Urlaub in Österreich ist das Thema der Stunde. Wie aber geht es dem heimischen Tourismus, und wie hat er die Krise überwunden. Ein Rundruf bei sechs Länderchefs.
Florian Phleps, Geschäftsführer Tirol Werbung
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Werte wie Natur, Freiheit und Gesundheit gewinnen noch mehr an Bedeutung. Tirol bietet mit seiner Bergnatur einen idealen Resonanzboden für diese Sehnsuchtsmotive. Daher gilt es, unser Tun noch stärker daran auszurichten. Langfristig wird für eine erfolgreiche touristische Entwicklung nicht ein ständiges „Mehr“ entscheidend sein, sondern ein „Besser und Intelligenter“.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
Sie hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass auch Unvorstellbares möglich ist. Ein kompletter Lockdown unseres Landes war für mich bisher nicht einmal ein Gedankenexperiment. Was mich die Krise ebenfalls gelehrt hat: Gewohnte Abläufe können sich rasch ändern und funktionieren trotzdem. Wir haben in der Tirol Werbung beispielsweise von einem Tag auf den anderen auf Homeoffice umgestellt. Das ist dank der Flexibilität und des Engagements aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut gelungen.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
Wenn man dieser Ausnahmesituation etwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es die Solidarität, die sie ausgelöst hat. Gerade innerhalb unseres Tiroler Tourismussystems spüre ich einen starken Zusammenhalt, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Nach den Ausgangsbeschränkungen und den weiterhin gültigen Restriktionen eröffnet unser Land vielfältige Möglichkeiten, die aktive Erholung in der Natur zu genießen. Wandern oder Radfahren bieten sich ideal dafür an.
Leo Bauernberger, Geschäftsführer Salzburger Land Tourismus
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Wir haben bereits unmittelbar nach dem Lockdown begonnen, Kommunikation und Marketing an die neue Situation anzupassen und mit Anfang Mai eine Sommerkampagne gestartet unter dem Motto „Das erste Mal wieder an Urlaub denken“. Unser Ziel dabei war, keine 08/15-Werbekampagne zu machen, sondern die Menschen wirklich zu verstehen und sie mit gefühlvollen Botschaften für einen Urlaub im SalzburgerLand zu begeistern. Dieser Sommer wird anders als gewohnt, aber er wird auf seine ganz besondere Art und Weise auch einzigartig und unvergesslich.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
In einer Krise liegt ja auch die Kraft, Dinge neu zu denken und zu gestalten. Der Zusammenhalt in unserer Region und auch im Tourismus war jedenfalls noch nie so stark wie jetzt. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir gemeinsam gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
Diese Krise wird tiefgreifende Veränderungen in unserem Wertesystem zur Folge haben und auch unser Reiseverhalten beeinflussen. Wir werden noch mehr Wert auf Natur, Nachhaltigkeit und Regionalität legen. Das Schöne daran ist: All diese Werte leben wir im SalzburgerLand bereits seit vielen Jahren. Almsommer, Bauernherbst, BioParadies SalzburgerLand – das müssen wir nicht neu erfinden. Das verleiht diesen Angeboten eine Glaubwürdigkeit und ich denke, dass das jetzt umso mehr gefragt sein wird, wenn es um den Urlaub geht.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Gemeinsame Zeit abseits der eigenen vier Wände und Bewegung in der Natur brauchen wir gerade jetzt mehr als je zuvor.Wo ginge das besser als bei einer Wanderung zu einer Almhütte, bei einer Rad- oder Mountainbiketour oder beim Baden an einem weitläufigen Seeufer? Auch im Bereich Kultur sehe ich eine sehr positive Entwicklung. Die Salzburger Festspiele finden zum Beispiel angepasst an die Situation statt. Ein ganz persönlicher Tipp: Ein Spaziergang durch die Salzburger Altstadt war selten so entspannend wie in diesen Tagen.
Erich Neuhold, Geschäftsführer Steiermark Tourismus
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Für eine Urlaubsregion hat sich das Rezept nicht wesentlich geändert: eine Prise herzliche Gastfreundschaft, eine Prise unvergessliche Urlaubserlebnisse und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
Dass Freiheit nicht selbstverständlich ist.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
Ich werde persönliche Momente und Augenblicke – in der Natur, mit meiner Familie und meinen Freunden – bewusster wahrnehmen und genießen.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Die Steiermark mit ihrer landschaftlichen Vielfalt vom Gletscher bis zum Wein bietet unzählige Möglichkeiten für Bewegung in der Natur und es gibt noch genügend Freiraum für jeden Gast.
