Wanderausflüge gehören zum Schönsten, was man im Sommer im Familienverband erleben kann. Für alle, die noch auf der Suche nach einem spannenden Abenteuer für Jung und Alt sind: Ihr findet es in der Klamm.

Lara Wulz

Wandern ist eine Freizeitbeschäftigung, die dem outdooraffinen Mitteleuropäer quasi in die Wiege gelegt wird. Mit einer Vielzahl an wunderschönen Möglichkeiten wird man oft bereits in einem kleinen Radius fündig und glücklich. Wenn man nach Wanderabenteuern für die ganze Familie sucht, die alle Teilnehmer des Ausflugs gleichermaßen begeistern sollen, wird es dann schon etwas anspruchsvoller. Will man nämlich beim Wanderausflug Spaß und Spannung für die ganze Familie und vor allem Kinder verschiedener Altersgruppen motivieren, dann kommt man an einem Element kaum vorbei: Wasser. Die Faszination Wasser hebt das Wandern durch den Mehrwert an Spiel und Spaß auf eine höhere Stufe. Egal, ob man an einem Bach entlanggeht oder auf einem Bergsee Steine springen lässt. Es stimmt, dass Wanderausflüge, die nicht nur das Gehen fokussieren, sondern auch „nasse Highlights“ bergen, besonders bei Kindern sehr gut ankommen. Genau deshalb ist es eine gute Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und diesen Familientipp auszuprobieren: Klammwanderungen.

Rauschen, spritzen, schäumen 
Enge Schluchten haben eine besondere Anziehungskraft auf Kinder und Erwachsene. Es gibt nur wenige Dinge, die so atemberaubend sind wie eine Wanderung durch eine Klamm. Diese magischen Schluchten sind Schauplätze eindrucksvoller Naturschauspiele. Über Jahrhunderte hat sich das Wasser dort seinen Weg durch den Felsen gebahnt und einzigartige Spuren hinterlassen, die heute Heimat einer nur dort ansässigen Fauna und Flora sind. Genau dieses Highlight, das Element Wasser hautnah zu erleben, zu sehen, wie es rauscht, spritzt und schäumt, in Kombination mit der Beschaffenheit der Wege – man überquert Stege, Brücken, Treppen und wandert zwischen schmalen Felswänden hindurch: Das ist es, was diese Wanderungen vor allem für die kleinsten Wanderkameraden interessant macht und für Abwechslung sorgt, weiß auch Katarina Ciceri von Ratschings Tourismus aus Südtirol, wo sich beispielsweise die Gilfenklamm oder die Pfeifer-Huisele-Schlucht als Ausflugsziele finden.

Das Element Wasser bringt dabei aber nicht nur Spaß und Spannung, sondern sorgt vor allem in den heißen Sommermonaten für eine ersehnte Erfrischung. Im Gegensatz zu Wanderungen auf sonnigen Berghängen, wo man selbst oftmals die einzige (nämlich schwitzende) Wasserquelle ist, findet man in den magischen Wasserschluchten angenehme Abkühlung.

Flora und Fauna 
Wem das nicht genügt, der kann mit ein bisschen Vorbereitung dann noch mehr aus einem Tag in der Klamm herausholen, weiß Hannes Rieser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes St. Johann und Verwalter der Liechtensteinklamm: „Die Pflanzen- und Tierwelt in einer Klamm ist ganz besonders. Wenn man sich ein bisschen damit auseinandersetzt, kann man seinen Kindern am Weg viel Wissenswertes mitgeben. Auch historisch sind die meisten Klammen spannend. So wurde zum Beispiel das Holz aus dem Großarltal durch die Liechtensteinklamm mit ihren 300 Meter hohen Felswänden, die teilweise nur einen Meter an Breite Platz lassen, durchgeleitet.“

Wanderungen in einer Klamm bestechen noch durch einen weiteren wesentlichen Faktor. Die speziellen Bauten – seien es nun Wege, Tunnel, Treppen oder Schutzbarrieren – bringen Alt und Jung gleichermaßen zum Staunen. Man denke hier beispielsweise an die imposante Helixtreppe der Liechtensteinklamm, die Aussichtsplattform der Pfeifer-Huisele-Schlucht oder die Stiegen und Brücken der Altenbachklamm, die sich im südsteirischen Oberhaag befindet.

