Maria Mattersberger ist Nationalpark-Rangerin. Ihr Arbeitsplatz: die Natur Osttirols. Meistens zumindest. Uns hat sie erzählt, was „Ranger-Sein“ hierzulande bedeutet, was sie mit einer Kinderbuch-Heldin verbindet und welche Aufgaben ihr Job mit sich bringt. Spoiler: Es sind viele!
Keine khakifarbene Uniform, kein Hut und kein Hüftgurt mit Pistole! Maria Mattersberger ist eine Rangerin. Ihr Einsatzgebiet: der Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol. Mit dem Bild, das viele vermutlich von einem „Ranger“ im Kopf haben (Hollywood lässt grüßen), hat sie aber optisch nicht viel gemein. „Eine einheitliche Kleidung tragen wir Ranger hier schon, aber mit dicken, schwarzen Sonnenbrillen und Gewehren laufen wir nicht herum“, lacht Maria, die solche Vergleiche längst kennt und gesteht: „Viele Leute wissen nicht genau, was sie sich unter einem hiesigen Ranger vorstellen sollen und was wir alles machen. Da besteht oft Erklärungsbedarf.“
Aber Maria erklärt gerne. Aufg’legte Sache, denn die Wissensvermittlung macht einen wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeit aus. „Eine Hauptaufgabe des Rangers besteht darin, Besuchergruppen durch die Schutzgebiete zu führen und die Gäste mit der Tier- und Pflanzenwelt sowie dem Naturschutz vertraut zu machen.“ Und was viele nicht wissen: Nicht nur in, sondern auch abseits des „Freilicht“-Klassenzimmers wird Bildungsarbeit geleistet. „Wir halten Vorträge an Schulen, organisieren Projekttage und veranstalten Naturerlebniscamps für Jung und Alt.“
Zweites wichtiges Standbein des Rangerberufs ist der Naturschutz. Mit anderen Worten: Ranger kontrollieren Informationstafeln, stellen Hinweisschilder auf, halten Lehrpfade instand und betreuen Beobachtungshütten. On top erfassen sie die im Schutzgebiet lebenden Pflanzen und Tiere und achten darauf, dass Nationalpark-Besucher auf den Wegen bleiben. Puh, ganz schön viel Arbeit! Das war’s jetzt aber, oder? Nope! „Aus Jux hab ich mit meinen Kollegen einmal aufgeschrieben, wie viele Berufe ein Ranger eigentlich in sich vereint. Es sind 54“, lacht Maria. Soll heißen? „Im Grunde bin ich Tischler, Techniker, Doktor, Verkäufer, Lehrer, Kindergärtner, Clown und natürlich Naturschützer in einem. Von der Bespaßung der Gäste bis hin zum Verarzten kleiner Wehwehchen ist alles dabei.“ Ein anderer würde angesichts dieses Aufgabenbergs wahrscheinlich nicht mehr lachen. Nicht so Maria. Sie liebt ihren Job – und zwar alle 54 Facetten davon.
Meine Mama hat immer gesagt, ich sei mit Rucksack auf die Welt gekommmen
Das ganze Jahr im Einsatz
Rangerin zu werden war Marias Kindheitstraum. Schon zu ihrer Schulzeit in der Osttiroler Gemeinde Matrei kamen immer wieder Nationalparkwarte oder Nationalparkbetreuer, wie sie vor dem klangvollen Anglizismus „Ranger“ genannt wurden, für Vorträge in die Klassenzimmer. Eine gemeinsame Projektwoche im Kalser Ködnitztal (Osttirol) hat die junge Maria dann vollends von ihrem Berufswunsch überzeugt: „Ich war fasziniert von den Erzählungen der Ranger, von der Natur, den Bergen und ganz besonders von den Wildtieren in unserem Nationalpark.“ Draußen unterwegs war die Osttirolerin aber schon immer gerne, hat viele Sommermonate auf der Alm verbracht: „Meine Mama hat immer gesagt: ‚Die Maria ist mit Rucksack auf die Welt gekommen‘“. Nach einem lerntechnischen Zwischenstopp an der Hotelfachschule startet sie 2005 schließlich die Ausbildung zum Nationalpark-Ranger, die mindestens zwei Jahre dauert und seit 2010 österreichweit einheitlich ist. „Damit man Besuchergruppen durch den Park führen darf, muss man zusätzlich die Ausbildung zum Bergwanderführer absolvieren“, stellt sie klar. Nicht zu verwechseln mit einem Bergführer übrigens, der mit Gästen auch im hochalpinen Gelände unterwegs sein darf, wo technische Hilfsmittel wie Steigeisen benötigt werden.
