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Preiswert, vielseitig und optisch schlank geht Trek mit dem Marlin+ auf Kundenfang. Aber kann das Konzept eines E-MTB-Hardtails auch im Alltag überzeugen?

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Dass des Bikers liebste fettlösliche Substanz mit meist antioxidativer Wirkung seit Jahren Vitamin E darstellt, dürfte sich wohl mittlerweile herumgesprochen haben. Von Forststraße bis Trail, von Radweg bis Citypendler und von Bikeshop bis Werbeanzeige dominieren E-Bikes die moderne Fahrradlandschaft. Ein Trend, der auch an Trek keineswegs vorübergezogen ist. Und ein guter Grund für die Amerikaner ihrem beliebten Brot-und-Butter Hardtail Marlin mit dem Marlin+ eine motorisierte Evolutionsstufe zur Seite zu stellen. Die hedonistische Interpretation des Do-it-all Bikes für alles zwischen Feierabendrunde, tagtäglichen Wegen und kleinen Alltagsfluchten, wenn man so möchte.

Do-it-all, das bedeutet im Falle des Marlin+ einen robusten aber schön gearbeiteten Aluminiumrahmen, Boschs tourenerprobten Active Line Plus Motor mit 50 Nm Drehmoment und leichtem 400 Wh Akku, eine robuste, langlebige und unkomplizierte Ausstattung – unterm Strich ein einfach bedien- und beherrschbares E-Hardtail mit 120 mm Gabel zum vernünftigen Preis. Für Detailverliebte: Unser Testbike Marlin+ 8 kommt mit Rock Shox Recon Silver RL Gabel, Bontrager Line TLR 30 Laufrädern, neuen Bontrager Gunnison Pro XR Reifen in 29 x 2.6“, Shimano Deore M6100 12-fach Schaltung und MT4100/MT420 Vier-Kolben Bremse sowie Dropper, Cockpit und Sattel von Treks qualitativ hochwertiger Hausmarke Bontrager auf 3.299 Euro.

Aufgesessen
Die Sitzposition am Trek ist weder übertrieben gestreckt, noch übermäßig aufrecht – ein gelungener Mix aus Komfort und Sportlichkeit, der auch lange Strecken bequem absolvieren lässt. Was schon auf den ersten Metern extrem positiv auffällt: Der Bosch Active Line Plus Motor mit seinem gegenüber dem Performance-Modell reduziertem Drehmoment von 50 Nm fügt sich extrem gut ins Konzept des Marlin+. Schnell kristallisiert sich der Tour+ Modus zum Favoriten unter den Unterstützungsmodi. Mit ihm geht es sowohl flüssig und effizient durch die Stadt als auch komfortabel auf Radwegen Überland. Angenehm an Anstiegen: Der Active Line liefert zwar das von Bosch gewohnte Gefühl des „geschoben werdens“, unterstützt dabei sehr angenehm, und ist subjektiv im Setting Pendelrad/sportiv (im Sinne von körperlich Aktiv) bewegtes Mountainbike verglichen zum Performance Line CX fast die schöner, natürlicher zu fahrende „Full-Power“ Antriebsvariante aus dem Hause Bosch. Sucht man nach einem treuen Gefährten für sportive Touren, können wir diese Motorwahl nur empfehlen. Wer plant häufig auch gänzlich auf die Unterstützung zu verzichten, der ist eindeutig mit Minimal-Assist-Varianten wie Boschs Performance SX oder einem TQ HPR50 besser bedient. Absolut touren- und trainingstauglich zeigt sich auch Boschs neue Purion 200 Bedieneinheit. Das Farbdisplay gibt auch ohne Verbindung mit der optionalen App bereits Informationen zu Klassikern wie Geschwindigkeit, Reichweite, Distanz und Unterstützungsstufe, aber eben auch zu für sportlich orientierte nützlichen Parametern wie Leistung und Trittfrequenz. Ebenfalls Top: Der leichte Akku mit seinen 400 Wh bringt es in Kombination mit dem Active Line Plus Motor auf durchaus beeindruckende Reichhöhen. 900 Höhenmeter auf knappen 11 km Forststraße kosteten im Testbetrieb (83 kg Fahrer mit, laut Display-Anzeige, 200 Watt Eigenleistung im Tour+ Modus) nur rund 55 % Akku!

