Er ist 1000 Kilometer von Oberösterreich nach Assisi auf selbst erfundenen Sportgeräten gerollt. Wie Otto Eder in seiner Werkstatt tüftelt, warum seine „Skikes“ optimale Fitnessgeräte für Langläufer und Skitourengeher vor dem Winter sind – Und was der Vordenker von E-Skikes hält.

von Christoph Heigl


Es war am Ostermontag vor 20 Jahren im oberen Mühlviertel. Otto Eder beobachtete beim Spaziergang die Kinder, die auf Inlineskates herumkurvten, sah, wie sie auf den kleinen Gummirollen mit Bodenunebenheiten kämpften und hatte sofort ein Bild im Kopf: größere Räder! Heute, 20 Jahre später, erzählt er in Vorträgen, wie er im Juni auf seinen Skikes in zehn Tagen 1000 Kilometer und 14.000 Höhenmeter über die Alpen nach Assisi in Italien rollte. Von daheim bis zur Ferieninsel Krk ist er auch schon einmal „geskiket“. Auf seinem Auto klebt der Slogan „Let passion roll“.

Doch Skikes? Was ist das genau? Kurz nach jenem Ostermontag 1997 machte sich der gelernte Mechaniker an das, was er am liebsten mag: Tüfteln. „Schon als Schüler habe ich alle möglichen Teile gesammelt und so lange gebastelt, bis ich ein Moped beisammen hatte. Das ist sogar gefahren.“ Auch ein Gokart hat der talentierte Bub motorisiert. „Ideen entstehen oft aus der Situation“, erzählt Eder, jetzt 54, der mit seiner Frau Maria im eigenen Haus in Arnreit (OÖ) eigentlich eine Töpferei betrieb und sich mit Keramik austobte. Doch die Fortbewegung auf Rollen ließ ihm keine Ruhe und so entstand vor 20 Jahren in der Töpferei etwas höchst Metallisches: der „Mega Run“, der erste, optisch ungemein brachiale Ur-Prototyp mit großen Lufträdern von Kinderrollern. Den Begriff Skikes verschmolz der Erfinder später aus den Wörtern „Skating“ und „Bikes“. „Dass auch das Wort Ski drinnen steckt, ist eine nette Nebenerscheinung.“ Mit dem Prototypen lief er drei Mal die Großglockner-Straße hinauf. Beim Runterfahren musste er oft stehen bleiben, weil die Stahlbremsbacken überhitzten – Schnee von gestern.

Viele Patente hat Eder in 20 Jahren angemeldet, vieles ausprobiert und verfeinert, auf leichtes Alu gewechselt. Jetzt ist der Tüftler und Erfinder stolz auf fünf verschiedene Modelle, die sein Lizenzpartner „Four Aces“ in China produziert – „aus Kostengründen“, wie er betont. Der Vertrieb läuft weltweit, Eder kümmert sich vorrangig um die Weiterentwicklung der Sportgeräte. Zwischen 300 und 500 Euro kosten seine Skikes und Konkurrenz gibt es mittlerweile auch. „Andere Hersteller beleben die Szene und das ist gut so. Aber wir haben über die Technologie immer die Nase vorne und sichern uns so auch für die Zukunft die Weltmarktführerschaft.“ Die Bremse wird von anderen kopiert, doch die patentierte Wadenstütze mit einstellbarem Kantwinkel ist streng geschützt. Als Ergänzung denkt Eder daran, in Eigenregie eine „völlig kompromisslose Version“ zu bauen, mit Alu-Schrauben und Titan-Achsen, die als High-End-Gerät ruhig 2000 Euro teuer sein kann.

ROLLT AUCH AUF SCHOTTER
Seine 2 bis 2,5 kg schweren Skikes sieht Eder als ideales Trainingsgerät für Lang­läufer und Skitourengeher, die beim Fahren mit ihrer ganz normalen Skitechnik wie Skating und klassisch (mit Rücklaufbremsen in den Rädern) und der Tourenskitechnik („ohne Fellwechsel“) auskommen. Gefahren werden kann auf Asphalt wie auch auf Feld-, Forst- und Schotterwegen. Gebremst wird, indem man die Waden nach hinten und dabei die Bremse auf den Hinterreifen drückt. „Selbst Profi-Langläufer sind verblüfft, wie gut und stabil das Fersenhochgang-System ist“, freut sich Eder über Anerkennung aus der Szene. Für ihn ein zusätzlicher Bonus: „Der Präsident des Erfinderverbandes hat mir erzählt, dass die Kreativität im Gehirn besonders angeregt wird, wenn man Hände und Füße gleichzeitig benutzt. Dazu die diagonale Bewegung aus links und rechts, das ist genial.“

Mit ein wenig Übung – Eder bietet auch Kurse an – ist Skiken rasch erlernt. „Klar ist bei vielen der erste Gedanke: ,Mah, is’ des g’fährlich!‘, aber in Wirklichkeit ist es so leicht wie Fahrradfahren. Auch die Bremse ist perfekt zu dosieren, weil sie sich über den Körperschwerpunkt selbst steuert.“ Es waren schon Anfänger bei ihm, die über die Skikes erst zum Langlaufen fanden. Ideen für die Zukunft hat er in seiner Arnreiter Tüftelwerkstatt natürlich auch. Alle verrät er nicht – „aber bei den Skikes werden wir von 150-mm-Rädern mit acht Bar Druck auf 200er mit weniger Luft gehen, dann sind sie im Gelände noch besser.“ In Wels war Eder zum „Mobilitätstag“ eingeladen und präsentierte als einer der wenigen keine Fortbewegung per E-Motor. Aber wäre das nichts? E-Skikes? Eder lächelt. Natürlich hatte er diese Idee schon. „Technisch wäre es machbar, die Rollen mit einem Motor anzutreiben. Aber sinnvoll ist es nicht, denn die Skikes sollen in erster Linie Sport- und Fitnessgerät sein.“


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