Mountainbike-Bekleidung muss robust sein, ­Bewegungsfreiheit ermöglichen und sie soll auch in Sachen Style am Puls der Zeit sein. Immer ­weiter oben auf der To-do-Liste der Bekleidungsmarken steht aber auch der Punkt ­Nachhaltigkeit. 

Michael Forster

Radfahren ist nicht gleich Radfahren – jedes Bike hat sein bevorzugtes Terrain und jede Tour verlangt nach dem passenden Outfit. So fordert eine lange Tour im Gelände Ausdauer und Robustheit vom Menschen wie vom Material: „MTB-Bekleidung muss strapazierfähig sein, um den Belastungen standzuhalten. Mountainbiker müssen sich auf dem Fahrrad frei bewegen können und die Bekleidung wird daher so geschnitten, dass sie maximale Bewegungsfreiheit bietet, besonders in den Bereichen der Knie und Ellbogen“, erklärt der Head of Marketing von Martini Sportswear, Sebastian Waldbauer. Das hebt auch Jenni Fisk, Designerin bei Norrøna hervor: „Bei Norrøna achten wir sehr darauf, dass die gewählten Materialien abriebfest sind und Schutz bieten. Passform und Beweglichkeit unterstützen die Aktivität und zusätzlicher Schutz sowie alle Details und technischen Lösungen verbessern das Fahrerlebnis.“

Neben der Strapazierfähigkeit muss bei einer langen Tour aber auch das Körperklima stimmen. Dafür setzt man beim norwegischen Hersteller Devold auf ein Naturmaterial – Merinowolle: „Wolle funktioniert von Natur aus temperaturregulierend. Das ist ein großer Vorteil bei Aktivitäten am Berg. Sie hat bei heißem Wetter eine kühlende Wirkung und wärmt, wenn die Temperatur sinkt. Zudem funktioniert Wolle geruchsfrei, was bei schweißtreibenden Aktivitäten wie dem Mountainbiken ein schönes Argument ist“, fasst Herbert Horelt, Managing ­Director bei Devold zusammen.

Neue Wege im Biken
Beim Mountainbiken steht oft der Weg nach unten im Vordergrund, doch mit dem E-MTB rücken der Aufstieg sowie lange Tagestouren immer mehr in den Mittelpunkt. ­Jenni Fisk hebt diesbezüglich die technischen Details der Bekleidungsteile hervor: „E-MTB-Fahrer erzeugen weniger Körperwärme, was die Bedeutung anpassungsfähiger Belüftungssysteme noch wichtiger macht. Im Allgemeinen sind uns viele der für E-Mountainbikes benötigten Funktionen von früher bekannt, aber wir müssen immer berücksichtigen, wie sich das Fahren entwickelt, wenn neue Geräte auf den Markt kommen.“ Mit „Hike & Bike“ erkennt man bei Martini Sportwear einen weiteren Trend rund um das E-MTB: „Durch die E-Unterstützung wurden viele Destinationen am Berg deutlich zugänglicher. Somit hat der Hike and Bike-­Anteil der Radfahrer deutlich zugenommen, was sich am Produkt entsprechend widerspiegeln muss.“

Naturgemäß 
Steine, Wurzeln und unterschiedliche Untergründe verlangen volle Aufmerksamkeit, schärfen aber auch das Bewusstsein für die Natur, in der man sich bewegt. Dieses beginnt nicht erst im Sattel, sondern bereits bei der Wahl des Outfits: „Es ist offensichtlich, dass jene Menschen, die gern Zeit in der Natur verbringen, die Umweltveränderungen beobachten können. Dies führt zu einem stärkeren Bewusstsein und hohem Interesse für Fragen der Nachhaltigkeit. Die Norrøna-Nutzer sind sich der Umweltkrise bewusst und wissen, wie wir an nachhaltigen Lösungen arbeiten“, sagt Jenni Fisk. 

Diese Beobachtung teilt Devold-­Experte Horelt: „Unsere Zielgruppe ist natursensibel und interessiert sich für Umweltbelange. Das stellen wir über Marketing-Aktionen und über das Gespräch mit unseren Handelspartnern fest. Diesen Kundinnen und Kunden geht es etwa darum, Kleidung weniger oft waschen zu müssen und sie öfter und länger zu tragen.“ 

Generell beginnt sich das Bedürfnis nach nachhaltigen Produkten allgemein durchzusetzen, meint auch Sebastian Waldbauer: „Die Nähe zur Natur ist hier weniger ausschlaggebend, es ist vielmehr das Bewusstsein der Kunden, dass wir alle Teil des Problems, des Klimawandels, sind. Unsere Käuferschicht fragt deswegen immer mehr nach nachhaltigen, sprich robusten, hochwertigen und vielseitig verwendbaren Outdoorprodukten. Bei vielen geplanten Neuanschaffungen wird nach einer ‚grüneren Variante‘ gefragt, die verschiedenste Nachhaltigkeitskriterien erfüllen kann.“

Langfristig nachhaltig 
Dass der Kundenwunsch nach nachhaltigen Produkten wächst, darüber sind sich die Hersteller also einig. Die Ansatzmöglichkeiten, um darauf zu reagieren, sind zugleich vielfältig: „Kreislaufwirtschaft, verantwortungsvolles Sourcing und transparente Lieferketten sind Punkte, um die sich heute jedes Unternehmen kümmern muss. Hier sind wir mit unseren eigenen Produktionsstätten in Litauen in einer besonders glücklichen Lage. Wir können den gesamten Produktionsprozess vom Stricken übers Schneiden und Nähen bis zur abschließenden Veredelung überblicken“, erklärt der Managing Director von Devold. 

Neben dem Herstellungsprozess und hohen Standards in der Produktion ist Langlebigkeit ein zentraler Aspekt, unterstreicht Sebastian Waldbauer: „Outdoor-Sportler suchen nach multifunktionaler Ausrüstung, die möglichst lange getragen werden kann. Für uns als Produzent ist es unerlässlich geworden, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die unsere Grundsätze verantwortungsbewusst mittragen und permanent an Verbesserungen arbeiten: mit der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, modernen Fertigungsanlagen und kontinuierlicher Schadstoffminimierung.“ 

Dass dabei die Bekleidungsindustrie besonders gefordert ist, unterstreicht Jenni Fisk: „Der wichtigste Ansatz bei Norrøna ist es, Produkte so zu schaffen, dass sie maximal langlebig sind. Wir haben einen fortschrittlichen Entwicklungsprozess, bei dem wir Designideen und Materialien mit unseren Botschaftern testen, um die funktionellsten und langlebigsten Lösungen zu finden. Die Bekleidungsindustrie nimmt den zweitgrößten Einfluss auf die Umweltverschmutzung, daher müssen wir die Herausforderungen mit weitreichenden strukturellen Veränderungen angehen.