Sie sind jedes Jahr 6.000 km radelnd auf Reisen, leben viele Urlaubstage „aus den Packtaschen". Wer, als unsere „2 auf Tour", könnte also besser wissen, wie man das Rad als Urlaubsgefährt verwendet? Erika König hat hier für Neueinsteiger die wichtigsten Tipps zusammengefasst.
Von Erika König
Beim letzten Erzählen in der Freundesrunde von unserer netten, aber auch ziemlich anstrengenden Radreise entlang der Moldau gab es große Augen, großes Erstaunen, ein bissl Bewunderung vom Gegenüber. Und gleich daran machten diese Bemerkungen die Runde: „Urlaubsreise mit dem Rad? Also, das kann ich mir gar nicht vorstellen." „Muss man da im Zelt schlafen? Aufs Duschen verzichten?" Und schließlich: „Na, da muss man aber schon ein richtiger Abenteuertyp sein." Stimmt schon, das radelnde Reisen war auch für mich selbst irgendwie unvorstellbar. Bis ich's probiert habe – und in die Geschichte hineingewachsen bin.
DIE 2 AUF TOUR Erika König und Christian Felner sind begeisterte Freizeitbiker, radeln gemeinsam von Wien und Graz aus im Jahr ca. 6.000 km – und lassen hier die SPORTaktiv-Leser in ihrem „Radtagebuch" mitlesen. INFO/KONTAKT: Erika König und Christian Felner, E-Mail: erika_koenig@a1.net |
LANGSAM ANGEHEN
Also: Wie geht man es richtig an, wie vermeidet man gleich zu Beginn frustrierende Fehler? Die wichtigste Regel, wie so oft: langsam und gemütlich beginnen! Soll heißen: Nehmt euch einmal ein Wochenende mit ein oder zwei Übernachtungen vor und probiert, wie euch so eine Radreise gefällt. Klassiker wie der Donauradweg oder der Murradweg bieten sich für diesen Test an, denn auf diesen durchorganisierten Radwegen erhält man auch ganz schnell Hilfe, wenn es „brennt".
In zweiter Linie kommt es natürlich auf die Ausrüstung an – und da sind es oft kleine Dinge, die große Wirkung haben. Klar ist: Man braucht ein reisetaugliches, sprich bequemes Rad. Egal, ob Mountainbike, Crossbike, Trekkingrad, Gerät und Benützer müssen perfekt zusammenpassen – auf einer mehrtägigen Radtour ist kein Spielraum für (letztlich immer schmerzende) Kompromisse. Mein Tipp: Ein Rad lässt man sich am besten im Radfachhandel anpassen, hier gibt es die Profis, die genau wissen, worauf es bei der Abstimmung auf die Körpergröße ankommt.
Je nachdem, welche Tour man im Auge hat, sollte man sich auch die Reifenwahl überlegen. Grobstollige MTB-Reifen sind auf einer Strecke wie Passau-Wien entlang des Donauradweges nicht nur nicht notwendig – sie verbrauchen aufgrund ihres Rollwiderstands auch unnötige Muskelkraft. Ein Mountainbike kann aber zum Beispiel mit Radmänteln mit Steg auch für Asphaltstrecken optimiert werden. Wenn es in „einsamere" Regionen geht, solltet ihr Hightech-Bikes eher zu Hause lassen: Mitten in der ungarischen Puszta wird es sicher schwierig, eine elektronische Schaltung oder auch gebrochene Speichen eines supermodernen 29"-Bikes reparieren zu lassen ...
Ein Kriterium beim Radreisen ist logischerweise der Gepäcktransport. Ein guter Gepäckträger am Hinterrad samt zwei Packtaschen ist die Grundausstattung, die, je nach Länge der Tour und damit wachsendem Gepäckvolumen, mit einer darüberliegenden Tasche (oder Radrucksack)
sowie in weiterer Folge mit Lenkradtasche oder gar Vorderrad-Packtaschen erweiterbar ist. Im Klaren muss man sich nur sein: Mehr Gepäck am Bike bedeutet nicht nur mehr Krafteinsatz, sondern auch mehr Achtsamkeit beim Fahren. Auch hier der Tipp: Vor der ersten echten Ausfahrt sollte man sich mit dem ungewohnten Handling eines vollgepackten Bikes unbedingt auf ein paar Trainingsrunden vertraut machen!
