Der Mountainbiker bezwingt die Streif mit atemberaubenden Tricks und einem Top-Speed von über 100km/h. Im Interview spricht der MTB-Pro über "The Streif" und seinen einzigartigen Run in Kitzbühel.
Fabio Wibmer hat die Streif herausgefordert – und sie bezwungen! Starthaus: Backflip, check! Mausefalle: Ein Sprung mit irrem Luftstand, der 24 Meter weit ging. Seidlalm und Hausbergkante: Natürlich! Und als grande Finale mit 107 km/h Sachen den Zielhang hinunterjagen – und dann ein Sprung über 36 Meter. Höchstweite für Fabio Wibmer für sein neuesten Video-Projekt "The Streif"!
Noch bevor der erste Abfahrer am Freitag um 11.30 Uhr die 84. Hahnenkamm-Rennen eröffnet, hat die Streif schon ihren ersten Husarenritt erlebt. Der österreichische Mountainbike-Star Fabio Wibmer ist bekannt für seine außergewöhnlichen Projekte und atemberaubenden Tricks. Doch die eisigen Hänge der legendären Streif mit dem Bike zu bezwingen, das ist auch für den gebürtigen Osttiroler eine ganz besondere Herausforderung.
In "The Streif" hat Fabio Wibmer das Material und sich selbst an die Limits gepusht, um dieses Projekt zu realisieren. Mit seinem Edit kreierte er eine spektakuläre Bike Hommage an die berüchtigtste Abfahrtsstrecke der Welt.
Hi Fabio, wie genial ist dieses Video geworden. Wie bist du auf die wahnwitzige Idee gekommen, die Streif mit deinem Bike zu bezwingen?
Kitzbühel und die Streif waren schon immer etwas Besonderes, ein echter Mythos. Ich bin nur knapp eine Stunde entfernt von hier aufgewachsen und habe als Kind mit den Skistars mitgefiebert, als sie die Streif hinunterjagten. Es war schon immer das größte Skirennen, das es gegeben hat. Irgendwann hat sich für mich eine Vision herauskristallisiert, dass auch ich die Streif abfahren will – aber nicht klassisch mit den Ski, sondern mit meinem Bike und mit ein paar zusätzlich eingebauten Obstacles.
Von der Vergangenheit zurück zur Gegenwart: Seit wann hast du dich auf dieses einzigartiges Projekt vorbereitet?
Mein Team und ich haben knapp zwei Jahre darauf hingearbeitet, diesen Traum möglich zu machen. Jetzt ist es ein geniales Gefühl, nachdem ich die Streif bezwungen habe, jeder Sprung geklappt hat und es ein richtig cooles Video geworden ist.
Kann man sich auf so eine außergewöhnliche Challenge überhaupt vorbereiten?
Es ist natürlich schwierig, alle Details im Vorfeld zu simulieren. Man muss bedenken, dass auf der Streif spezielle Bedingungen herrschen, eine ganz andere Härte durch den präparierten Schnee, der sich eher wie Eis anfühlt. So harte Pisten gibt es kaum, um dies zu testen, es kommt aber nichts an die Streif heran. Ich habe viel im Schnee trainiert, wir haben Sprünge getestet – so habe ich versucht, mich auf das vorzubereiten, was mich in Kitzbühel erwartet.
Welcher Trick war für dich eine ganz besondere Challenge?
Challenges gab es genug – ehrlicherweise war jede Sekunde von oben bis unten auf der Streif eine Herausforderung. Aber der Jump in die Mausefall war ziemlich heavy, ich wollte ihn eigentlich am ersten Drehtag machen, doch ich fühlte mich nicht ganz ready für diesen extrem hohen Sprung. Wir haben dann umgeswitcht und ich konnte mit anderen Sprüngen noch mehr Feeling aufbauen. Dass er dann geklappt hat und wir ihn durchgezogen haben, war für uns alle eine richtig coole Sache!
Besondere Challenges benötigen besonderes Equipment. Wie hast du dein Canyon-Bike fit gemacht für dieses Projekt?
Dieses Projekt hat das Material und mich auf jeden Fall bis zu den Limits gepusht! Es ging bei der Abstimmung des Bikes auf diese ungewöhnlichen Rahmenbedingungen mit Schnee, Eis und Kälte um viele Nuancen wie Federung oder den richtigen Reifendruck. Und um Grip. Und diesen habe ich mir durch spezielle Spikes geholt. Diese habe ich im Sommer gemeinsam mit Eisspeedway-Ikone Franky Zorn kreiert, um auf diesem ungewöhnlichen Untergrund zu bestehen. Auch die Temperaturen bis zu -10 Grad waren für das Material ein besonderer Belastungstest. Daher ist es umso wichtiger, dass man sich zu 100 Prozent auf sein Bike verlassen kann – dafür habe ich mit Canyon einen Top-Partner.
Hier geht's zum Bike-Setup für die Streif by Fabio Wibmer.
Fabio, du lässt Sprünge, Abfahrten und ganze Projekte so easy ausschauen. Aber es steckt extrem viel Arbeit dahinter – wie schaffst du es, so locker zu bleiben?
Da hast du auf jeden Fall recht! Man sieht auf den ersten Blick gar nicht, wie viel Arbeit und wie viel Teamwork in jedem Detail steckt, um so ein Projekt in die Realität umsetzen zu können. Es waren so viele Stunden an Vorbereitungszeit ... das kann ich gar nicht mehr zählen. Gemeinsam mit meinem Team haben wir fast zwei Jahre an diesem Projekt gearbeitet, die letzten zwei Monate war es dann extrem intensiv. Aber jede Minute zahlt sich aus und braucht es auch, weil wir nur ein kurzes Zeitfenster gehabt haben, an dem wir abliefern mussten – dafür ist eine gute Vorbereitung das Fundament, ansonsten würde es nicht funktionieren.
"Wenn ich an die Hahnenkammrennen zurückdenke, war für mich der sogenannte ‚Wallride‘ in der Steilhang-Ausfahrt von Bode Miller einer der einprägsamsten Augenblicke."
Gibt es Momente oder Szenen der Hahnenkammrennen, an die du dich besonders gut erinnern kannst?
Wenn ich an die Hahnenkammrennen zurückdenke, war für mich der sogenannte ‚Wallride‘ in der Steilhang-Ausfahrt von Bode Miller einer der einprägsamsten Augenblicke. Er war auch als Typ besonders und Inspiration für mich. Mit seiner Lockerheit, aber auch mit dem Talent, am Tag X eine Top-Leistung abrufen zu können. Es waren genau diese einzigartigen Momente, die mich inspiriert haben zu meinem Projekt. Darum wollte ich sie auch unbedingt in das Video einfließen lassen – natürlich durfte dann auch mit dem Bike mein persönlicher Streif-Wallride nicht fehlen.