Michael Duscher, Geschäftsführer der Niederösterreich-Werbung GmbH
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Wir haben gerade erst unseren neuen Claim – Niederösterreich. Einfach erfrischend – gelauncht. Wir möchten heuer dabei verstärkt auf der einen Seite Familien, Singles und Paare ansprechen, einerseits auch zusätzlich eine urbane, jüngere Zielgruppe in Österreich ansprechen. Wir wollen Menschen ansprechen, die wir bisher noch nicht so umfassend erreicht haben. Personen, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, Kulturveranstaltungen besuchen und Entspannung und Erholung suchen.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
Das Reiseverhalten unserer Gäste wird sich maßgeblich ändern. Der Wunsch nach ruhigen Naturerlebnissen, Entschleunigung und Nachhaltigkeit werden in den Mittelpunkt rücken. Und genau das bieten wir in Niederösterreich, nämlich eine entspannte Atmosphäre, Freude an der Weite der Natur, intakte Umwelt und Gastfreundschaft. Bei uns können die Gäste genießen, entspannen und erleben ohne auf Sicherheit zu vergessen.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
Die Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und sanfte Tourismusmobilität werden immens an Bedeutung gewinnen. Wir werden Niederösterreich als die Ferien- und Freizeitregion vor den Toren Wiens positionieren – es ist authentisch, nachhaltig, erfrischend und die Anreise ist kurz bzw. sind beispielsweise Ausflugsziele bereits öffentlich gut erreichbar. Die stressfreie Anreise zur Sommerfrische per Bahn sowie das Abschalten und Kraft tanken ist heute gefragter denn je.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Niederösterreich bietet die perfekte Mischung aus drei Bereichen: Natur mit viel Bewegungs- und Freiraum - Kunst und Kultur - Kulinarik und Wein. Niederösterreich bietet ein dichtes Angebot an Kunst- und Kulturerlebnissen, auch jenseits urbaner Räume. Die Besonderheit dabei ist die einzigartige Kombination mit Kulinarik- und Naturerlebnissen an sogenannten magischen Orten wie Grafenegg. Die regionale Kulinarik und der Wein werden noch mehr als bisher in den Mittelpunkt gerückt.
Christian Kresse, Geschäftsführer Kärnten Werbung
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Die Kärnten Werbung hat bereits Anfang Mai mit einer großangelegten Werbekampagne im TV, Radio und in Printmedien begonnen. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bei den Themen Natur, Radfahren, Wandern, Familie und Kulinarik. Das sehr gute Image Kärntens ist Rückenwind für zahlreiche Buchungen vieler neuer Gäste vor allem aus Österreich aber auch aus Deutschland.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
Ein dramatische Wertewandel hat sich mit einer unfassbaren Geschwindigkeit eingestellt; jedoch wollen die Menschen auf Urlaub fahren. Kärnten – aber auch gesamt Österreich – kann heuer als sicheres Urlaubsland mit kurzen Anreisen punkten. „Sicherheit“ wird DAS bestimmende Thema auch im Urlaub sein. Kärnten hat mit den sehr geringen Corona-Fallzahlen eine perfekte Ausgangslage.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
2020 wird ein Jahr der Kurzbuchungen. Alle Tourismusbetriebe in Kärnten werden eine gute Stimmung für einen gelungenen Urlaub im Süden vermitteln. Wir wollen bisherige und neue Gäste mit nachhaltigen Themen wir Seen, Natur, Radfahren, Wandern begeistern und sie motivieren, auch in den nächsten Jahren nach Kärnten zu kommen.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Kärnten punkten mit den zwei Themen „Berg & Seen“. Die Seenregionen bieten die Alternative zum Meer und dies mit sehr kurzer Anreise. Das alpine Erlebnisthema „Berg“ wird heuer nicht nur im Sommer stark angenommen – wir rechnen im September und Oktober mit einem starken Wanderherbst.
Hannes Anton, Geschäftsführer Burgenland Tourismus
1. Welchen Weg gibt es zurück in die Erfolgsspur?
Ich denke es ist ein langer Weg zurück, auf dem die Branche viel Ausdauer und Durchhaltevermögen benötigen wird. Mit den Folgen der Krise werden wir noch lange kämpfen. Schritt für Schritt unter genauer Beobachtung der Entwicklung, mittels vieler kreativer Ansätze und natürlich mit viel Mut wird es möglich sein das Hamsterrad des Tourismus wieder voll zum Laufen zu bringen.
2. Was haben Sie aus der Corona-Krise gelernt?
Die Corona-Krise lehrt uns, dass nicht alles selbstverständlich ist. Reisen ist für viele zur Selbstverständlichkeit geworden. Ich denke, wir sollten hier ein größeres Bewusstsein entwickeln und auch daraus lernen wieder mit mehr Demut zu reisen.
3. Was könnten die positiven Folgen der Krise für Sie sein?
Die jetzige Situation ist äußerst schwierig und komplex und sehr viele Menschen sind existenziell davon getroffen, trotzdem bietet die Krise uns allen auch eine große Chance – nämlich die Chance auf einen besseren, nachhaltigen Tourismus. Tourismus wird weniger international sein, dafür vermehrt lokal und regional. Die Leute werden die Schönheit ihrer Umgebung, die Vielfältigkeit der Landschaften mit anderen Augen wahrnehmen, man wird das Reisen viel mehr genießen und es wie nie zuvor schätzen, sich an einem fremden Ort aufzuhalten.
4. Warum sollte man genau jetzt bei Ihnen Urlaub machen?
Der Wunsch nach Geselligkeit, nach Erlebnissen in der Natur, Entschleunigung und auch Nachhaltigkeit wird aufgrund der Corona-Krise verstärkt zu Tage gefördert. Die Menschen wollen raus aus den eigenen vier Wänden und sich selbst wieder nach wochenlanger Zeit der Entbehrungen etwas gönnen. Wir sind im Burgenland mit unseren Betrieben bestens vorbereitet und können mit einem vielfältigen Angebot und Themen wie Natur, Radfahren oder Genuss punkten.