mit dem Radfahrer passiert ist.“ Den Begleitradler des führenden Österreichers treffe aber keine Schuld: „In Graz sind in der zweiten Runde sehr viele zu überrundende Läufer auf der Strecke. Einer ist ihm vors Rad gesprungen.“ Radfahrer und Lukas Hollaus kamen zu Sturz. Zu der Zeit lag er noch hinter den führenden Kenianern, die er trotz der „Brez’n“ auf den letzten Kilometern noch einholte, stehen ließ und als Sieger ins Ziel lief.

„Marathon fasziniert mich“, sagt er auf weitere Pläne angesprochen, „weil es mir extrem Spaß macht: Der Marathon fängt bei Kilometer 30, 32 erst richtig an, davor fühlt man sich verhältnismäßig sehr gut – was ich so vom Triathlon nicht kenne, wo es immer nur Vollgas von Start bis Ziel war. Jetzt habe ich mein Zeitziel zwar erreicht, aber es gibt noch andere schöne Marathons. Ich brauch auch immer Ziele im Sport.“ Lachender Nachsatz des sympathischen Salzburgers: „Ohne Sport hält man mich auch gar nicht aus ...“