Fahreindrücke
Für Fully-Verwöhnte mag das Fahrgefühl des Marlin+ sowohl in der Ebene als auch bergauf überraschen. Denn der Komfort ist um Welten höher, als man ihn für ein Hardtail mit steifem Alurahmen und Mittelmotor erwarten würde. Treks einfacher Trick: Die breiten 2.6“ Pneus, auf Tubeless umgerüstet und mit entsprechend wenig Luftdruck gefahren, machen hier den großen Unterschied. Ein Konzept, das subjektiv gesehen für den Toureneinsatz abseits des schweren Geländes, sprich für Radwege, klassische Almtouren über Forst- und Schotterwege und den einen oder anderen Wald- und Wiesenpfad mehr als ausreicht. Die breiten Reifen dämpfen die kleinen Unebenheiten gut weg, nur grobe Schläge werden an den Fahrer weitergereicht. Wer sich in der Zielgruppe sieht und keine Vorgeschichte mit Rückenproblemen hat, darf den Aufpreis zum Fully hier ruhig kritisch hinterfragen. In meinem Familienumfeld erfreut sich das Konzept jedenfalls seit Jahren großer Beliebtheit.

Bergab sorgen die ausgewogene Geometrie, die hohe Traktion der breiten Reifen und die überraschend gut arbeitende günstige Rock Shox Recon Silver RL Gabel mit ihren 120 mm Federweg für ein sicheres Fahrverhalten. Die in ihrer Form sehr rund gehaltenen Reifen bieten in Kurven und beim Umlegen gleichmäßigen und berechenbaren Grip, agieren auch bei langsamer Fahrt und geringer Schräglage (wie es bei Einsteigern oft der Fall ist) sehr vorhersehbar. Im einfachen Gelände fährt sich das Trek sicher, gut kontrollierbar und fehlerverzeihend. Wird die Forststraße zum Trail, wird der Trail ruppig und die Geschwindigkeit höher, stößt das Konzept aber an seine Grenzen. Trek bewirbt das Marlin+ zwar als Trailbike, Einsteiger mögen hier aber auf einem Fully besser beraten sein. Erfahrene Piloten finden am Marlin+, legen sie es darauf an, ein verspieltes, gut ausbalancierte und mit wenig Körpereinsatz aktiv zu bewegendes Bike, das tatsächlich nicht nur auf Forstautobahn und leichten Wald- und Wiesenwegen funktioniert, sondern auch auf härteren, verblockten und felsig wurzeligen Trails Spaß zu bringen vermag. Besonders spaßig bis in den mittleren Tempobereich, darüber hinaus zeigen sich auch für kundige Hände die Grenzen des Konzepts.

Zwei Zielgruppen
Wir sehen für das Marlin+ zwei doch recht unterschiedliche Zielgruppen, die beide mit dem Konzept glücklich werden könnten. Einmal wäre hier der klassische Tourenfahrer, der einen günstigen Weg in die Welt der E-MTBs sucht: Kein sinnloser Schnickschnack am Bike, dafür ein zuverlässiges Rad für Touren – ob sportiv oder entspannt – auf Radwegen, im leichten „Gelände“ und auf klassisch österreichischen Almtouren mit hohem Forststraßenanteil aber auch gelegentlich am Weg ins Büro. Gerne darf das Rad hier auch mit Gepäck und allerhand Taschen beladen, mit Kotflügel und Co. optisch geschändet, aber in der Funktionalität erweitert werden. Der Komfort ist dafür ausreichend, bergab gibt das Bike auch auf steilsten Forststraßen genügend Sicherheit. Perfekt für wohl 80 % der Almbiker, die in Wahrheit gar kein Fully bräuchten.

Agil und verspielt, wie sich das berechenbare Marlin+ unter kundiger Hand bewegen lässt, ist es aber auch des Trailbikers vielleicht liebstes Pendelbike. Das Rad wuselt vom Motor unterstützt flott durch die Stadt, Bordsteinkanten, Grünstreifen und Stufen kosten es ein müdes Lächeln. Besteht auch nur die kleinste Chance am täglichen Weg ins Office einen Abstecher ins Gelände zu machen, steht das Marlin+ bereit, fährt sich auf moderaten Trails wie ein übergroßes motorisiertes BMX, liebt Bunnyhops … und weiß den Weg von und zur Arbeit oder sonstige Alltagswege mit Spaß zu bewältigen.

Das brandneue Trek Marlin+ ist ab sofort über Treks weltweites Händlernetzwerk sowie in ausgewählten Märkten online auf trekbikes.com erhältlich.