Heute arbeitet Maria – gleich wie 12 ihrer Kollegen – als „Ganzjahres“-Ranger im Hochgebirgsnationalpark Hohe Tauern in Osttirol, das mit Kärnten und Salzburg das gemeinsame, 1856 km2 große Schutzgebiet bildet. „Früher war unser Beruf ein Sommerjob, heute ist man als Ranger das ganze Jahr im Einsatz.“ Geführte Touren werden also auch im Winter angeboten (siehe Kasten rechts unten). „Da packen wir dann unsere Schneeschuhe aus“, erzählt Maria. „Winter-Mode on“ heißt’s dann etwa bei den Nature-Watch-Touren mit Wildtierbeobachtung. Ausgerüstet mit Spektiv und Fernglas ist man hier Gämse, Schneehase und Co. in freier Wildbahn auf der Spur. Und zwar buchstäblich, denn gerade im Schnee lassen sich Tierspuren besonders gut erkennen. Und die Rangerin legt gleich mit weiteren Schmankerln aus dem Winterprogramm nach: „Besonders magisch sind unsere Sonnenuntergangswanderungen und Vollmondtouren auf Schneeschuhen. Bei Mondschein wirkt der Park nochmal ganz anders als am Tag.“
„Widewide“ wie es ihr gefällt
Apropos Magie: Seit 13 Jahren ist Maria jetzt schon als Rangerin im Einsatz. Magische Momente hat’s da sicher schon viele gegeben, oder? „Ja, allerdings! Ein sehr schönes Erlebnis hatte ich erst heuer. Da war ich drei Tage lang mit einer Musikklasse unterwegs und am letzten Tag haben mich die Schüler mit einem eigens für mich umgedichteten Lied überrascht. Das war für mich ein schönes Zeichen der Wertschätzung.“ Und eine weitere Besucher-Geschichte ließ sich die Osttirolerin auch noch entlocken: „Immer wieder passiert mir das! Mindestens einmal im Jahr kommt ein Gast zu mir und meint, ich schaue jemandem ähnlich. Und dann fällt der Groschen: ‚Ah, wie die Pippi Langstrumpf schaust du aus!‘“ Zugegeben, gewisse Parallelen in puncto Optik gibt’s schon zwischen der Maria und der Pippi. Auch beim Charakter? „Ich bin auf jeden Fall eine sehr offene Persönlichkeit. Fad wird’s mit mir auf Tour sicher nicht.“ Und auch für Maria selbst hat nach über einem Jahrzehnt die „Rangersache“ nichts an Reiz eingebüßt. „Mein Job steckt voller Abwechslung. Jeden Tag lerne ich neue Leute kennen, darf neue Herausforderungen anpacken.“ Einen 9-to-5-Job hat sie (meist) nicht: „Mein Tag kann schon mal in den frühen Morgenstunden starten und am späten Abend enden.“ Aber das stört Maria nicht: „So viel Vielfalt am Arbeitsplatz bekommt nicht jeder geboten. Mir taugt’s. Und meinen Wandergästen auch!“, schwärmt sie. Noch Erklärungsbedarf nötig?
Nationalpark-Erlebnisse im Winter:
- Nature Watch touren
Dienstags – freitags vom 18.12.2018 – Mitte März 2019
Region: Matrei i.O., Virgen- & Defereggental, Kals a. Großglockner
- Vollmondtouren – Mythos Berg
20. & 21.01.2019 / 18. & 19.02.2019 / 20. & 21.03.2019
Region: Kals a. Großglockner, Matrei i.O., Virgen- & Defereggental
- Sonnenaufgangswanderung auf Schneeschuhen
03.01.2019 sowie donnerstags vom 31.01. – 07.03.2019
Region: Lienz – Zettersfeld
RENT A RANGER
Infos/Buchung
Mail: nationalparkservice.tirol@hohetauern.at
www.nationalpark.osttirol.com