TROCKEN ÜBER NACHT
Und damit sind wir auch schon beim Thema Packen – und gleich beim entscheidenden Ratschlag: Man braucht nicht so viel, wie man glaubt! Wer im Sommer unterwegs ist und in Sportkleidung fährt (Radhose, Radleibchen, Socken), hat abends genau diese drei Teile auszuwaschen (darum steht auch „Rei in der Tube" bzw. das Schnellwaschmittel „Genie" auf unserer Packliste). Gute Funktionswäsche trocknet über Nacht und man kommt mit maximal drei Garnituren locker aus. Bei der Regen- und Windbekleidung hat die Industrie Produkte mit Minipackmaß auf den Markt gebracht. Die brauchen – bei bester Funktion – mittlerweile kaum mehr Platz. Eine Sommerhose, drei bis vier Tops (ja, die kann man auch zwischendurch auswaschen), eine Jacke für kühle Abende – fertig ist der Bekleidungsbedarf.
Dank der EU gibt es auch alle Hygieneartikel in Minigröße. In zwei Täschchen gepackt kann man auch als Frau fast das ganze heimische Badezimmer mitnehmen! Und weil es schließlich auch die diversen Reparaturwerkzeuge in Kleinformat gibt, ist am Ende das ganze Gepäckvolumen, das auf einer mehrtägigen und bis zweiwöchigen Radreise mitzunehmen, absolut überschaubar – und, wie ich mittlerweile aus Erfahrung weiß, problemlos im Radlergepäck unterzubringen. Aber auch beim Gepäck gilt: Zuerst auf kurzen Trips testen, was man gerne an hat, was man nie braucht – und wie wenig man in Wirklichkeit benötigt.
DIE CHECKLISTE FÜR DIE TOUR |
Was du auf einer bis zu 2-wöchigen Radtour tragen oder in den Packtaschen dabei haben solltest: |
ZUM ANZIEHEN: (vorausgesetzt, du begibst dich auf eine sommerlich-warme Tour) ✓ 3-4 Radhosen ✓ Sportsocken ✓ Radschuhe ✓ Radbrille, Sonnenbrille ✓ Radhandschuhe ✓ Windjacke, Windhose ✓ Regenjacke ✓ Regenhose, Gamaschen ✓ kurze Hose, lange Hose ✓ T-Shirts, Tops ✓ Schuhe ✓ Jacke ✓ Badesachen ✓ eventuell Schlafzeug |
FÜR DIE KÖRPERPFLEGE: (in kleinen Verpackungsgrößen) ✓Zahnbürste + Zahnpasta ✓Duschgel/Shampoo ✓Haarbürste ✓Haarkosmetik ✓Wundsalbe ✓Schmerztabletten ✓persönliche Medikamente ✓Lippenpflege ✓Sonnenschutz ✓Bodylotion ✓Taschentücher ✓Kontaktlinsen + Aufbewahrung/Brille ✓eventuell Rasierzeug ✓Damenhygiene ✓Handwaschmittel (Tipp: Rei in der Tube/Genie) ✓Nähzeug |
FÜR DIE SICHERHEIT: (direkt am Tourenrad befestigt oder in der Tasche) ✓Luftpumpe/CO2-Patronen + Adapter ✓Trinkflasche + Halterung ✓Klingel ✓Radbeleuchtung vorne und hinten ✓Radschloss ✓Radreparatur-Set (Mehrfachwerkzeug, Ersatzschlauch, Inbusschlüssel, Kabelbinder) ✓Reparatur Kleinteile (Adapter, Kleber, Reifenheber, Reinigungstücher etc.) ✓Reflektoren für die Radspeichen |
UND ÜBERHAUPT: (das ist sowieso immer mit dabei) ✓Radkarte, event. Bike-Navi ✓Handy + Ladegerät ✓Kamera + Speicherkarte + Ladegerät ✓Reisepass ✓Erste-Hilfe-Set ✓Bargeld ✓Kreditkarte ✓Schlüssel |
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