Max Foidl ist Österreichs bester XCO-Biker. Im Interview spricht er über Tage, an denen er 550 Watt in die Pedale tritt, über seinen Kurs in Richtung Olympia 2024 – und über das wahre Ziel eines jeden Sportlers. 

Axel Rabenstein
Axel Rabenstein

Max, ist Mountainbiken dein Job oder deine große Liebe?
Beides! Es ist zu meinem Beruf geworden. Für mich bedeutet Biken aber noch immer das herrliche Gefühl, einfach aufzusteigen und raus in den Wald zu fahren. Einerseits ist es strukturiertes Training. Andererseits bin ich in der Natur und fahre dorthin, wo ich gerade möchte. Diese Freiheit genieße ich sehr. Und ebenso genieße ich es, Cross-Country-Rennen zu fahren. 

Was ist so schön daran?
Cross-Country ist purer Rennsport. Nach einem Massenstart geht es eineinhalb Stunden zur Sache. Fahrer gegen Fahrer. Von der Idee her hat das was von Formel 1. Du musst dich in der Startaufstellung nach vorne arbeiten, deinen Weg nach vorne finden. Und irgendwann fährst du darum, als Erster die Ziellinie zu passieren.

Du sprichst von „strukturiertem Training“. Wie sieht das bei dir aus?
Je nach Jahreszeit und Zeitpunkt zwischen den Rennen sind das im Wesentlichen Grundlageneinheiten und Intervalleinheiten. Wenn Grundlage auf dem Plan steht, sind häufig um die drei Stunden in einem bestimmten Wattzahlbereich vorgesehen. Die Strecke kann ich mir nach Lust und Laune aussuchen. Das hat was von Freizeit. Intervalle sind dann eher die harten Arbeitstage.

Fällt es dir schwer, dich an deinen Arbeitstagen aufzuraffen?
Vor einer harten Einheit oder bei schlechtem Wetter kann es sein, dass ich noch einen zweiten Kaffee brauche, ehe es dann gegen Mittag losgeht. Aber ich weiß, dass ich das Gefühl nach einem harten Tag genießen werde, wenn abends die Endorphine ausgeschüttet werden und ich zufrieden darüber bin, alles genau so durchgezogen zu haben, wie es geplant war. 

Ich weiß, dass ich das Gefühl nach einem harten Tag genießen werde, wenn abends die Endorphine ausgeschüttet werden.

Max Foidl

Wie sieht eine harte Einheit aus?
Es gibt längere harte Einheiten, zum Beispiel drei Intervalle mit jeweils 45 Minuten. Das sind insgesamt vier Stunden, nach denen man echt kaputt ist. In der Rennsaison sind die Intervalleinheiten kürzer, dafür geht’s dann maximal zur Sache.

Das heißt?
Ein Klassiker sind 4 x 4 oder 3 x 6 Minuten. Klingt nicht schlimm. Geht aber wirklich tief. Ein anderer Klassiker sind 40/20 Sekunden im Wechsel Vollgas und kurze Erholung.

Wie viel Watt schaffst du da zu ­treten?
Ich wiege 68 Kilo und trete bis zu 550 Watt, und das über sechs bis zehn Wiederholungen, im Wechsel on und off. Da kommt über zehn Minuten schon mal ein Schnitt von 430 Watt zustande. Wenn du nach so einer Einheit abends im Bett liegst, dann spürst du, dass da ganz schön was los ist im Körper.

Hat die Messbarkeit den Sport verändert?
Ich habe in der Tat das Gefühl, dass das Level in unserem Sport in den vergangenen Jahren extrem gestiegen ist, und ich denke, das hängt damit zusammen, dass man jede einzelne Pedalumdrehung messen, alles genau kontrollieren und tracken kann.

Wie pusht du dich im Training ans Limit?
Das frage ich mich manchmal selbst. Ich drifte beinahe weg, bin in so einer Art Trance. Ich kann mich aber nicht erinnern, schon einmal abgebrochen zu haben. Ich ziehe das durch und erledige die Einheit. Ein wichtiger Aspekt ist die richtige Musik im Ohr, die pusht einen schon gewaltig.

Ist es dann im Rennen nicht umso schwerer, ohne Musik auf der Strecke zu sein?
Darauf muss man sich eben einstellen. Man sollte aber auch darauf vorbereitet sein, dass man im Wettkampf einen Ohrwurm hat, den man gar nicht möchte. Weil im Startbereich ein Lied lief, das einen noch die halbe Strecke verfolgt …

Im olympischen Cross-Country-­Rennen in Tokio bist du 3:31 Minuten hinter Olympiasieger Tom Pidcock auf dem 17. Platz ins Ziel gekommen. Was müsste passieren, um so eine Lücke eines Tages zu schließen?
Die Qualifikation und die letzten Wochen vor Tokio waren extrem stressig. Ich betrachte die Spiele in Paris 2024 als langfristiges Ziel, auf das ich mich in Ruhe vorbereiten möchte. Ich weiß nicht, was möglich ist. Aber ich weiß, dass mehr möglich ist. Daran werde ich arbeiten. Und dann sehen wir, was geschieht. Mein Ziel ist es, besser und besser zu werden.

Ist dies das wahre Ziel eines Sportlers? Besser zu werden?
Ich denke schon. Als Sportler ist es wichtig zu verstehen, dass man kein anderer ist. Natürlich kann man sich an anderen orientieren und sich inspirieren lassen. Aber du musst deinen Weg gehen. Ich will aus dem, was ich bin, das Maximum herausholen. 

Hast du einen Tipp für uns ­Mountainbiker?
Verlasst euch auf eure Intuition. Man muss eine Route nicht immer genauso fahren, wie sie geplant war. Fahrt nach Gefühl und sucht euch auch mal spontan euren Weg. Fahrt auf eurem Niveau und habt Spaß dabei. So werdet ihr auf sub­stanzielle Weise besser. 

Dein schönster Tag auf dem Bike?
Der Tag, an dem ich Staatsmeister wurde, war ein besonderer. Ich muss aber sagen, dass es nicht der Tag ist, den ich dauernd erleben muss. An einem sonnigen Tag ohne fixe Route loszufahren und nach vier Stunden erfüllt zurückzukommen: Das sind die Tage, um die es geht, wenn man das Mountainbiken liebt und lebt.

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Maximilian „Max“ Foidl

wurde am 8. Oktober 1995 in Tirol geboren. Seit 2018 startet er als Profi. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 belegte er den 17. Platz. Im Juni 2021 sicherte er sich den Titel des österreichischen Staatsmeisters im Cross-Country. Max fährt im KTM-Factory-MTB-Team.

Instagram: @fax_moidl