In einer Klamm ist man im Familienverband nicht einfach nur unterwegs, man ist gleichsam auf Abenteuerreise. Um die Tour noch kinderfreundlicher zu gestalten, rät Wanderexpertin Daniela Haring aus der Region Südsteiermark, beispielsweise ein kleines Forscherset (Lupe, Sieb, Feldstecher usw.) einzupacken oder Erkundungskarten mitzunehmen und zu schauen, ob man die darin abgebildeten Tiere und Pflanzen in der Klamm findet. Katarina Ciceri empfiehlt, unterwegs mit Kindern immer wieder Pausen einzulegen, sich viel Zeit zu nehmen, um Touren spielerisch zu gestalten, indem man zum Beispiel Steinmännchen baut. Kindern den respektvollen Umgang mit der Umwelt näherzubringen, sollte an sich selbstverständlich sein, kann aber gerade auch beim Erkunden von Flora und Fauna in einer Klamm gut gelingen. Vorausgesetzt, man hat sich als Elternteil entsprechend darüber informiert.

Ausrüstung und Sicherheit
Bevor man sich gemeinsam ins Abenteuer stürzt, ist unbedingt noch die richtige Ausrüstung zu beachten. Denn, wie die südsteirische Expertin mahnt, kann es in den schattigen und wasserreichen Klammen vielerorts rutschig sein. Festes Schuhwerk mit rutschfester Sohle ist zu empfehlen. Auch ein Kleiden nach dem Zwiebelprinzip mit wasserdichter Außenschicht ist schlau – man sollte immer bedenken, dass es in einer Klamm gerne mal 5 bis 10 Grad kälter als in der umliegenden Umgebung ist. Das liegt daran, dass die engen Wände der Schluchten wenig Sonnenlicht durchlassen und das Wasser oft kühl ist, was zur niedrigeren Umgebungstemperatur beiträgt, weiß Hannes Rieser.

Um Touren noch sicherer zu gestalten, sollte man laut den Profis noch zwei kleine Ratschläge berücksichtigen. Erstens: Eine Klamm bietet so viele Abenteuer, dass man nicht erst abseits der Wege danach suchen muss. Es gilt, am Weg zu bleiben und nicht auf Felsen oder Ähnlichem herumzuklettern. Viele Klammen bieten ohnehin Ausweichwege, auf denen man auch den umliegenden Wald bewandern kann. Zweiter Tipp: Die meisten Infos zu den einzelnen Schluchten findet man heutzutage online. Hier sollte man sich jedenfalls alle wichtigen In­formationen – beispielsweise über den Status der Öffnung oder Beschaffenheit – zum anvisierten Ausflugsziel holen. Damit ist man bestens vorbereitet, um in die magische Welt einer Klamm einzutauchen und dieses Familienabenteuer zu erleben.

Checkliste fürs Klammwandern

  • Online-Check über Status und Begebenheiten
  • Wasserdichte Jacke
  • Kleiden nach dem Zwiebelprinzip
  • Wechselkleidung
  • Festes Schuhwerk, rutschfeste Sohlen
  • Erkundungskarten (Tier und Pflanzenkarten)
  • Ausreichend Verpflegung
Hannes Rieser

Geschäftsführer TVB & Verwaltung Liechtensteinklamm, St. Johann in Salzburg

Web: www.josalzburg.com 
 

Katarina Ciceri

Mitarbeiterin im Marketing bei der Ratschings Tourismus Genossenschaft, Südtirol

Web: www.ratschings.info
 

Daniela Haring

Wanderexpertin des Tourismusverbands Südsteiermark.

Web: www.suedsteiermark.com